10.03.2014 Aufrufe

Leben mit dem Tourette Syndrom - InteressenVerband Tic und ...

Leben mit dem Tourette Syndrom - InteressenVerband Tic und ...

Leben mit dem Tourette Syndrom - InteressenVerband Tic und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

9 Anhang 136<br />

543<br />

544<br />

545<br />

546<br />

547<br />

548<br />

549<br />

550<br />

551<br />

552<br />

553<br />

554<br />

555<br />

556<br />

557<br />

558<br />

559<br />

560<br />

561<br />

562<br />

563<br />

564<br />

565<br />

566<br />

567<br />

568<br />

569<br />

570<br />

571<br />

572<br />

573<br />

574<br />

I.: Und das Medizinstudium hast du dir wegen deiner <strong>Tic</strong>-Symptomatik nicht zugetraut?<br />

Das wäre zu anstrengend gewesen?<br />

H.: Ja. Auch <strong>mit</strong> den Krämpfen. Ein paar Jahre konnte ich ja kaum schreiben, die<br />

Krämpfe haben sich ganz schlimm ausgewirkt. Ich hatte auch Muskelschmerzen.<br />

Ich weiß auch z.B. von einem Schwerbetroffenen <strong>mit</strong> lauten vokalen <strong>Tic</strong>s, er hat<br />

BWL studiert, <strong>und</strong> er musste abbrechen. Das ist im Hörsaal dann nicht so leicht.<br />

Aber er konnte auch selber nicht mehr.<br />

I.: War es für dich denn schwierig einen Job als Industriekaufmann zu finden?<br />

H.: Teilweise war es schon schwierig. Nach meinen Reisen, 1978, hatte ich schon<br />

Probleme einen Job zu finden, vor allem weil ich dann auch wirklich sichtbar<br />

krank war. Ich hatte damals Glück, dass mich die Stadtverwaltung genommen hat.<br />

Bei denen war ich dann viele Jahre. War schon nicht leicht. Aber ich hab immer<br />

einen Job gef<strong>und</strong>en. Ich hatte die Prüfung auch <strong>mit</strong> sehr gut abgeschlossen. Das<br />

hat die Leute dann schon beeindruckt. Die scheinen wohl gedacht haben, er ist<br />

zwar krank, aber scheint nicht dumm zu sein, also probieren wir es mal.<br />

I.: Sagst du selber von dir, dass du krank bist?<br />

H.: Würde ich schon sagen. Ich würde nicht so sehr auf der Krankheitsschiene<br />

reiten <strong>und</strong> sagen, „Ach Gott, was bin ich für ein armer Kerl“. Es gibt ja <strong>Tourette</strong>r,<br />

die sagen: „Ich hab zwar <strong>Tourette</strong>, aber das <strong>Tourette</strong> hat mich nicht.“ Das sind für<br />

mich total blasse Sätze. Wenn man so schwere Symptome hat wie ich, dann muss<br />

man sich schon eingestehen, dass man eine Erkrankung hat. Ich hab natürlich keine<br />

Leberzirrhose oder eine Magenerkrankung, das ist natürlich was anderes. Aber<br />

es ist schon eine Erkrankung. Ich würde mich schon als krank bezeichnen, aber<br />

nicht so, dass ich sag, jetzt kann ich nichts mehr machen.<br />

I.: Kannst du das <strong>Tourette</strong> verdrängen?<br />

H.: Temporär hab ich das bestimmt immer mal gemacht. Aber ständig geht das<br />

nicht. Das ist ja permanent da. Das ist ja nicht wie bei einer somatischen Erkrankung,<br />

da hat man vielleicht mal eine halbe St<strong>und</strong>e keine Schmerzen <strong>und</strong> man kann<br />

es vergessen. Aber das <strong>Tourette</strong> ist ja immer da. In den schlimmsten Jahren<br />

kommt man nie zur Ruhe. Das zerrt einen total aus. Ich sag immer, man arbeitet<br />

nicht, aber man ist trotz<strong>dem</strong> abends total erschöpft. Wenn ich jetzt hier während<br />

des Interviews relativ ruhig sitz, das konnte ich früher nicht. Da war ständig ein

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!