Einführung zum Praxismaterial aus dem Projekt ... - Frühe Chancen
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© DJI/<strong>Projekt</strong> „Sprachliche Bildung und Förderung für Kinder unter Drei“ Juni 2011<br />
4.2. Mit jungen Kindern im Dialog: Grundlagen zur Dialoghaltung<br />
Spracherwerb und der Ausbau sprachlicher Fähigkeiten vollziehen sich im bedeutungsvollen Dialog<br />
mit den wichtigsten Bezugspersonen eines Kindes. Viele Untersuchungen zur Kommunikation<br />
zwischen Eltern und Kind, aber auch zwischen Erzieher/inne/n und Kind zeigen, welch wichtige<br />
Rolle der Dialog für den Spracherwerb in den ersten Lebensjahren darstellt. Verschiedene Studien<br />
haben sich damit beschäftigt, welches Dialogverhalten der erwachsenen Bezugspersonen – und<br />
somit auch der pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen – den kindlichen<br />
Spracherwerb unterstützen kann. Die Ergebnisse zeigen, dass sich ein Dialogverhalten, das <strong>zum</strong><br />
einen erweiternd (elaborierend) und <strong>zum</strong> anderen feinfühlig (responsiv) ist, positiv auf die<br />
kindliche Sprachentwicklung <strong>aus</strong>wirkt. Um Kindern im Rahmen des Dialogs beiläufig ein<br />
erweiterndes Sprachangebot zu bieten, benötigen Fachkräfte theoriegestütztes Wissen <strong>zum</strong> frühen<br />
Spracherwerb (Kap. 3.2 Die fünf Etappen im Spracherwerb).<br />
Wenn Kleinkinder ihre Umgebung erkunden und eigene Handlungsmöglichkeiten erproben, ist es<br />
der/die kompetente Gesprächspartner/in, der/die <strong>dem</strong> Kind die Sprache liefern kann, die zu seinen<br />
Aktivitäten gehört. Mit ihrer bis <strong>zum</strong> Ende des ersten Lebensjahres erworbenen Fähigkeit zur<br />
geteilten Aufmerksamkeit können Kinder mit ihren Bezugspersonen über eine Sache, mit der sie<br />
sich gerade beschäftigen, in den Dialog treten. Ein feinfühliges Verhalten ist für den Spracherwerb<br />
besonders begünstigend, es wirkt sich also positiv <strong>aus</strong>, wenn pädagogische Fachkräfte <strong>dem</strong> Interesse<br />
des Kindes folgen und ihre Aufmerksamkeit gemeinsam mit <strong>dem</strong> Kind auf das richten, was es<br />
gerade fasziniert und interessiert. Einem Kind in den ersten drei Lebensjahren bieten sich die besten<br />
Sprachlernsituationen, wenn sich der/die Erwachsene den Interessen des Kindes anpasst und<br />
sprachlich kommentiert, womit sich das Kind beschäftigt. Die Bereiche, mit denen sich Kinder von<br />
sich <strong>aus</strong> intensiv <strong>aus</strong>einandersetzen, bieten ein wesentlich größeres Potenzial für den Spracherwerb,<br />
als wenn die erwachsenen Dialogpartner/innen versuchen, eine neue Tätigkeit oder einen anderen<br />
Gegenstand ins Spiel zu bringen. Studien zur Wortschatzentwicklung in den ersten Lebensjahren<br />
zeigen u.a., dass Kinder einen größeren Wortschatz aufweisen, wenn ihre erwachsenen<br />
Bezugspersonen sich an der Aufmerksamkeits<strong>aus</strong>richtung des Kindes orientieren.<br />
Weitere wichtige Aspekte einer feinfühligen Dialoghaltung beziehen sich auf die Herstellung eines<br />
wechselseitigen Aust<strong>aus</strong>ches, der <strong>dem</strong> Kind Raum und Zeit gibt, Sprache eigenaktiv zu verwenden.<br />
Es geht also nicht darum, einem Kind so viel Sprache wie möglich zu liefern, sondern Kindern<br />
Gelegenheiten zu bieten, sich in den Dialog sprachlich und nonverbal einzuklinken.<br />
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