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Leben mit dem Tourette Syndrom - InteressenVerband Tic und ...

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war auch dieses Flüchten. Ich bin vor mir selber geflüchtet. Ich hab irgendwie<br />

gedacht, meine Erkrankung hängt <strong>mit</strong> Deutschland zusammen, <strong>mit</strong> den Umständen<br />

hier <strong>und</strong> hierzulande üblichen Verhaltens- <strong>und</strong> Denkweisen. Und ich hab gemerkt,<br />

das ist alles nicht wahr, weil ich in über 30 Ländern war <strong>und</strong> es nirgendwo<br />

losgeworden bin. Es ist nirgendwo besser geworden. Im Gegenteil, durch diesen<br />

ganzen Reisestress, durch die Impfungen <strong>und</strong> Durchfälle <strong>und</strong> Magenschmerzen,<br />

was man ja in Indien immer mal wieder hat, wenn man was Schlechtes erwischt<br />

hat. Da geht’s einem ja immer nur noch schlechter. Also dieser Irrtum hat sich<br />

relativ schnell aufgeklärt. Das hatte da<strong>mit</strong> nichts zu tun. Was war noch mal die<br />

Ausgangsfrage?<br />

I.: Hattest du das Gefühl, dass du geflüchtet bist?<br />

H.: Also ich wollte schon die Welt ein bisschen kennen lernen, bevor ich mich<br />

beruflich oder familiär zu sehr geb<strong>und</strong>en hätte. Aber ich hatte <strong>mit</strong> meiner Störung<br />

schon das Gefühl, jeden Morgen in ein Büro zu gehen, ein ganzes <strong>Leben</strong>, <strong>und</strong> das<br />

<strong>Tourette</strong> auszuhalten, das hat mich oft überfordert. Meine Krämpfe <strong>und</strong> Zuckungen<br />

waren früher schon sehr extrem. Jede St<strong>und</strong>e, die ich gearbeitet habe, war<br />

irgendwo eine Qual. Aber ich habe es doch gemacht <strong>und</strong> habe viele Jahre lang<br />

gearbeitet, hab gelernt in einer Innenwerft in Speyer, in einer Schiffwerft <strong>und</strong> hab<br />

einige Jahre in allen möglichen Bereichen gearbeitet <strong>und</strong> dann die längste Zeit bei<br />

der Stadtverwaltung in Speyer. Ich hab einfach meinen Bürojob gelernt <strong>und</strong> musste<br />

da den ganzen Tag an einer Stelle sitzen <strong>und</strong> allein die Vorstellung, meine Unruhe,<br />

meine Hyperaktivität… Die hatte ich übrigens vorhin vergessen bei den komorbiden<br />

Störungen. Meine Hyperaktivität, das war für mich ein Greul. Ich bin<br />

allein schon wegen der Zappeligkeit, wegen der Unruhe… Ich hätte eigentlich<br />

eher Fahrer oder Reiseleiter oder so was werden sollen. Obwohl mein eigenes<br />

Berufsziel ja eigentlich was ganz anderes war. Ich hätte eigentlich lieber was im<br />

medizinischen Bereich gemacht, Mediziner oder irgendein Facharzt. So was war<br />

schon mein Traum. Aber dafür war ich nicht stark genug, dafür hatte ich keine<br />

Kraft. Ich musste dann einen Beruf lernen, der <strong>mit</strong> meinem <strong>Tourette</strong> noch möglich<br />

war, es war ein ungeliebter Beruf. Mein Industriekaufsmannberuf war für mich<br />

schwer. Aber ich hab’s halt gemacht. Irgendeinen Beruf musste ich ja lernen. Und<br />

meine Jugend war da<strong>mit</strong> belastet etwas machen zu müssen. Und jeder kann sich ja<br />

vorstellen, dass man dann nicht so begeistert darin arbeitet.

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