25.10.2013 Aufrufe

Einführung zum Praxismaterial aus dem Projekt ... - Frühe Chancen

Einführung zum Praxismaterial aus dem Projekt ... - Frühe Chancen

Einführung zum Praxismaterial aus dem Projekt ... - Frühe Chancen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

© DJI/<strong>Projekt</strong> „Sprachliche Bildung und Förderung für Kinder unter Drei“ Juni 2011<br />

Beteiligung des Kindes<br />

Lukas hat den Platz auf der Kuschelmatratze für sich allein, andere Kinder spielen auf <strong>dem</strong> Teppich<br />

vor der Matratze, sie sind jedoch für Lukas nicht wichtig. Der Junge genießt offensichtlich die<br />

Situation wie einen kleinen Auftritt; er wendet sich in Sitzposition zur filmenden Erzieherin hin,<br />

blickt zunächst in die Videokamera, singt eine Zeile und begleitet dann seinen weiteren Vortrag mit<br />

großem körperlichen Einsatz: Er kickt mit <strong>dem</strong> Fuß in die Luft, lässt sich rückwärts auf die Matratze<br />

fallen, rollt hin und her und hält bei heftigen Körperbewegungen im Text inne – so entsteht eine<br />

stimmige und beachtliche Performance. Als das letzte Wort gesungen ist, bricht er abrupt ab und<br />

holt sich mit einem rhythmisierten „Bär, Bär, Bär, Bär“ einen Stoffbären heran und kuschelt sich mit<br />

ihm zufrieden bäuchlings auf die Matratze – die Vorstellung ist zu Ende!<br />

Gestaltung durch die Erzieherin<br />

Die Erzieherin ist an dieser spontan entstandenen Situation durch filmische Beobachtung beteiligt.<br />

Sie hält sich verbalsprachlich zurück, gibt aber <strong>dem</strong> Jungen durch ihre Aufmerksamkeit und<br />

Konzentration auf sein spontanes Singen das Signal: „Ich bin gespannt, was du für mich singen<br />

wirst.“<br />

Reflexion<br />

Die Erzieherin schildert Lukas als ein sehr sprechfreudiges Kind. Er liebt es, Wörter und Melodien<br />

zu produzieren z.B. als Begleitung seines Spiels, und er wiederholt häufig für sich die Lieder und<br />

Verse, die in der Kita aktuell gesungen werden. Dieses spontane Singen ist für ihn oft Selbstzweck,<br />

manchmal – wie in der oben beschriebenen Situation – richtet er sich damit auch an die<br />

Erwachsenen, um zu zeigen, wie gut er es schon kann. Aus seinem Spiel mit den „n“-Lauten lässt<br />

sich übrigens noch kein Hinweis auf einen Aussprachefehler ableiten. Da Lukas das „l“ in anderen<br />

Wörtern durch<strong>aus</strong> benutzt, kann es sich hier auch um ein spielerisches Ersetzen der Laute handeln.<br />

Wie eng darüber hin<strong>aus</strong> Bewegung und Singen verbunden sind, kann man an Lukas„ „Vortrag“<br />

überdeutlich sehen, dabei stillzusitzen, ist nicht vorstellbar!<br />

Für Kinder unter drei Jahren (aber auch bis weit hinein ins Kindergartenalter) ist dieses spontane<br />

Singen und Improvisieren mit vorgegebenen sprachlichen Formen wie in Versen und Liedern eine<br />

wichtige Form des Selbst<strong>aus</strong>drucks, die auch mit Stimmungen und Emotionen verbunden ist.<br />

Kinder üben dabei „beiläufig“ eine Menge an sprachlichen Fähigkeiten, <strong>zum</strong> Beispiel die<br />

Artikulation, das Gedächtnis, den sprachlichen und musikalischen Rhythmus.<br />

Kinder nutzen für dieses spontane Singen viele Impulse <strong>aus</strong> ihrer Umgebung, z.B. Autogeräusche,<br />

das Tropfen des Wasserhahns, die Türklingel und Vieles mehr. Sie ahmen die Geräusche so nach,<br />

74

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!