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Analyse, Modellierung und Programmierung des Geige-spielens an ...

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4. Die DLR-Leichtbauroboter der 3. Generation<br />

biologisches Wesen. Bei einer etwas genaueren Betrachtung wird aber erkennbar, dass das<br />

so nicht g<strong>an</strong>z zutreffend ist. Nehmen wir ein Beispiel: Ein Mensch möchte durch eine Tür<br />

gehen. Um durch die Tür zu kommen, muss er sie vorher öffnen. Nehmen wir einmal <strong>an</strong>,<br />

dass er eine massive Stahltür vor sich sieht, welche durch Drücken zu öffnen ist. Er wird<br />

nun also auf diese Tür zugehen <strong>und</strong> noch bevor er diese berühren k<strong>an</strong>n, laufen in seinem<br />

Kopf bereits Berechnungen über die zu erwartende Masse <strong>und</strong> der somit benötigten Kraft<br />

ab, um diese zu öffnen. Es wird quasi eine Vorsteuerung berechnet. Und, wie der Roboter,<br />

braucht auch der Mensch vorab eine ziemlich genaue Kenntnis über die Systemdynamik<br />

seines Körpers sowie der zu erwartenden Last. Diese wird ihm aber nicht einprogrammiert,<br />

er nimmt sie vielmehr aus seiner Erfahrung. Dass dies nicht von Geburt <strong>an</strong> so ist,<br />

können wir schon dar<strong>an</strong> erkennen, dass wir schließlich auch erstmal laufen lernen mussten<br />

2 . Es ist natürlich ein interess<strong>an</strong>tes Phänomen, das die “menschliche Vorsteuerung”<br />

unseren Bewegungsablauf dominiert, <strong>und</strong> die externe Regelung nachfolgend kleinere Abweichungen,<br />

welche durch fehlerhafte Berechnungen z. B. aus fehlerhaften oder fehlenden<br />

Erfahrungen stammten, korrigiert. Das dies wirklich der Fall ist, lässt sich wieder sehr gut<br />

am Tür-Beispiel nachvollziehen: Der Mensch, der sich auf die Tür zubewegt, sieht nun<br />

also eine schwere Stahltür. Da diese voraussichtlich schwer zu öffnen sein wird, berechnet<br />

er (unbewusst) einen hohen Kraftaufw<strong>an</strong>d voraus <strong>und</strong> stellt die Muskeln bereits darauf<br />

ein. Nehmen wir einmal <strong>an</strong>, es h<strong>an</strong>dele sich bei der Stahltür um eine Fehleinschätzung. In<br />

Wirklichkeit h<strong>an</strong>delt es sich hierbei um eine ähnlich aussehende aber sehr viel leichtere<br />

hohle Aluminium-Tür. Was wird passieren? Der Mensch wird die Tür aufgr<strong>und</strong> der zu<br />

hoch <strong>an</strong>gesetzten Kraft höchstwahrscheinlich gegen die W<strong>an</strong>d schleudern, noch ehe eine<br />

nachträgliche Regelung der Kraft aktiv werden konnte. Im umgekehrten Fall würde das<br />

heißen, er berechnet für eine schwere Tür zu wenig Kraft <strong>und</strong> schafft es in Folge <strong>des</strong>sen<br />

nicht diese zu öffnen. Nun wird die Regelung aktiv <strong>und</strong> erhöht den Druck auf die Tür, bis<br />

diese sich schließlich öffnet. Die Vorsteuerung durch unsere Erfahrung <strong>und</strong> <strong>an</strong>gelernter<br />

Bewegungsalgorithmen spielt in unseren Bewegungen also eine dominierende Rolle.<br />

Somit ist eine Steuerung mithilfe modellierter Massenverteilung ein gar nicht mal so<br />

unnatürlicher Ansatz, wie m<strong>an</strong> zunächst glauben mag. Der große Unterschied besteht<br />

natürlich darin, dass diese Vorsteuerung dem Roboter aufgr<strong>und</strong> von Messdaten einprogrammiert<br />

wird, während ein Mensch sie erlernt. Letztendlich stellt dies auch u. a. ein<br />

großen Ziel für die Entwickler solcher Systeme dar.<br />

4.2. Der Ballf<strong>an</strong>g-Roboter<br />

Nach dieser kleinen Vorbetrachtung möchte ich nun einige der am Institut entwickelten<br />

Leichtbauroboter kurz vorstellen:<br />

Der Ballf<strong>an</strong>groboter besteht aus einem auf einer Plattform montierten Arm, in der<br />

Regel mit der aufgesetzten DLR-H<strong>an</strong>d am TCP. Dieser Arm k<strong>an</strong>n mithilfe von zwei<br />

Kameras ihm zugeworfene Bälle sicher f<strong>an</strong>gen <strong>und</strong> halten. Für diese Leistung wurde das<br />

Institut weltweit berühmt.<br />

2 Es gibt allerdings auch Untersuchen die zeigen, dass der Mensch bereits von Geburt <strong>an</strong> ein fertiges<br />

“Laufprogramm” besitzt.<br />

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