Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB
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Es existierte die Meinung, dass man keine Geheimnisse in der Gegenwart eines H<strong>und</strong>es aussprechen<br />
durfte, da dieser die menschliche Sprache verstehen konnte. Der H<strong>und</strong> war so hochgeschätzt, dass<br />
man das Töten eines H<strong>und</strong>es mit einem Menschenmord verglich. Es existierten viele Einschrän-<br />
kungen, wann welche Tiere gejagt <strong>und</strong> verzehrt werden durften. Es existierte z.B. ein Verbot das<br />
Fleisch wilder Tiere <strong>und</strong> der Nutztiere zusammen zu kochen, da alle wilden Tiere dem Gott Torum<br />
gehören <strong>und</strong> die Nutztiere (wie alles zum Haushalt Gehörige) dem Menschen.<br />
Zu einer sehr alten Tradition der ob-ugrischen Völker gehörte die Verehrung der Feuergöttin. Das<br />
Feuer hatte die Fähigkeit zu reinigen <strong>und</strong> zu schützen. Es wurde angenommen, dass es die bösen<br />
Geister <strong>und</strong> Menschen mit bösen Gedanken vertreiben kann. Die Chanty stellten sich das Feuer als<br />
eine Frau in einem roten Mantel vor, mit welcher im <strong>Um</strong>gang besondere Verhaltensregeln angebracht<br />
waren. Es war nicht erlaubt, Essensreste oder Müll ins Feuer zu werfen <strong>und</strong> es war nicht erlaubt, im<br />
Feuer mit Gegenständen aus Metall herumzuwühlen (dafür wurden Stöckchen aus Holz benutzt).<br />
Ebenso war es nicht erlaubt in der Gegenwart des Feuers zu schimpfen oder zu lügen. Ein anderes<br />
Tabu war, dass es Gästen nicht erlaubt war, in einer fremden Feuerstelle Feuerholz nachzulegen oder<br />
gar Feuer zu machen. Für die Feuergöttin wurden oft Opfergaben dargebracht – man träufelte Wein,<br />
selbstgebrannten Alkohol, Fett oder Blut eines geopferten Tieres ins Feuer.<br />
Zudem hatten alle Bäume eine wichtige Bedeutung in der religiösen <strong>Welt</strong>anschauung der obugrischen<br />
Völker. Die Bäume waren fähig sich mit Hilfe von Blättern etwas zuzuflüstern. Eine Birke<br />
galt als heiliger Baum, die die Ober- <strong>und</strong> die Unterwelt miteinander verband.<br />
2.2.4 Feste 53<br />
Das Bärenfest<br />
Der Kult des Bären findet im Kontext einer Bärenzeremonie beziehungsweise eines Bärenfestes<br />
statt. Die Zeremonie soll eine Art Entschuldigung des Jägers dafür sein, dass er den Bären getötet<br />
<strong>und</strong> sein Fleisch als Nahrung genutzt hat. Die Zeremonie des Bärenfestes wird durch folgenden<br />
Mythos erklärt.<br />
Wie der Bär auf die Erde kam …<br />
Eines Tages sah der Bär zufällig vom Himmel, wo er mit seinem Vater, dem Gott Torum wohnte,<br />
auf die grüne Erde. Nach langem Überreden schickte Torum seinen Sohn auf die Erde, gab ihm<br />
aber strenge Verhaltensregeln mit auf den Weg. So kam er schließlich herunter <strong>und</strong> bemerkte,<br />
dass die Lebensbedingungen auf der Erde härter waren, als er es sich vorher ausgemalt hatte.<br />
Hungrig <strong>und</strong> verfolgt von Mücken <strong>und</strong> Fliegen suchte er Nahrung; er bemerkte in der Ferne<br />
eine Rentierherde. In seiner Not vergaß er das Versprechen, das er seinem Vater gegeben hatte<br />
<strong>und</strong> riss einige Tiere. Erzürnt über die Vergehen des Bären setzte sich die Mutter Erde für die<br />
Menschen ein <strong>und</strong> nahm dem Bären seine Unsterblichkeit.<br />
53 Soweit nicht anders angegeben: Laux, Lukas: Feste, http://www.wildniscamp.de/.