Einführung zum Praxismaterial aus dem Projekt ... - Frühe Chancen
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© DJI/<strong>Projekt</strong> „Sprachliche Bildung und Förderung für Kinder unter Drei“ Juni 2011<br />
sprachlichen Fähigkeiten, um ihr Handeln lautmalerisch zu unterstreichen („Boing“). Ihr verbales<br />
und nonverbales Verhalten sind aufeinander abgestimmt. So unterstützt sie ihr Sprechen durch<br />
nonverbales Handeln: Sie rückt <strong>zum</strong> Beispiel nahe an die Fachkraft heran, damit die besser pusten<br />
kann und streckt ihr auffordernd die „heiße“ Kastanie entgegen. Coline beobachtet genau, wie die<br />
Fachkraft auf ihr symbolisches spielerisches und sprachliches Handeln reagiert und ob diese sich auf<br />
ihren fiktiven Dialog einlässt. Es scheint, als ob sie sich versichern möchte, ob die Fachkraft<br />
tatsächlich auf ihre willkürliche Deutung der Spielsituation eingeht.<br />
Gestaltung durch die Erzieherin<br />
Die Fachkraft ist in dieser Situation mit mehreren Kindern im Dialog, die <strong>aus</strong> ganz<br />
unterschiedlichen Gründen ihre Aufmerksamkeit suchen. Dennoch gelingt es ihr, die grundlegende<br />
Spielsituation des Gebens und Nehmens aufrechtzuerhalten und auf die einzelnen Kinder nonverbal<br />
und verbal zu reagieren. In die Konfliktsituation zwischen Coline und Lara schaltet sie sich nur<br />
durch ihren Hinweis für Lara ein.<br />
Als Coline ihr Symbolspiel beginnt, folgt die Fachkraft ihrer Deutung und bringt dies verbal und<br />
nonverbal <strong>zum</strong> Ausdruck. Dabei vergewissert sie sich immer wieder, was Coline mit ihren<br />
Äußerungen meint, in<strong>dem</strong> sie nachfragt: „Das ist gut heiß?“, „Noch‟n bisschen?“. Und sie orientiert<br />
sich nonverbal (Blickkontakt) und verbal an Colines Ideen, z.B. wenn sie fragt: „Darf ich pusten?“.<br />
Im Verlauf des Spiels schmückt sie mit Hilfe der Sprache und ihrer Stimme die Spielidee von Coline<br />
<strong>aus</strong>: „Au, muss man aufpassen“, „Dann trau ich mich nicht, die in die Hand zu nehmen.“ Die<br />
Fachkraft unterstreicht ihr Handeln mit ihrer Gestik und Mimik: Sie zieht die Hand zurück und<br />
pustet. In dieser kurzen Sequenz ist sie voll auf Coline <strong>aus</strong>gerichtet. Sie folgt feinfühlig der<br />
Aufmerksamkeit des Kindes und signalisiert mit ihrer Körperhaltung, ihrer Stimme und ihren<br />
Äußerungen ihr Interesse und ihre Bereitschaft, bei Colines Spielidee mit<strong>zum</strong>achen.<br />
Reflexion<br />
Coline hat eine vertraute, auch für ältere Kinder immer noch attraktive Spielsituation (Geben-<br />
Nehmen) ihren kommunikativen und kognitiven Bedürfnissen entsprechend verändert. Das<br />
Mädchen ist dabei, die Deutungsmacht der Sprache zu entdecken und immer wieder<br />
<strong>aus</strong>zuprobieren. Sie erlebt quasi: „Mit Sprache kann ich die Spielwelt nach meinen Vorstellungen<br />
erschaffen. Ich kann sagen, dass etwas heiß ist, ohne dass es wirklich heiß sein muss.“ Für ihren<br />
kreativen Umgang mit der Sprache braucht Coline die Rückmeldung von anderen, von<br />
Erwachsenen, die ihr durch ihr Mitspielen signalisieren und bestätigen, dass die Sprache wirklich so<br />
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