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Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB

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48<br />

Bewohner des Numto beschwerten sich aus diesem Gr<strong>und</strong> im Winter 2007 bei der Chantisch-<br />

Mansischen Regierung <strong>und</strong> bei der Ölfirma. Die lokale Administration <strong>und</strong> die Ölgesellschaft<br />

einigten sich daraufhin mit den Bewohnern, dass sie über die Pläne der Ölgesellschaft informiert<br />

werden, dass ihnen Territorien traditioneller Naturnutzung zugesichert werden <strong>und</strong> dass sie Ent-<br />

schädigungszahlungen erhalten, falls auf ihrem Territorium Erdöl gefördert werden sollte. 2006<br />

trat ein neues Gesetz über Territorien traditioneller Naturnutzung in Kraft, das den Indigenen die<br />

Nutzungsrechte an ihrem Boden zusichert, nicht aber an dem, was sich unter dem Boden befindet.<br />

Die Gültigkeit solcher Verträge ist nie vor Gericht geprüft worden. Es besteht keine gesetzliche,<br />

einklagbare Gr<strong>und</strong>lage für Forderungen an die Erdölunternehmen von Seiten der Indigenen. Im<br />

Gegensatz zu den Erdölunternehmen besitzen die Indigenen kaum juristische Kenntnisse. Die<br />

Leistungen aus den Verträgen bringen nur kurzfristig materielle Vorteile, langfristig können sie<br />

die Vernichtung der Ressourcen nicht aufwiegen. Sie bringen Indigene, die die Erdölindustrie auf<br />

ihrem Gebiet zulassen, in eine materiell besser gestellte Position <strong>und</strong> benachteiligen diejenigen,<br />

die keine Rentierweiden <strong>und</strong> Fischgründe an die Erdölindustrie verloren haben oder Widerstand<br />

leisten. Die ökonomischen Vereinbarungen machen die Besitzer von materiellen Gütern langfristig<br />

zu Almosenempfängern, mit allen damit verb<strong>und</strong>enen negativen sozialen Folgen. Das Schicksal<br />

des Naturparks Numto sowie seiner Bewohner wird durch die Lobby der Erdölindustrie <strong>und</strong> der<br />

Marktanfrage für fossile Ressourcen bestimmt. 72<br />

Folgen der Ölförderung<br />

Ähnlich wie bei anderen indigenen Völkern, zum Beispiel Alaskas (Inuit), Nigerias (Ogoni) oder<br />

den Indigenen in Ecuadors Tiefland, um nur die betroffensten aufzuzählen, ist die nationale<br />

wie internationale Öl- <strong>und</strong> Gasförderung als Katastrophe über die Völker Westsibiriens herein-<br />

gebrochen, da auf ihre Belange keinerlei Rücksicht genommen wurde <strong>und</strong> wird. Sie geht einher<br />

mit einer starken Gefährdung des gesamten Ökosystems durch Übernutzung, Verschmutzung <strong>und</strong><br />

Vergiftung. Hiervon betroffen sind: Oberflächengewässer, Gr<strong>und</strong>wasser, Wälder, Böden, sowie<br />

Siedlungsgebiete der ansässigen Bevölkerung. Folglich wird der Lebensraum von Menschen, Tieren<br />

<strong>und</strong> Pflanzen zerstört. Hauptursachen dieser <strong>Um</strong>weltverschmutzungen sind Pipeline-Lecks <strong>und</strong><br />

Unfälle an Pipelines <strong>und</strong> Förderanlagen. Von den Pipelines sind ein Drittel über 30 Jahre alt <strong>und</strong><br />

reparaturbedürftig. Allein in der westsibirischen Ölförderregion treten jährlich bis zu 5000 Brüche<br />

von Ölpipelines auf. Schätzungsweise sickern zwischen drei <strong>und</strong> zehn Millionen Tonnen Erdöl in<br />

Böden <strong>und</strong> Gewässer. Im Einzugsgebiet der Flüsse Ob <strong>und</strong> Pur gibt es praktisch keine Öl-freien<br />

Flussläufe mehr. Weitere Ursachen für die Verschmutzung sind die Freisetzung von Bohrabfällen,<br />

leckende Lagertanks <strong>und</strong> Mülldeponien. 73<br />

So ist durch die unzähligen Lecks an Erdöl- <strong>und</strong> Erdgasleitungen die Wasser- <strong>und</strong> Bodenqualität<br />

zurückgegangen. Mehrere Millionen Hektar Rentierweide sind bereits durch Öl vernichtet, Wasser<br />

<strong>und</strong> Nahrungsmittel (Jagdbeute, Fisch) verseucht.<br />

Weiterhin dezimieren die zahlreichen Ölarbeiter durch unkontrollierbare Wilderei den Tierbestand<br />

massiv.<br />

Die Gas-<strong>und</strong> Ölpipelines müssen gekühlt werden, sonst schmelzen sie sich in den Frostboden ein.<br />

Der dadurch entstehende meterdicke Eismantel um die Rohre stört die Fließrichtung von Gr<strong>und</strong><strong>und</strong><br />

Oberflächenwasser.<br />

72 Laux, Lukas: Naturschutzgebiete, http://www.wildniscamp.de.<br />

73 Greenpeace (2002): Erdöl: Gefahr für <strong>Um</strong>welt, Klima <strong>und</strong> Menschen, S. 10f.

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