Ice Station
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Eine Stunde später kam die Küstenlinie in Sicht und durch einen<br />
Hochleistungsfeldstecher sah Schofield die Eisstation Wilkes das erste Mal.<br />
Von der Oberfläche aus wirkte sie kaum wie eine ›<strong>Station</strong>‹ - eher wie ein buntes Gemisch<br />
aus hingeduckten, kuppelähnlichen, halb im Schnee begrabenen Strukturen.<br />
In der Mitte des Komplexes stand das Hauptgebäude. Es war wenig mehr als eine<br />
gewaltige, runde Kuppel, errichtet auf einer ausgedehnten, quadratischen Basis. An der<br />
Oberfläche hatte die gesamte Struktur einen Durchmesser von etwa dreißig Metern,<br />
konnte jedoch kaum mehr als drei Meter hoch sein.<br />
Auf der Spitze eines der kleineren, um die Hauptkuppel gescharten Gebäude standen die<br />
Überreste einer Funkantenne. Die obere Hälfte der Antenne war nach unten abgeknickt<br />
und ein paar feste Kabel waren das Einzige, was sie an der aufrecht stehenden unteren<br />
Hälfte festhielt. Überall hingen Eiszapfen herab. Das einzige Licht, ein gedämpfter weißer<br />
Schimmer, brannte innerhalb der Hauptkuppel.<br />
Einen halben Kilometer entfernt von der <strong>Station</strong> befahl Schofield das Hovercraft<br />
anzuhalten. Es war kaum stehengeblieben, da glitt die Tür auf und sechs Marines sprangen<br />
vom aufgeblähten Luftkissen des Hovercrafts herab und landeten mit gedämpften<br />
Plumpsern auf dem hart gebackenen Schnee.<br />
Während sie über den schneebedeckten Grund liefen, vernahmen sie über das Gebrüll<br />
des Winds hinweg das Klatschen der Wogen an den Klippen auf der anderen Seite der<br />
<strong>Station</strong>.<br />
»Gentlemen, Sie wissen, was zu tun ist«, war alles, was Schofield beim Laufen in sein<br />
Helmmikrofon sagte.<br />
Eingehüllt in die Decke des Blizzards schwärmte die weiß gekleidete Schar fächerförmig<br />
aus und lief auf den Komplex der <strong>Station</strong> zu.<br />
Bück Riley sah das Loch im Eis, ehe er das zerschmetterte Hovercraft darin sah.<br />
Die Spalte wirkte eine Narbe in der Landschaft - ein tiefer, halbmondförmiger Schlitz<br />
von etwa vierzig Metern Breite.<br />
Einhundert Meter vom Rand des gewaltigen Abgrunds kam Rileys Hovercraft zum<br />
Stehen. Die sechs Marines stiegen aus, ließen sich behutsam auf den Boden hinab und<br />
gingen vorsichtig über den Schnee zum Rand des Spalts hinüber.<br />
PFC Robert »Rebound« Simmons war ihr Kletterer, also schirrten sie ihn als Ersten an.<br />
Als kleiner Mann war Rebound so geschickt wie eine Katze und wog auch in etwa so viel.<br />
Er war gleichfalls jung, gerade dreiundzwanzig, und wie die meisten Männer seines Alters<br />
war er für Lob empfänglich. Er hatte vor Stolz gestrahlt, als er zufällig mitbekommen<br />
hatte, wie sein Lieutenant einmal zu einem anderen Zugkommandanten gesagt hatte, sein<br />
Kletterer sei so gut, dass er die Innenseite des Capitols ohne Seil erklimmen könne. Sein<br />
Spitzname war eine andere Geschichte, eine gutmütige, spöttische Bezeichnung, die ihm<br />
von seiner Einheit in Bezug auf seine weniger beeindruckende Erfolgsquote bei Frauen<br />
angehängt worden war.<br />
Sobald das Seil einmal am Geschirr gesichert war, legte sich Simmons auf den Bauch und<br />
schlängelte sich durch den Schnee auf den Rand der Narbe zu.<br />
Er erreichte die Kante und spähte über den Rand hinab in die Spalte.<br />
»Oh, Scheiße...«<br />
Zehn Meter hinter ihm sagte Bück Riley in sein Helmmikrofon: »Was ist los, Rebound?«<br />
»Sie sind hier, Sir.« Simmons' Stimme klang beinahe resigniert. »Konventionelles<br />
Fahrzeug. Steht was in Französisch auf der Seite. Darunter überall zerbrochenes dünnes Eis.<br />
Sieht aus, als ob sie versucht hätten, eine Schneebrücke zu überqueren, die nicht gehalten hat.«<br />
Er wandte sich Riley zu, das Gesicht grimmig, die Stimme blechern über die<br />
Ultrakurzwelle. »Und, Sir, die sind verdammt im Arsch.«