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Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB

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34<br />

Zu den bekanntesten Musikinstrumenten gehören heute ein fünfsaitiges Instrument (mansisch:<br />

„Sankvyltap“, chantisch: „Narsjuch“), eine neunsaitige Harfe, auch „Kranich“ genannt <strong>und</strong> eine<br />

Maultrommel aus Rentierknochen – „Tumran“. Die Saiteninstrumente durften traditionsgemäß<br />

nur Männer spielen. Die Maultrommel galt dagegen als ein „Fraueninstrument“. Da diese Musik-<br />

instrumente in der Sowjetzeit fast in Vergessenheit geraten sind, werden alte Musiktraditionen nun<br />

wieder belebt, wobei auch Frauen die Männerinstrumente spielen dürfen <strong>und</strong> umgekehrt. Heute<br />

benutzt man für die Saiteninstrumente Saiten aus Metall, früher jedoch stellten Musiker die Saiten<br />

aus Rentiersehnen her.<br />

Die traditionellen ob-ugrischen Tänze bestanden aus der Nachahmung bestimmter Tiere (Kranich,<br />

Ente, Rentier, Fuchs oder anderer) <strong>und</strong> der Nachahmung einer Jagdsituation (Jagd auf ein<br />

Eichhörnchen, einen Bären oder Fuchs), die mit Hilfe einer musikalischen Begleitung getanzt<br />

wurden. Ebenso waren auch sogenannte „stumme“ Tänze bekannt, die ohne musikalische Begleitung,<br />

also zur „inneren Musik“, getanzt wurden. Die Frauentänze sind sehr sanft, melodisch <strong>und</strong><br />

eher langsam, wobei hauptsächlich nur der Oberkörper bewegt wird. Beim Tanzen ist es wichtig,<br />

dass die Tänzerin ein traditionelles Kleid <strong>und</strong> Schmuck trägt, wozu auch ein Kopftuch gehört, das<br />

die Hände, den Kopf <strong>und</strong> den Rücken der Tänzerin bedeckt. Die männlichen Tänze sind dagegen<br />

energetischer, physisch kraftvoller, mit größeren Sprüngen dazwischen <strong>und</strong> wirken etwas abgehackt.<br />

Die russische Choreographie hatte einen großen Einfluss auf die Tanz- <strong>und</strong> Musikfolklore der<br />

ob-ugrischen Völker. Heute werden die Tänze weniger im Rahmen heiliger Zeremonien getanzt,<br />

sondern eher auf Tanz- <strong>und</strong> Musikfestivals, Konzerten <strong>und</strong> Wettbewerben. Damit änderte sich auch<br />

die Funktion der künstlerischen Betätigung der ob-ugrischen Völker, die nicht mehr nach „innen“<br />

gerichtet ist, sondern für ein größeres nationales <strong>und</strong> internationales Publikum gezeigt wird. Für<br />

die jungen Mansi <strong>und</strong> Chanty ist es ein Ansporn, traditionelle Tänze, Lieder <strong>und</strong> Musikinstrumente<br />

zu erlernen, wobei sie die traditionellen Elemente mit modernen zu vermischen suchen.<br />

2.2.6 Kunsthandwerk 55<br />

Die Beziehung der Menschen zu Alltagsgegenständen<br />

Die Einstellung der ob-ugrischen Völker zu Alltagsgegenständen geht über eine rein utilitaristische<br />

Bedeutung hinaus. Alle Gegenstände – beispielsweise ein Boot, ein Schlitten oder Schuhe – erfordern<br />

bestimmte Regeln für ihre Herstellung, Aufbewahrung, Schenkung oder Vererbung. Jede Sache,<br />

die privat oder kollektiv genutzt wird, bestimmt den sozialen Status ihres Besitzers. Alle Dinge,<br />

die man beim Fischen oder Jagen benutzt, müssen selbst hergestellt werden <strong>und</strong> lassen dadurch<br />

Rückschlüsse auf den Charakter seines Besitzers <strong>und</strong> dessen Können zu. Deswegen ist es traditionell<br />

verboten, die Gegenstände anderer zu benutzen oder eigene zu verkaufen. Ein Gegenstand, den man<br />

nicht selbst hergestellt hat, hat keine symbolische <strong>und</strong> sakrale Funktion mehr.<br />

Die Bedeutung des Schießbogens als ein Hauptjagdinstrument geht weit über seine eigentliche<br />

Anwendung hinaus. Ein Mann wächst mit seinem Bogen auf, geht damit zur Jagd <strong>und</strong> nimmt ihn<br />

nach seinem Tod ins Jenseits mit. Ein Schießbogen symbolisiert Kraft <strong>und</strong> Zugehörigkeit zum<br />

männlichen Geschlecht.<br />

55 Soweit nicht anders angegeben: Laux, Lukas: Kunsthandwerk, http://www.wildniscamp.de/, Fedotova, Elena T. <strong>und</strong> Potpot,<br />

Rimma M. übersetzt von Ina Schröder, September 2009 <strong>und</strong> http://www.etnic.ru/.

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