Niedersächsisches Kultusministerium Einheitliche ...
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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage zum Aufgabenbeispiel für die mündliche Prüfung<br />
118<br />
Tarifkonflikt<br />
Mehr Arbeitsplätze durch höhere Löhne?<br />
PRO: Hinrich Feddersen (Mitglied des Bundesvorstandes ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft)<br />
Klares Ja, angesichts der niedrigen Gehaltssteigerung in den letzten Jahren!<br />
Wenn die Beschäftigten mehr Geld ausgeben können, kann Handel und Industrie<br />
mehr verkaufen und produzieren – mit zusätzlichen Arbeitsplätzen. Volkswirtschaftlich<br />
betrachtet, sind Gehälter vor allem Nachfrage, die bei deutlicher<br />
Steigerung (mindestens Ausgleich von Inflation und erhöhter Produktivität) zu<br />
mehr Beschäftigung führen, insbesondere bei schwächelnder Exportnachfrage.<br />
Die Praxis beweist dies. Beispiel Deutschland: Seit Beginn der neunziger Jahre ist<br />
es den Arbeitgebern gelungen, auch auf Grund bescheidener Tarifabschlüsse,<br />
ihre Gewinne und Vermögen, die nicht in zusätzliche Arbeitsplätze investiert<br />
wurden, insgesamt massiv zu steigern, während die Lohnquote deutlich<br />
schrumpfte. Folge: Nur wenig zusätzliche Arbeitsplätze – abgesehen von 325<br />
Euro-Jobs – wurden geschaffen.<br />
Beispiel Frankreich: In den letzten vier Jahren stiegen dort die Stundenlöhne<br />
doppelt so stark wie in Deutschland. Die französische Wirtschaft wuchs durchschnittlich<br />
um 2,8 Prozent jährlich gegenüber Deutschland mit durchschnittlich<br />
1,8 Prozent. Die Anzahl der Arbeitsplätze stieg in Frankreich in diesem Zeitraum<br />
um 8 Prozent gegenüber Deutschland mit nur 4 Prozent. Die Arbeitslosenquote<br />
sank im Nachbarland – unterstützt durch staatliche Arbeitszeitverkürzungs-<br />
Politik – um 3,8 Prozent, während sie bei uns nur um 2 Prozent zurückging.<br />
Fazit: Die Lohnzurückhaltung in Deutschland diente einseitig der Stärkung der<br />
Exportposition. Versprochene zusätzliche Jobs wurden nicht geschaffen. Das<br />
zweite Standbein unserer Volkswirtschaft, die Binnennachfrage, hat schwer gelitten.<br />
Also: Höchste Zeit, dass im Jahr 2002 durch deutliche Gehaltssteigerungen<br />
volkswirtschaftlich notwendige Korrekturen eingeleitet werden. Für die Beschäftigten<br />
im Bankgewerbe fordert ver.di: Deutlich höhere Gehälter und Maßnahmen<br />
zur Beschäftigungssicherung angesichts des umfangreich geplanten<br />
Stellenabbaus. Das Gesamtforderungsvolumen beträgt 6,5 %.<br />
(Quelle: Die Bank, Heft 4/2002, S. 223)