Ice Station
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Der Auftraggeber wünscht ein Angriffsflugzeug mit völliger elektronischer und konventioneller Unsichtbarkeit.<br />
STOVL-Fähigkeiten über ein umlenkbares Schubsystem, die Fähigkeit, mehrere Ziele gleichzeitig BVR zu<br />
bekämpfen, auf mittlere bis große Reichweite (200 nautische Meilen), Möglichkeit zum Abschuss von Luft-<br />
Luft/Luft-Boden-Raketen, wie beschrieben im Angebot von General Aeronautics Inc. sowie Entertech Ltd. als<br />
Erwiderung auf die Ausschreibung des Auftraggebers zum Angebot Nr. 456-771-7A, datiert vom 2. Januar 1977.<br />
Schofield übertrug den Jargon: ›STOVL‹ stand für Short-Take-Off/Vertical-Landing<br />
(kurze Startbahn, senkrechte Landung); ›BVR‹ stand für Beyond Visual Range (außer<br />
Sichtweite), womit Raketen gemeint waren, die aus extrem großen Entfernungen auf Ziele<br />
abgefeuert werden konnten - und die diese Ziele erwartungsgemäß auch treffen würden.<br />
»Elektronische Unsichtbarkeit‹ bedeutete Unsichtbarkeit für Radar oder ›Tarnkappe‹. Aber<br />
was zum Teufel war konventionelle Unsichtbarkeit‹ ?<br />
Schofield blätterte zum nächsten Blatt weiter. Es sah aus wie eine Seite aus dem<br />
Angebot von Entertech Ltd. Darauf stand:<br />
DER VORSPRUNG VON ENTERTECH<br />
Die B-7A Silhouette profitiert von Entertech Ltds Erfahrung auf dem Gebiet elektronischer Gegenmaßnahmen.<br />
Unsichtbarkeit gegenüber Radar - oder ›Tarnkappentechnik‹ -wird auf vielerlei Weise erreicht: mit Radarstrahlung<br />
absorbierender Farbe, minimalem Radarquerschnitt oder mittels eines scharfkantigen Rumpfs wie beim F-117A<br />
Tarnkappenfighter. Konventionelle Unsichtbarkeit ist jedoch schwerer zu erreichen und insofern unerreichbar<br />
geblieben. Bis jetzt.<br />
Entertech Ltd. hat ein System entwickelt, bei dem ein elektromagnetisches Feld um ein bestimmtes Flugzeug erzeugt<br />
wird und dadurch Unsichtbarkeit hervorruft. Das elektromagnetische Feld verzerrt die Molekülstruktur der Luft um<br />
das Flugzeug und erzeugt somit eine künstliche Lichtbrechung, die das Flugzeug völlig unsichtbar werden lässt<br />
gegenüber Radar und sogar...<br />
Schofield fiel die Kinnlade herab. Sein Blick glitt über die folgenden Zeilen und er fand<br />
das Wort, das er suchte:<br />
Wir nennen es einen Deckmantel...<br />
O Gott, dachte Schofield.<br />
Einen Deckmantel.<br />
Ein System, das ein Flugzeug nicht nur gegenüber Radar unsichtbar werden lässt,<br />
sondern ebenso auch gegenüber dem bloßen Auge. Jeder Pilot wusste, dass man, selbst<br />
wenn man gegenüber dem Radar seines Feindes unsichtbar war, niemals jemandem<br />
entkommen konnte, der einen direkt sah. Ein Milliarden-Dollar-Tarnkappenbomber kann<br />
von einem Ausguck aus dem Fenster eines AWACS-Flugzeugs in sechzig Kilometer<br />
Entfernung ausgemacht werden.<br />
Schofield schwirrte der Kopf. Das war revolutionär. Ein Deckmantel, der die Luft um ein<br />
Flugzeug verzerrte, auf diese Weise eine künstliche Lichtbrechung um das Flugzeug<br />
erzeugte und es dem bloßen Augen gegenüber unsichtbar machte. Das Verrückte daran<br />
war, dass es vielleicht sogar funktionierte.<br />
Schofield wusste etwas von Lichtbrechung. Üblicherweise ließ sie sich gut beobachten,<br />
wenn man in ein Goldfischglas blickte. Das Licht von außerhalb des Glases trifft auf das<br />
Wasser - das eine größere Dichte als die umgebende Luft hat. Die größere Dichte des<br />
Wassers veranlasst das Licht, sich in einem bestimmten Winkel zu brechen, wodurch Größe<br />
und Position des Fischs im Glas verzerrt werden.<br />
Aber dies war Brechung der Luft, dachte Schofield. Dies ist eine künstliche Veränderung der<br />
Luftdichte mittels Elektrizität.<br />
Da musste es einen Haken geben. Und es gab einen.<br />
Das Plutonium.<br />
Dieses revolutionäre neue System - dieses System, das den Brechungsindex der Luft<br />
verändern konnte - basierte auf Kernenergie.