Leben mit dem Tourette Syndrom - InteressenVerband Tic und ...
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2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 7<br />
Schon in seiner Schulzeit fällt Georges Gilles de la <strong>Tourette</strong> als „ungewöhnlich<br />
begabter“ Schüler auf <strong>und</strong> schloss schließlich schon sehr früh auch seine Studien<br />
der Medizin erfolgreich ab, so dass er 1884 als Assistenzarzt von Jean Martin<br />
Charcot, Arzt im Pariser Krankenhaus Salpêtrière, ernannt wurde (KRÄMER, 2000,<br />
S. 4). Inspiriert durch Charcot interessierte sich Gilles de la <strong>Tourette</strong> von da an<br />
immer mehr für die Neuropathologie, wobei die Studien der Hysterie <strong>und</strong> des<br />
Hypnotismus immer mehr zu seinem <strong>Leben</strong>sinhalt wurden.<br />
Im Jahr 1885 wurde <strong>Tourette</strong> schließlich auch noch Assistenzarzt von Paul Brouardel,<br />
einem Professor für Rechtsmedizin. Im gleichen Jahr gelang es ihm die Beobachtungen<br />
von Itard im Jahre 1825 <strong>mit</strong> eigenen Studien <strong>und</strong> Ergebnissen zu<br />
verknüpfen <strong>und</strong> entdeckte eine charakteristische Symptomatik (HARTUNG, 1995).<br />
Er veröffentlichte „eine Studie über ein Nervenleiden, das gekennzeichnet ist<br />
durch motorische Inkoordination in Begleitung von Echolalie <strong>und</strong> Koprolalie“<br />
(KRÄMER, 2003, S. 7). Enthalten sind in dieser Veröffentlichung neun Fälle von<br />
Patienten <strong>mit</strong> einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>, wobei Dr. <strong>Tourette</strong> die Störung als „Maladie<br />
des <strong>Tic</strong>s“ beschreibt (ebd.).<br />
Im Jahr 1887 wurde Gilles de la <strong>Tourette</strong> dann schließlich Klinikchef bei Charcot<br />
<strong>und</strong> von da an nahm ihn das Studium der Nervenkrankheiten sehr in Anspruch, so<br />
dass er nach KRÄMER (2000) zwangsweise andere Wissensbereiche vernachlässigen<br />
musste <strong>und</strong> beruflich erst 1893 wieder aufstieg, zum Hospitalarzt befördert<br />
wurde <strong>und</strong> das Ordensband der Ehrenlegion erhielt. Dieses Jahr wurde allerdings<br />
gleichzeitig von schweren Schicksalsschlägen begleitet. <strong>Tourette</strong>s Sohn Jean <strong>und</strong><br />
auch sein Mentor Charcot starben, außer<strong>dem</strong> wurde er selbst von drei Revolverschüssen<br />
am Kopf von einer unter Verfolgungswahn leidenden Frau verletzt.<br />
1900 wurde Gilles de la <strong>Tourette</strong> „zum Chefamtsarzt der Weltausstellung in Paris“<br />
ernannt <strong>und</strong> meisterte seinen Dienst ausgezeichnet, so dass er <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Titel<br />
eines „Offiziers der Ehrenlegion“ ausgezeichnet wurde (KRÄMER, 2003, S. 13).<br />
Anfang 1901 musste Dr. <strong>Tourette</strong> seine Anstellung im Krankenhaus aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Gründen aufgeben. Genaue Hinweise auf seine Erkrankung gab es zunächst<br />
noch nicht, doch schließlich stand fest, dass er an Syphilis litt.