Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB

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port, die Förderung und die Verarbeitung von Öl und Gas 10.000 ha erschlossen. Die industrielle
Nutzung des Kreises umfasst: 150.000 Bohrtürme, 560 Fackeln zur Verbrennung von Begleitgasen,
35.000 ha ölverschmutzte Gebiete und 1,5 Millionen Tonnen Abfälle. Zudem passieren etwa 4.500
Unfälle bei den Gas- und Ölleitungen pro Jahr während des Abbaus.
Die hohen Umweltbelastungen durch extreme Luftverschmutzung, Industrieabfälle und Unfälle bei
den Gas- und Ölleitungen führen zu Krebs und Atemwegserkrankungen bei der Bevölkerung. Etwa
100 Flüsse und Bäche sind kontaminiert, Rentiere verenden aufgrund ölverseuchter Weideflächen. 44
Um einen Ausgleich für die Umweltverschmutzung zu leisten, wurden im Kreis Naturschutzgebiete
gegründet; diese machen zusammen circa 3,7 Millionen ha oder 6,3% der Gesamtfläche des Kreises
aus. Einer der größten Naturräume mit dem Status eines Naturschutzgebietes ist der Naturpark
Numto, der sich im Norden des Kreises befindet und 721.800 ha einnimmt. 45
Auf dem Territorium des Naturparks befindet sich einer der größten Seen des Kreises; er umfasst
etwa 60 km2 . Die Fläche der Sumpf- und Moorseen nimmt etwa 60 bis 70% der Gesamtfläche des
Naturparks ein, die borealen Wälder etwa 25 %. Der Park befindet sich im Subpolargebiet; hier treffen
zwei Landschaftsgürtel aufeinander: die boreale Taiga und der durch Permafrost gekennzeichnete
Landschaftsgürtel der Tundra. Die Vegetationsperiode beträgt zwei bis vier Monate und das wärmste
Monatsmittel liegt zwischen +6°C und +10°C. Gegen Norden hin wird die Bewaldung der borealen
Zone immer dünner und geht dann in die Tundra über. Die Mischung aus bewaldeten und moorigen
Landschaften schafft die Grundlage für eine unvergleichliche Artenvielfalt.
Auf dem Territorium des Naturparks leben die Chanty. 46 Die Mischung aus Tundra, Waldtundra
und Taigalandschaften erlaubt es den Indigenen dort Wirtschaftsformen wie Jagd, Fischerei,
Rentierzucht und Sammeln zu betreiben.
Die Bewohner des Naturparks konnten ihre kulturelle Eigenständigkeit bis heute beibehalten, da
diese Region relativ lange isoliert war und das ökologische Gleichgewicht des Naturparks intakt
geblieben ist. So stellen sie bis heute ihre Haushaltsgeräte aus Holz und Birkenrinde her; die Frauen
nähen selbst ihre traditionelle Kleidung; die Männer stellen Jagd- und Fischereigegenstände
her und die indigenen Sprachen sind relativ gut erhalten geblieben. Mit der Einrichtung der
ökologischen Schutzzone im Park „Numto“ wurde der Versuch gestartet, nicht nur die Umwelt vor
anthropogener Zerstörung zu schützen, sondern auch die Territorien, die von den dort lebenden
indigenen Bevölkerungsgruppen auf traditionelle Weise bewirtschaftet werden. 47
44 Laux, Lukas: Naturschutzgebiete in Russland, http://www.wildniscamp.de/, S. 2 und Deutsche Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ): Natur & Mensch im Klimawandel. Beilage: Länderprofile. In: Nachhaltigkeit hat viele Gesichter, Nr.
8, S. 33.
45 Laux, Lukas: Naturschutzgebiete in Russland, http://www.wildniscamp.de/.
46 Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ): Natur & Mensch im Klimawandel. Beilage: Länderprofile. In:
Nachhaltigkeit hat viele Gesichter, Nr. 8, S. 33.
47 Laux, Lukas: Naturschutzgebiete in Russland, http://www.wildniscamp.de/, S. 8f.