Ice Station
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Eine Stunde später waren alle Leichen, Franzosen wie Amerikaner, gefunden und<br />
zugeordnet. Zumindest jene Leichen, die gefunden werden konnten.<br />
Die Franzosen hatten vier Männer an die Killerwale verloren, die Amerikaner einen.<br />
Acht weitere französische Mitglieder des Kommandos sowie zwei weitere US-Marines -<br />
Hollywood und Ratman - waren an verschiedenen Stellen in der Eisstation aufgefunden<br />
worden. Ihr aller Tod war bestätigt.<br />
Die Amerikaner hatten ebenfalls zwei Verwundete, beide ziemlich ernsthaft. Mother, die<br />
ein Bein an die Killerwale verloren hatte, und, ziemlich überraschend, Augustine »Samurai«<br />
Lau, der allererste Marine, der von den Franzosen niedergeschossen worden war.<br />
Mother hielt sich besser als Samurai. Da ihre Verletzung auf eine Stelle beschränkt war -<br />
auf die untere Extremität ihres linken Beins -, war sie noch immer bei Bewusstsein. Alle<br />
restlichen Glieder konnte sie eigentlich bewegen. Der Blutfluss von der Verletzung war<br />
gestoppt worden und das Methadon linderte alle Schmerzen. Der einzig verbliebene Feind<br />
war nun der Schock. Deswegen wurde beschlossen, dass Mother in ihrem Vorratsraum auf<br />
Deck E bleiben würde, unter ständiger Überwachung. Sie zu verlegen könnte einen Schock<br />
auslösen.<br />
Samurai andererseits war in einem sehr viel schlimmeren Zustand. Er lag in einem selbst<br />
hervorgerufenen Koma, sein Magen war gleich zu Beginn des Kampfs von Latissiers<br />
Gewehrfeuersalve in Stücke zerrissen worden.<br />
Der Körper des jungen Marine hatte auf das jähe Trauma auf die einzige ihm bekannte<br />
Weise reagiert - er hatte die Schotten dichtgemacht. Als sie ihn lebendig aufgefunden<br />
hatten, hatte sich Schofield über die Fähigkeit des menschlichen Körpers gewundert,<br />
angesichts einer derartigen Krise für sich selbst zu sorgen. Keine Menge an Methadon oder<br />
Morphinen hätte den Schmerz unterdrücken können, den so viele Schusswunden<br />
verursachten. Also hatte Samurais Körper das Nächstbeste getan: er hatte einfach seinen<br />
sensorischen Apparat abgeschaltet und wartete jetzt auf Hilfe von außen. Das Problem war,<br />
ob Schofield diese Hilfe von außen zur Verfügung stellen konnte oder nicht.<br />
Bei einem Stoßtrupp war alles, was über grundlegende medizinische Kenntnisse<br />
hinausging, eine Seltenheit. Das Nächste, was in derartigen Einheiten an einen Arzt<br />
heranreicht, ist der Sanitäter des Teams, gewöhnlich ein Corporal unteren Grades. Legs<br />
Lane war Schofields Sanitäter gewesen, und er war jetzt toter als tot.<br />
Schofield ging rasch um den Laufsteg von Deck A herum. Er war gerade vom Deck E<br />
hoch gekommen, wo er nach Mother geschaut hatte, und er trug jetzt eine neue Brille mit<br />
silberfarbenen, verspiegelten Gläsern. Mother hatte sie ihm geschenkt. Sie hatte gesagt,<br />
dass sie sie in ihrem Zustand nicht mehr brauchen würde.<br />
Schofield steckte den Kopf um die Tür zum Speisesaal. »Was meinst du, Rebound?«,<br />
fragte er.<br />
Im Speisesaal arbeitete Rebound fieberhaft an Samurais leblosem Körper. Der Körper lag<br />
flach auf dem Rücken auf einem Tisch in der Mitte des Raums. Blut tropfte von den<br />
Tischkanten und bildete eine rote Pfütze auf dem kalten Fliesenboden. Rebound sah auf<br />
von dem, was er gerade tat. Verzweifelt schüttelte er den Kopf.<br />
»Ich kann den Blutverlust nicht aufhalten«, meinte er zu Schofield. »Es sind einfach zu<br />
viele innere Verletzungen. Seine ganzen Eingeweide hat es in Stücke zerrissen.«<br />
Rebound wischte sich die Stirn. Einen Schmierer Blut sah man oberhalb seiner Augen.<br />
Er sah Schofield hart an. »Dies liegt ein bisschen oberhalb meiner Liga, Sir. Er benötigt<br />
jemanden, der weiß, was er tut. Er braucht einen Arzt.«<br />
Einige wenige Sekunden lang starrte Schofield Samurais ausgestreckt daliegenden<br />
Körper an.<br />
»Tu einfach, was du kannst«, sagte er und verließ daraufhin den Raum.<br />
»Okay, Leute, hört zu!«, sagte Schofield. »Wir haben nicht viel Zeit, also werde ich mich<br />
kurz fassen.«