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Ice Station

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Es war zwei Tage her, seitdem das Landungsboot Shreve-port der US Navy das Notsignal<br />

von der Eisstation Wilkes aufgefangen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte es im Hafen von<br />

Sidney gelegen. Wie das Schicksal es wollte, war eine Woche zuvor beschlossen worden,<br />

dass die Shreveport - ein schnelles Einsatzfahrzeug, das zum Transport von Marine Force<br />

Aufklärungseinheiten benutzt wurde - für einige dringende Reparaturen in Sidney bleiben<br />

sollte, während die übrigen Schiffe ihres Geschwaders nach Pearl Harbor zurückkehrten.<br />

Deswegen war innerhalb von einer Stunde, nachdem Abby Sinclairs Notsignal empfangen<br />

worden war, die Shreveport - nun wieder bereit zum Einsatz - auf hoher See. Sie trug eine<br />

Gruppe Marines Richtung Süden mit Ziel auf das Rossmeer.<br />

Jetzt näherten sich Schofield und seine Einheit der Eisstation Wilkes von der <strong>Station</strong><br />

McMurdo her, einer weiteren, größeren US-amerikanischen Forschungsstation etwa<br />

tausend-vierhundert Kilometer von Wilkes entfernt. McMurdo lag am Rand des Rossmeers<br />

und war das ganze Jahr über mit einer Besatzung von einhundertvier Menschen bemannt.<br />

Trotz des andauernden Stigmas im Zusammenhang mit dem katastrophalen<br />

Kernexperiment der US Navy dort im Jahr 1972 blieb sie das US-amerikanische Einfallstor<br />

zum Südpol.<br />

Wilkes andererseits war eine so abgelegene <strong>Station</strong>, wie man sie in der Antarktis nur<br />

auftreiben konnte. Achthundert Kilometer entfernt von den nächsten Nachbarn war sie ein<br />

kleiner amerikanischer Außenposten, der genau auf der Spitze des Eisschelfs an der Küste<br />

lag, nicht weit entfernt von der Zunge des Eisbergs Dalton. Auf der Landseite war sie<br />

umgeben von hunderten von Kilometern öder, winddurchtoster, eisiger Ebenen, und zur<br />

See hin von türmenden, hundert Meter hohen Klippen, auf die das ganze Jahr über<br />

berghohe Wellen von zwanzig Metern Höhe einschlugen.<br />

Eine Annäherung durch die Luft hatte außer Frage gestanden. Es war früher Winter,<br />

und ein Blizzard von minus dreißig Grad hatte dem Lager jetzt schon seit drei Wochen<br />

zugesetzt. Er sollte noch weitere vier Wochen andauern. Bei einem solchen Wetter<br />

erstarrten exponierte Hubschrauberrotoren und Düsentriebwerke mitten in der Luft.<br />

Und bei einer Annäherung vom Meer müssten die Klippen überwunden werden. Die US<br />

Navy hatte ein Wort für eine solche Mission: Selbstmord.<br />

Blieb also die Annäherung über Land. Mit Hovercrafts. Die zwölfköpfige Marine-<br />

Aufklärungseinheit würde den elfstündigen Abstecher von McMurdo nach Wilkes in zwei<br />

Hovercrafts unternehmen, deren Luftschraube gegen Kälte und Schnee geschützt waren.<br />

Schofield dachte erneut über das sich bewegende Signal nach. Auf einer Karte bildeten<br />

McMurdo, d'Urville und die <strong>Station</strong> Wikes so etwas wie ein gleichschenkliges Dreieck.<br />

D'Urville und Wilkes an der Küste wären dann die Basis des Dreiecks.<br />

McMurdo - weiter im Inland, am Rand der gewaltigen, vom Rossmeer geformten Bucht<br />

- wäre die Spitze.<br />

Das Signal, das Whistler Two aufgefangen und das entlang der Küste zurück nach<br />

Dumont d'Urville geführt hatte, hatte eine stetige Geschwindigkeit von etwa fünfzig<br />

Kilometern pro Stunde beibehalten. Bei dieser Geschwindigkeit war es wahrscheinlich ein<br />

konventionelles Hovercraft. Vielleicht hatten die Franzosen Leute in d'Urville gehabt, die<br />

das Notsignal von Wilkes aufgefangen und Hilfe geschickt hatten und jetzt auf dem<br />

Rückweg waren.<br />

Schofield schaltete erneut sein Funkgerät ein. »Book, wann hast du dieses Signal zuletzt<br />

empfangen?«<br />

Im Funkgerät knisterte es. »Signal zum letzten Mal vor acht Minuten empfangen.<br />

Entfernungsmesser-Kontakt. Identisch mit der zuvor empfangenen elektronischen Signatur.<br />

Richtung in Übereinstimmung mit vorherigem Vektor. Es war dasselbe Signal, Sir, und vor acht<br />

Minuten war es genau da, wo es hätte sein sollen.«<br />

Bei diesem Wetter - heulende Winde von achtzig Knoten, die den Schnee so rasch vor<br />

sich hertrieben, dass er waagrecht flog - war eine reguläre Radarmessung ein<br />

hoffnungsloses Unterfangen. Ebenso, wie der Flare in der Ionosphäre die Radioverbindung

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