Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB
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„Wo kämen wir hin, wenn alle sagten,<br />
wo kämen wir hin <strong>und</strong> niemand ginge, um einmal zu schauen,<br />
wohin man käme, wenn man ginge.“<br />
Kurt Marti, Schweizer Theologe <strong>und</strong> Schriftsteller<br />
Zukunftsfähiges Deutschland?<br />
Die Kapitel 1 <strong>und</strong> 2 des <strong>Handbuch</strong>s haben gezeigt: <strong>Klimawandel</strong> vollzieht sich, Biologische Vielfalt<br />
schwindet <strong>und</strong> beide globalen Probleme führen dazu, dass Menschen ihren Lebensraum <strong>und</strong> ihre<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lage verlieren.<br />
Jetzt stellt sich die Frage, was das eigentlich mit uns in Deutschland zu tun hat? Zusammenhänge<br />
zwischen unserem Lebensstil <strong>und</strong> den skizzierten Problemen lassen sich ohne weiteres finden.<br />
Spätestens seit der <strong>Welt</strong>konferenz für <strong>Um</strong>welt <strong>und</strong> Entwicklung <strong>und</strong> der Verabschiedung der Agenda<br />
21 im Jahr 1992 in Rio de Janeiro ist auch in Deutschland der Begriff der Nachhaltigen Entwicklung<br />
in aller M<strong>und</strong>e. Der Bedarf an <strong>Um</strong>weltschutz <strong>und</strong> die Notwendigkeit, global gerecht zu handeln,<br />
werden kaum noch in Frage gestellt. Allerdings ist auch festzustellen, dass es in Deutschland<br />
im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung noch viel zu tun gibt. Zwar gibt es mittlerweile eine<br />
nationale Nachhaltigkeitsstrategie <strong>und</strong> ein Klimaschutzprogramm der B<strong>und</strong>esregierung. In einigen<br />
Bereichen, wie zum Beispiel beim Kampf gegen den sauren Regen wurden auch bemerkenswerte<br />
Erfolge erzielt. Im Bereich der regenerativen Energien ist Deutschland ein technologischer <strong>und</strong><br />
politischer Vorreiter.<br />
Doch steigt der Bedarf nach Rohstoffen in Deutschland immer noch, es wird immer mehr Metall,<br />
Erdöl oder Kohle verbraucht. Der Primärenergieverbrauch blieb in den vergangenen 15 Jahren<br />
auf fast unverändertem Niveau. Und der Bedarf an tierischen <strong>und</strong> pflanzlichen Rohstoffen bleibt<br />
ebenfalls unverändert hoch. Weitere Beispiele für das nicht-nachhaltige Wirtschaftssystem sind<br />
vielfältig.<br />
Wie alle Industrienationen ist Deutschland eine Wachstumsgesellschaft. Nicht nur die Wirtschaft<br />
dreht sich um Wachstum. Wachstum wird auch als Zauberformel für die Lösung von sozialen<br />
Problemen gesehen, um Arbeitslosigkeit abzubauen, auch um die <strong>Um</strong>welt zu schützen. Doch die<br />
Wachstumsorientierung steht in einem starken Spannungsverhältnis zu einer zukunftsfähigen<br />
Entwicklung – denn selbst mit ressourceneffizienten Technologien wird eine wachstumsorientierte<br />
Lebensweise die <strong>Um</strong>welt immer stärker beanspruchen <strong>und</strong> belasten.<br />
Der größte Teil der <strong>Um</strong>weltprobleme geht auf die Befriedigung unserer Bedürfnisse <strong>und</strong> Gewohnheiten<br />
zurück. Essen, Trinken, Wohnen <strong>und</strong> Fortbewegung – letztere insbesondere mit dem Auto<br />
oder auch mit dem Flugzeug.<br />
Und die ständige Steigerung des materiellen Wohlstands geht mit einer ständigen Schaffung<br />
neuer Ansprüche einher. So ist von 1960 bis heute in den alten B<strong>und</strong>esländern die Wohnfläche je<br />
Einwohner von 15 km2 auf über 40 km2 angestiegen. Eine Klimaanlage im Auto galt vor 15 Jahren<br />
noch als Luxus, aber heute mögen Viele nicht mehr darauf verzichten. Die Menschen haben sich an<br />
ein unaufhörliches Mehr, Schneller <strong>und</strong> Weiter gewöhnt <strong>und</strong> hinterfragen diese Entwicklung viel<br />
zu selten.