Einführung zum Praxismaterial aus dem Projekt ... - Frühe Chancen
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© DJI/<strong>Projekt</strong> „Sprachliche Bildung und Förderung für Kinder unter Drei“ Juni 2011<br />
Kindliches Lernen neu gesehen<br />
Für die ersten Erkundungsgänge von Kindern sind in erster Linie körperliche Erfahrungen und<br />
sinnliche Wahrnehmungen bedeutsam. Über den Mund, die Hände und Haut sowie mit Augen und<br />
Ohren nehmen Säuglinge ihre Umgebung in sich auf und erfahren, was mit ihnen selbst und um sie<br />
herum passiert. Diese sinnlichen Erfahrungen sind von Beginn an verknüpft mit emotionalen<br />
Eindrücken und Empfindungen, die schon Säuglinge lautstark <strong>zum</strong> Ausdruck bringen und<br />
kommunizieren:<br />
„So macht das kleine Kind seine ersten Welterfahrungen zunächst mit <strong>dem</strong> Mund. Über den Mund<br />
gehen die ersten aktiven Suchbewegungen des Säuglings, um etwas über die Welt zu erfahren. Und<br />
diese Welt ist eine Welt der Nahrung und was damit zusammenhängt. Ein paar Wochen später,<br />
wenn es satt und zufrieden ist, wird es die Augen und Ohren öffnen, um eine Weile mit hoher<br />
Aufmerksamkeit das zu verfolgen, was über diese Sinne einströmt. Doch ist es diesen Reizen noch<br />
mehr <strong>aus</strong>gesetzt, als dass es ihnen nachgehen könnte. Was aber mit seinem Körper passiert, im<br />
Badewasser, auf <strong>dem</strong> Wickeltisch, in den Armen der Mutter, an der Brust usw., das ruft seine<br />
unmittelbare körperliche Antwort hervor: Es wendet sich zu oder ab; es lässt etwas mit sich<br />
geschehen oder sträubt sich mit der ganzen Kraft seines Körpers. Und wenn der Widerstand nichts<br />
nützt, wird es schreien, so schreien, dass Erwachsene es kaum <strong>aus</strong>halten können, darauf nicht zu<br />
reagieren.“ (Schäfer 2011, S. 4)<br />
Ein entscheidender weiterer Entwicklungsschritt beim kindlichen Lernen tritt dann ein, wenn<br />
Kinder sich durchs Krabbeln und Laufen zunehmend autonomer bewegen können und damit ein<br />
großes Stück an Selbstständigkeit gewinnen. So sind für Kleinkinder Bewegungserfahrungen sowie<br />
das aktive und sinnliche Erkunden ihrer Umwelt die wesentlichen ersten Quellen für den Aufbau<br />
ihrer inneren Vorstellungswelt, mit der die sprachliche Entwicklung eng verknüpft ist.<br />
Entwicklungs-, Erfahrungs- und Lernprozesse sind in der frühen Kindheit nicht voneinander zu<br />
trennen. Das dar<strong>aus</strong> entstehende Wissen der Kinder besteht zunächst nicht unabhängig von ihren<br />
Handlungen. „Das erste Können und Wissen wird in der frühen Kindheit implizit gewonnen – z.B.<br />
durch Nachahmung – und bleibt <strong>zum</strong> größten Teil auch implizit und weitgehend unbewusst. Es ist<br />
durch Handeln verkörpertes Wissen.“ (Schäfer 2010, S. 70)<br />
Die grundlegende Ausstattung für diese Lernprozesse bringen Kinder von Anfang an mit. Ihre<br />
Wahrnehmungssinne sind auf allen Kanälen „auf Empfang“ eingestellt. Nach den Ergebnissen der<br />
neueren Säuglings- und Kleinkindforschung wenden sie sich aktiv und zielgerichtet ihrer Umgebung<br />
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