Einführung zum Praxismaterial aus dem Projekt ... - Frühe Chancen
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© DJI/<strong>Projekt</strong> „Sprachliche Bildung und Förderung für Kinder unter Drei“ Juni 2011<br />
Beteiligung der Kinder und der Fachkräfte<br />
Obwohl die Kinder die gleiche Situation erleben, sind die Interessen der Kinder sehr<br />
unterschiedlich. So beobachten einige Kinder der Gruppe das feuerrote Auto auf der<br />
gegenüberliegenden Straßenseite, während die beiden Mädchen Laura und Tina begeistert vor <strong>dem</strong><br />
Brillengeschäft stehenbleiben. Kinder im Alter von null bis drei Jahren werden in ihren Handlungen<br />
und Interessen noch sehr von ihrer unmittelbaren Wahrnehmung geführt. Obendrein entdecken sie<br />
bei ihren Beobachtungen häufig Details, die für Erwachsene scheinbar ein ganz nebensächlicher<br />
Gegenstand der Betrachtung sind, wie in diesem Beispiel das Pflaster des Hasen in der<br />
Schaufenster<strong>aus</strong>lage. Um die Fachkräfte auf diese Entdeckungen aufmerksam zu machen, nutzen die<br />
Kinder all die ihnen zur Verfügung stehenden sprachlichen Mittel (z.B. Gesten, Wörter, stimmliche<br />
Betonung).<br />
Die Fachkraft geht hier auf das Interesse der Kinder ein: „Ganz viele Brillen. Das ist ein<br />
Brillengeschäft.“ Im Dialog setzt sie neue Impulse („Der hat ganz lange Ohren“), und gleichzeitig<br />
lässt sie sich von den Kindern und ihren weiteren Entdeckungen leiten („Hase“ und „Hase Aua“).<br />
Die fragende Haltung der Fachkraft („Hat der Hase ein Aua?“) signalisiert echtes Interesse an der<br />
Feststellung des Mädchens. Zugleich bettet ihre Frage die Zweiwortäußerung „Hase Aua“ in eine<br />
andere sprachliche Struktur ein. Zusätzlich beugt sie sich zu Laura hinunter und bringt ihr damit ihre<br />
volle Aufmerksamkeit entgegen.<br />
Reflexion<br />
Die feinfühlige Haltung (Kap. 4.2.) gegenüber den Kindern und ihren Interessen zeigt sich in<br />
diesem Beispiel im abgestimmten Wechselspiel zwischen Kindern und Fachkräften. Die Mädchen<br />
bestimmen die Gesprächsthemen der Situation und sind aktiv am Dialog beteiligt. Die<br />
Erzieherinnen können sich darauf einlassen, weil sie mit einer kleinen Kindergruppe unterwegs sind<br />
und sich genügend Zeit für den Dialog nehmen können. Sie drängen die Kinder nicht, dass sie<br />
schnell in die Kita müssen.<br />
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