Ice Station
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Tief in Gedanken versunken schritt Schofield rasch den gekrümmten Außentunnel des<br />
Decks B entlang.<br />
Alles ging jetzt schnell.<br />
Der französische Angriff auf Wilkes hatte ihn viel gelehrt. Eisstation Wilkes - oder,<br />
genauer, was unter der Eisstation Wilkes im Eis begraben lag - war jetzt offiziell wert, dafür<br />
zu töten.<br />
Aber es waren die Folgerungen aus dieser Lektion, bei denen es Schofield kalt überlief.<br />
Wenn Frankreich willens gewesen war, ein improvisiertes Unternehmen nach dem Motto<br />
»Schnapp's-dir-und-hau-ab« für das zu starten, was dort unten in dieser Höhle lag, war es<br />
höchst wahrscheinlich, dass andere Länder willens wären, das Gleiche zu tun.<br />
Es gab jedoch einen zusätzlichen Faktor in Hinblick auf weitere Angriffe auf Wilkes, der<br />
Schofield besondere Sorgen bereitete: wenn jemand einen Angriff auf Wilkes unternähme,<br />
würde er es bald tun müssen - ehe eine amerikanische Kompanie in voller Stärke an der<br />
<strong>Station</strong> einträfe.<br />
Die nächsten paar Stunden würden sehr spannend.<br />
Es wäre ein Wettrennen darum, wer zuerst einträfe.<br />
Amerikanische Verstärkung oder eine voll ausgerüstete feindliche Streitmacht.<br />
Schofield versuchte, nicht darüber nachzudenken. Es gab vieles zu erledigen, und<br />
insbesondere eine Sache erforderte zuerst seine Aufmerksamkeit.<br />
Nachdem die Schlacht mit den Franzosen geführt war, hatten sich die übrig gebliebenen<br />
Wissenschaftler von Wilkes - fünf waren es, drei Männer und zwei Frauen - in ihre<br />
Wohnquartiere auf Deck B zurückgezogen. Schofield ging jetzt zu diesen Wohnquartieren.<br />
Er hoffte, unter diesen Wissenschaftlern einen Arzt aufzutreiben, der vielleicht Samurai<br />
helfen kannte.<br />
Schofield ging weiter den geschwungenen Außentunnel entlang. Seine Kleidung war<br />
immer noch nass, aber das machte ihm nichts. Wie alle übrigen Marines seiner Einheit trug<br />
er einen Kälteschutzanzug unter seinem Drillich. Für Aufklärungseinheiten, die unter<br />
arktischen Bedingungen arbeiteten war das beinahe Standard. Kälteschutzanzüge waren<br />
wärmer als lange Unterhosen, und sie wurden nicht schwer, wenn sie nass wurden. Und<br />
indem ein Marine seinen Kälteschutzanzug anhatte, statt ihn bei sich zu tragen, erleichterte<br />
er sein Gepäck, etwas sehr Wichtiges für eine schnelle Eingreiftruppe.<br />
Genau in diesem Augenblick öffnete sich rechts von Schofield eine Tür und eine<br />
Dampfwolke waberte auf den Korridor hinaus. Ein schlankes, schwarzes Objekt rutschte<br />
aus dem Dunst in den Korridor vor Schofield.<br />
Wendy.<br />
Sie triefte vor Wasser. Mit einem dümmlichen Seehundgrinsen sah sie zu Schofield auf.<br />
Kirsty kam aus dem Dampf. Der Dusche. Sie sah Schofield sofort und lächelte.<br />
»Hallo«, sagte sie. Sie trug frische, trockene Kleidung und ihr zerzaustes Haar war<br />
feucht. Schofield vermutete, dass sie gerade die heißeste Dusche ihres Lebens genommen<br />
hatte.<br />
»Hallo, ihr«, meinte Schofield.<br />
»Wendy liebt die Dusche«, sagte Kirsty und nickte zu Wendy hin. »Sie rutscht<br />
wahnsinnig gern durch den Dampf.«<br />
Schofield unterdrückte ein Lachen und blickte hinab auf die kleine schwarze Pelzrobbe<br />
ihm zu Füßen. Sie war süß, sehr süß. Sie hatte ihm auch das Leben gerettet. Aus ihren<br />
sanften braunen Augen funkelte Klugheit.<br />
Schofield sah Kirsty an. »Wie fühlst du dich?«<br />
»Jetzt warm«, erwiderte sie.<br />
Schofield nickte. Ihrem Ausdruck nach zu schließen hatte sich»Kirsty anscheinend von<br />
dem, was sie im Tümpel durchgemacht hatte, sehr gut erholt. Kinder waren gut darin,<br />
unverwüstlich. Schofield überlegte, welche Therapie wohl ein Erwachsener benötigen<br />
würde, nachdem er in einen Tümpel mit blutrünstigen Killerwalen gefallen war.