Ice Station
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Einen langen Augenblick starrte Schofield Renshaw an.<br />
Dann schwang er langsam die Beine vom Bett. Sein Hals schmerzte, und er hatte<br />
mächtige Kopfschmerzen von der Gehirnerschütterung. Zaghaft durchquerte Schofield das<br />
Zimmer und stellte sich neben Renshaw vor die beiden Fernsehmonitore.<br />
»Ist Ihnen nicht kalt?«, fragte Schofield, wobei er Renshaws ziemlich leichte Bekleidung<br />
ansah.<br />
Renshaw öffnete sein Hemd im Superman-Stil und zeigte eine blaue Unterwäsche, die<br />
ähnlich wie ein Kälteschutzanzug aussah. »Neoprenanzug«, sagte er stolz. »Sie benutzen<br />
die in einem Shuttle für Weltraumspaziergänge und dergleichen. Es könnte hundert Grad<br />
minus hier drin sein und ich würde es gar nicht bemerken.«<br />
Renshaw schaltete einen der Monitore ein und ein Schwarzweißbild erschien auf dem<br />
Schirm.<br />
Das Bild war körnig, doch nach wenigen Sekunden wurde Schofield klar, worauf er da<br />
blickte.<br />
Es war die Ansicht des Tümpels an der Basis der Eisstation. Jedoch aus einem<br />
merkwürdigen Blickwinkel - aufgenommen irgendwo von oben -, und man blickte direkt<br />
hinab auf einen Teil des Tümpels und das umgebende Deck.<br />
»Das ist eine Live-Aufnahme«, erklärte Renshaw. »Sie stammt von einer Kamera, die an<br />
der Unterseite der Brücke angebracht ist, die Deck C überspannt. Sie blickt gerade hinab<br />
auf den Tümpel.«<br />
Schofield sah mit zusammengekniffenen Augen zum Schwarzweißbild auf dem Schirm.<br />
»Die Wissenschaftler, die in dieser <strong>Station</strong> arbeiten«, sagte Renshaw, »werden alle sechs<br />
Monate abgelöst, so dass wir jeweils das Zimmer eines anderen erben. Der Kerl, der dieses<br />
Zimmer vor mir hatte, war ein verrückter alter Meeresbiologe aus Neuseeland. Seltsamer<br />
Typ. Er hatte einfach eine Liebe zu Killerwalen gefasst, konnte nicht genug von denen<br />
kriegen. Gott, er hat sie stundenlang beobachtet, hat sie beobachtet, wenn sie zum<br />
Luftholen innerhalb der <strong>Station</strong> aufgetaucht sind. Hat ihnen Namen gegeben und alles.<br />
Gott, wie hieß er doch gleich... Carmine irgendwas.<br />
Nun ja, wie dem auch sei, der alte Carmine hat eine Kamera an der Unterseite der Brücke<br />
angebracht - so dass er von seinem Zimmer aus ein Auge auf den Tümpel halten konnte.<br />
Wenn er sie auf seinem Monitor gesehen hat, ist er runter auf Deck E geeilt und hat sie aus<br />
der Nähe beobachtet. Teufel, manchmal hat der alte Schweinehund sie aus dem Innern der<br />
Taucherglocke beobachtet, so dass er richtig nah an sie rankam.«<br />
Renshaw sah Schofield an und lachte. »Ich schätze mal, Sie sind die letzte Person auf der<br />
Welt, mit der ich darüber sprechen sollte, wie es ist, Killerwale aus der Nähe zu<br />
beobachten.«<br />
Schofield wandte sich ab, da ihm der schreckliche Kampf mit den Killerwalen vor kurzem<br />
einfiel. »Sie haben das alles mitbekommen?«<br />
»Ob ich das mitbekommen habe?«, fragte Renshaw. »Machen Sie Witze? Sie können<br />
drauf wetten, dass ich es mitbekommen habe. Teufel, ich hab alles auf Band. Ich meine,<br />
Scheiße, haben Sie diese großen Mistviecher gesehen? Haben Sie gesehen, wie sie gejagt<br />
haben? Haben Sie gesehen, wie komplex ihr Jagdverhalten gewesen ist? Wie sie zum<br />
Beispiel stets an ihrem vorgesehenen Opfer vorbeigestrichen sind, ehe sie zum Töten<br />
herankamen?«<br />
»Das muss mir entgangen sein«, erwiderte Schofield nüchtern.<br />
»Ich sag's Ihnen, sie haben's getan. Jedesmal. Jedes einzelne Mal. Ich habe vorher<br />
darüber gelesen. Wissen Sie, was das meiner Ansicht nach zu bedeuten hat? Der Wal steckt<br />
sein Jagdrevier ab. Der Wal sagt allen anderen Walen, dass diese Person ihm gehört, dass er<br />
sie töten wird. Hee, ich könnte es Ihnen zeigen, wenn Sie ...«<br />
»Sie haben gesagt, ich sollte mir was anderes ansehen«, meinte Schofield. »Etwas über<br />
den Mann, der mich niedergeschossen hat.«