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Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB

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Der relativ lichte boreale Wald leidet unter mehreren Faktoren. Die Tausende von km langen Ganz-<br />

jahres-Trassen für Straßen <strong>und</strong> Eisenbahn wirken als „Dämme“. Auf der flussabgewandten Seite<br />

steigt der Wasserspiegel an, auf der flusszugewandten Seite trocknet der Boden zu schnell ab. Beider-<br />

seits stirbt der Wald. Für jeden Kilometer Bohlenweg müssen 50 bis 60 ha Wald gerodet werden,<br />

Besonders drastisch ist die Zunahme von Waldbränden.<br />

Außerdem werden Jahr für Jahr r<strong>und</strong> 15 Milliarden Kubikmeter Gas abgefackelt. Die bei der Verbrennung<br />

freigesetzten Schadstoffe verschmutzen die umliegenden Gebiete.<br />

Die Luft ist durch das Gasabfackeln belastet. Dabei wird unter anderem das krebserregende<br />

Benzpyren freigesetzt, welches etwa in der Stadtluft von Surgut <strong>und</strong> Nishnewartowsk die Grenzwerte<br />

um ein Vielfaches überschreitet <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit der Menschen gefährdet. 74<br />

Durch solche ökologischen Notstandsgebiete haben indigene Gemeinschaften keine Überlebenschance<br />

mehr. 75 Denn aufgr<strong>und</strong> der <strong>Um</strong>weltverschmutzung können die indigenen Völker ihre Lebensgr<strong>und</strong>lage<br />

nicht mehr durch halbnomadische Rentierzucht, Jagd <strong>und</strong> Fischerei decken. 76<br />

Außerdem verlieren die Indigenen durch den rasanten Landverbrauch <strong>und</strong> die <strong>Um</strong>weltverschmut-<br />

zung der Erdölfirmen viele ihrer Weidegebiete, die seit Jahrh<strong>und</strong>erten ihren Rentierherden als<br />

Nahrungsgr<strong>und</strong>lage dienen. 77<br />

Die Ölförderung <strong>und</strong> der <strong>Klimawandel</strong> bedingen sich gegenseitig. Einerseits wirkt sich die Erdöl-<br />

förderung negativ auf den <strong>Klimawandel</strong> aus, indem die russische Öl- <strong>und</strong> Gasindustrie jedes Jahr<br />

zwischen vier bis 35 Millionen Tonnen Methan freisetzt. Dies ist dramatisch für Erderwärmung<br />

<strong>und</strong> <strong>Klimawandel</strong>, denn Methan ist – über einen Zeitraum von 20 Jahren – als Treibhausgas 35-mal<br />

wirksamer als Kohlendioxid. 78 Andererseits hat der <strong>Klimawandel</strong> auch Auswirkungen auf die<br />

Erdölförderung: „Die Erderwärmung bedroht auch die Stabilität der auf Permafrost errichteten<br />

Gebäude, Straßen, Brücken <strong>und</strong> Pipelines. Ein Fünftel aller Unfälle an Öl- oder Gaspipelines wird<br />

durch ‚mechanische Veränderungen’ ausgelöst – meist zurückzuführen auf die reduzierte Stabilität<br />

des Bodens. 79<br />

Die ökologische Zerstörung Westsibiriens hat auch globale Konsequenzen. Der intakte boreale<br />

Wald der Nordhalbkugel <strong>und</strong> seine Spreu gelten als die größte CO2-Senke der <strong>Welt</strong>. Er speichert<br />

dauerhaft <strong>und</strong> mehr Kohlenstoff als der tropische Regenwald. Durch die Waldvernichtung wird<br />

einerseits vermehrt CO2 freigesetzt, andererseits droht die Verkarstung <strong>und</strong> eine Vermoorung sowie<br />

Versumpfung weiter Gebiete. 80 Zudem gelangt das Öl über die Flüsse bis in die Karasee <strong>und</strong> das<br />

Nordpolarmeer. 81<br />

74 Feddern, Jörg, Greenpeace e. V. (2002): Schwarzes Gold, schwarze Pest, S. 1f.<br />

75 Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ): Natur & Mensch im <strong>Klimawandel</strong>. Beilage: Länderprofile.<br />

In: Nachhaltigkeit hat viele Gesichter, Nr. 8, S. 28.<br />

76 Schröder, Ina (2008), S. 21.<br />

77 Lässig, Reinhard u. Hoffmann, Christian W.: Waldforschung in Russland, http://www.waldwissen.net/themen/wald_gesellschaft/weltforstwirtschaft/wsl_waldforschung_russland_originalartikel.pdf,<br />

S. 48f.<br />

78 Ebd. S. 1.<br />

79 Voswinkel, Johannes (2009): Hilferufe aus aller <strong>Welt</strong>. DIE ZEIT, Nr. 50, S. 47.<br />

80 AG Westsibirien: Leben mit der Taiga. http://www.projekte.kreckow.de/sibirien/#%C3 %96l.<br />

81 Feddern, Jörg, Greenpeace e. V. (2002): Schwarzes Gold, schwarze Pest, S. 1f.<br />

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