Ice Station
Ice Station
Ice Station
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Schofield und Renshaw stürzten an der Klippenwand entlang und fielen in den Ozean.<br />
Die Kälte traf sie wie ein Amboss, aber Schofield achtete nicht weiter darauf. Sein<br />
Adrenalinspiegel war hoch, ebenso wie seine Körpertemperatur. Die meisten Experten<br />
gäben einem Menschen etwa acht Minuten zum Überleben in den eisigen antarktischen<br />
Fluten. Aber mit seinem Thermoanzug sowie dem hohen Adrenalinspiegel gab Schofield<br />
sich wenigstens dreißig Minuten.<br />
Er schwamm aufwärts, auf der Suche nach Luft, und durchbrach dann plötzlich die<br />
Oberfläche, und als Erstes sah er die größte Welle, die ihm je im Leben zu Gesicht<br />
gekommen war, über sich zusammenschlagen. Sie schob ihn - warf ihn - zurück zum Fuß<br />
der Klippe.<br />
Der Aufprall trieb ihm den Atem aus den Lungen und Schofield schnappte nach Luft.<br />
Jäh sank die Woge zurück und Schofield spürte, wie er in ein Tal zwischen zwei Wellen<br />
gesogen wurde. Ein paar Sekunden lang ließ er sich im Wasser treiben, bis er wieder zu<br />
Atem kam und seine Sinne beieinander hatte.<br />
Das Meer rings um ihn herum war absolut gewaltig. Fünfzehn Meter hohe Wellen<br />
umgaben ihn. Zwanzig Meter rechts von ihm schlug eine Mammutwoge auf die Klippen.<br />
Eisberge - manche so hoch und breit wie Wolkenkratzer in New York; andere lang und<br />
flach wie Fußballfelder - hingen einhundert Meter entfernt von der Küste, schweigende<br />
Wächter der Eisklippen.<br />
Plötzlich brach Renshaw gleich neben Schofield aus dem Wasser hervor. Der kleine<br />
Wissenschaftler schnappte sogleich in heiseren, schweren Atemzügen nach Luft. Einen<br />
Augenblick lang war Schofield besorgt, wie lange Renshaw mit der extremen Kälte des<br />
Wasser zurechtkommen würde, aber dann fiel ihm Renshaws Neoprenanzug ein. Teufel,<br />
Renshaw war möglicherweise wärmer als ihm selbst.<br />
Und in diesem Augenblick sah Schofield eine weitere türmende Woge auf sie zukommen.<br />
»Runter!«, schrie er.<br />
Schofield holte tief Luft und tauchte unter, und urplötzlich wurde die Welt unheimlich<br />
still.<br />
Er schwamm hinab; sah Renshaw neben sich schwimmen, im Wasser schwebend.<br />
Und dann sah Schofield eine Explosion weißen Schaums über ihnen spritzen, als die<br />
Woge an der Oberfläche mit all ihrer Macht gegen die Klippe klatschte.<br />
Schofield und Renshaw tauchten wieder auf.<br />
Während sie im Wasser auf- und niedergingen, sah Schofield die gesamte Seitentür eines<br />
Hovercrafts im Wasser an sich vorübertreiben.<br />
»Wir müssen weiter raus«, sagte Schofield. »Wenn wir noch länger hier bleiben, werden<br />
wir an diesen Klippen zermalmt werden.«<br />
»Wohin?«, fragte Renshaw.<br />
»Okay«, meinte Schofield. »Sehen Sie diesen Eisberg da drüben?« Er zeigte auf einen<br />
großen Berg, der wie ein prächtiger Flügel aussah, der auf der Seite lag, etwa zweihundert<br />
Meter von den Klippen entfernt.<br />
»Ich sehe ihn.«<br />
»Dahin schwimmen wir«, sagte Schofield.<br />
»Na gut.«<br />
»Dann okay. Bei drei. Eins. Zwei. Drei.«<br />
Bei drei holten beide Männer tief Luft und tauchten unter. Sie schwammen im Bruststil<br />
von der Klippe weg durch das klare antarktische Wasser. Weißer Schaum explodierte über<br />
ihnen, während sie durch das Wasser schwammen.<br />
Zehn Meter. Zwanzig.<br />
Renshaw ging der Atem aus. Er tauchte auf, holte rasch und tief Luft und tauchte dann<br />
wieder unter. Schofield ebenfalls und biss die Zähne zusammen, als er sich auch wieder<br />
unter die Wellen duckte. Seine frisch gebrochene Rippe brannte schmerzhaft. Fünfzig<br />
Meter weiter durchbrachen beide Männer wieder die Oberfläche. Sie waren jetzt jenseits