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Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB

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Eines ist sicher: Für unser Konsum- <strong>und</strong> Wirtschaftsmodell in Deutschland werden große Mengen<br />

an Rohstoffen benötigt <strong>und</strong> es werden enorme Emissionen verursacht. Es beruht zu einem großen<br />

Teil auf fossilen Energieträgern – insbesondere auf Erdöl, Erdgas <strong>und</strong> Kohle. Die Verbrennung<br />

dieser Rohstoffe ist eine der Hauptursachen für den <strong>Klimawandel</strong>.<br />

Unter den Folgen unseres ressourcenintensiven Wirtschaftsmodells leiden insbesondere die Länder<br />

der südlichen <strong>und</strong> östlichen Hemisphäre, <strong>und</strong> dort vor allem die armen Bevölkerungsgruppen,<br />

die aufgr<strong>und</strong> ihrer prekären Lage oftmals nicht die Ressourcen haben, um sich entsprechend<br />

anzupassen. Gleichzeitig sind diese Länder <strong>und</strong> Bevölkerungsgruppen diejenigen, die am wenigsten<br />

verantwortlich für globale Konsequenzen sind, wie sie zum Beispiel durch <strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> Verlust<br />

von biologischer Vielfalt hervorgerufen werden. 88<br />

Aber nicht nur die Länder des Südens <strong>und</strong> dort insbesondere die armen Bevölkerungsgruppen sind<br />

leidtragend, sondern zum Beispiel auch die indigene Bevölkerung in den nördlichen Regionen.<br />

Deutschland <strong>und</strong> Sibirien – wie hängt das zusammen?<br />

Und so wird die Brücke zu unseren ProjektparterInnen in Sibirien geschlagen: Deutschland bezieht<br />

mit 35 Mio. Tonnen r<strong>und</strong> 30% seines importierten Erdöls sowie 40% des importierten Erdgases<br />

(rd. 35 Mrd. m³) aus Russland. Das ist mehr als aus jedem anderen Land der <strong>Welt</strong>. Schwerpunkte<br />

der Förderung von Erdöl <strong>und</strong> Erdgas sind Westsibirien <strong>und</strong> die Insel Sachalin im Osten Russlands.<br />

Dort leben die „kleinen Völker des Nordens“: Chanty <strong>und</strong> Mansi <strong>und</strong> andere indigene Gruppen, die<br />

die Leidtragenden des Exportbooms sind. Denn die Förderung von Öl <strong>und</strong> Gas erfolgt zumeist ohne<br />

Rücksicht auf die traditionelle Lebensweise der sibirischen Ureinwohner, die von einer intakten<br />

<strong>Um</strong>welt abhängig ist.<br />

In Sibirien beherrschen russische Öl- <strong>und</strong> Gasfirmen die Produktion. Diese befinden sich seit 1993<br />

in einem Privatisierungsprozess. Trotzdem hält der Staat an den einzelnen Unternehmen einen<br />

Anteil zwischen 17 <strong>und</strong> 51%. Diese Firmen spielen eine Schlüsselrolle in der russischen Wirtschaft.<br />

Zwischen 40 <strong>und</strong> 75% der russischen Deviseneinkünfte stammt aus dem Ölgeschäft. Mit seinem<br />

Hauptsitz in Moskau ist Lukoil der größte russische Ölkonzern. Gasprom ist der staatliche russische<br />

Erdgasmonopolist <strong>und</strong> das größte Unternehmen Russlands. Von den 614 Milliarden Kubikmetern<br />

Erdgas, die 1997 in Russland gefördert wurden, entfallen 94% auf Gasprom, das damit circa 25 %<br />

des <strong>Welt</strong>aufkommens bestritt. Die Förderung des Erdgases wird von acht regionalen Vereinigungen<br />

organisiert. Die drei wichtigsten befinden sich auf dem Gebiet der Chanty <strong>und</strong> Mansi. Inzwischen<br />

sind drei deutsche Gasunternehmen zu den wichtigsten Partnern von Gasprom geworden. Ruhrgas<br />

unterzeichnete 1998 Lieferverträge bis zum Jahr 2020 für 25 Milliarden DM <strong>und</strong> beteiligte sich<br />

mit 660 Millionen Dollar, das heißt 2,5 %, an dem russischen Unternehmen. Die BASF Tochter<br />

Wintershall arbeitet über das joint venture Wingas seit 1990 mit Gasprom am Pipelinebau von Jamal<br />

nach Deutschland. Anfang 1999 vereinbarten Wingas <strong>und</strong> Gasprom auch eine Zusammenarbeit bei<br />

der Förderung des Gases <strong>und</strong> nicht nur bei Transport <strong>und</strong> Handel. 89<br />

88 Brot für die <strong>Welt</strong> et. al. (2009): Zukunftsfähiges Deutschland II, Wegmarken für einen Kurswechsel. Eine Zusammenfassung<br />

der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten <strong>Welt</strong>“ des Wuppertal Instituts für Klima, <strong>Um</strong>welt, Energie.<br />

89 Gesellschaft für bedrohte Völker (2005): Hintergr<strong>und</strong>text zur Öl- <strong>und</strong> Erdgasförderung in Westsibirien.<br />

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