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6.3 Wasseranalyse 219<br />
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Potentialänderung bei definierter Zugabe von Standardlösungen (Addition) oder bei<br />
Zugabe von Fällungsmit-teln (Subtraktion) gemessen. Bei der Titration dagegen wird die<br />
sprungartige Potentialände-rung nur als Indikator verwendet. Die Ionenkonzentration wird<br />
anschließend aus dem Ver-brauch des zugegebenen Reagenzes errechnet. Die Anwendung<br />
von Inkrementverfahren verlangt Meßgeräte mit einer Auflösung von ≤ 0,1 mV.<br />
Für kontinuierliche Messungen finden ionenselektive Meßverfahren nur in<br />
Ausnahmefällen Anwendung, da die kontinuierlichen Messungen die gleichen<br />
Probenvorbereitungen (z. B. Ionenstärke- und pH-Wert-Einstellungen) erfordern wie die<br />
Labormessungen.<br />
6.3.4.4 Bestimmung von gelöstem Sauerstoff<br />
Sauerstoff ist in Wasser löslich. Er ist eine Grundlage für das Leben im Wasser. In natürliche<br />
Wässer gelangt der Sauerstoff aus der Luft und durch die Fotosynthese von Algen<br />
und Wasserpflanzen. Beim Abbau organischer Verunreinigungen durch Mikroorganismen<br />
wird Sauerstoff verbraucht. Über den Sauerstoffeintrag kann die biologische<br />
Abwasserreinigung gesteuert werden. In eisernen Trinkwasserrohren sorgt eine<br />
ausreichende Menge gelösten Sauerstoffes für die Bildung einer schützenden Deckschicht.<br />
Ein Sauerstoffmangel dagegen führt zur Bildung von Rostwasser. In Warm- und<br />
Heißwasserleitungen bildet sich keine Deckschicht aus. Der Sauerstoff führt dann zu<br />
Korrosion und wird deshalb in Kesselwasser durch Zugabe chemischer Substanzen (z. B.<br />
Hydrazin) bis unter 0,02 mg/l gesenkt.<br />
Die Löslichkeit von Sauerstoff in Wasser hängt im wesentlichen vom<br />
Sauerstoffpartialdruck ab. Von Einfluß sind jedoch auch die Temperatur, der Gesamtdruck<br />
und der Gehalt an ge-lösten Salzen. Trockene Luft enthält 20,9 % Sauerstoff. Der<br />
Sauerstoffpartialdruck in trockener Luft beträgt also 20,9 % vom Gesamtdruck der Luft<br />
(Atmosphärendruck). Das sind unter Normalbedingungen (101,3 kPa; 25 °C) 21,2 kPa. In<br />
mit Wasserdampf gesättig-ter Luft muß davon der Partialdruck des Wasserdampfes<br />
subtrahiert werden, so daß 20,7 kPa für den Sauerstoffpartialdruck in gesättigter Luft<br />
übrigbleiben. Im Gleichgewichtszu-stand zwischen Wasser und Luft beträgt auch der<br />
Sauerstoffpartialdruck des mit Sauerstoff gesättigten Wassers 20,7 kPa.<br />
Darauf beruht die Kalibrierung der Sauerstoff-Meßsonden über einer Wasseroberfläche<br />
bzw. in speziellen Kalibriergefäßen. Zur Einstellung des Sondennullpunktes dagegen wird<br />
der Sauerstoffsensor in eine sauerstofffreie Natriumsulfitlösung eingetaucht. Da der Sättigungswert<br />
stark vom Luftdruck abhängt, besitzen moderne Sauerstoff-Meßgeräte elektronische<br />
Barometer, so daß sie den Luftdruck selbsttätig berücksichtigen können. Im anderen<br />
Falle muß der herrschende Atmosphärendruck von Hand eingegeben werden. Die Sauer-