Leben mit dem Tourette Syndrom - InteressenVerband Tic und ...
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4 Belastungen <strong>und</strong> Bewältigungsstrategien 55<br />
so der Sicherung des Ichs dienen. Sie sind weitgehend automatisiert <strong>und</strong> unbewusst.<br />
Das Verhältnis zwischen Coping <strong>und</strong> Abwehr schließlich kann nur im Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> jeweiligen zugr<strong>und</strong>e liegenden psychologischen Paradigma<br />
erläutert werden. Gemeinsam ist dabei allen Abwehr- <strong>und</strong> Copingprozessen, „daß<br />
sie der Auseinandersetzung <strong>mit</strong>, wie auch immer gearteten, inneren bzw. äußeren<br />
Belastungs- oder Konfliktsituationen dienen (BEUTEL, 1990, S. 1).<br />
Es lassen sich in der Literatur verschiedene theoretische Positionen zum Verhältnis<br />
von Abwehr <strong>und</strong> Coping finden. So fasst HAAN (1977) Abwehr <strong>und</strong> Coping<br />
als funktional unterschiedliche Konstrukte auf <strong>und</strong> „geht von einer Nützlichkeitshierachie<br />
der Auseinandersetzungsformen aus, in der Bewältigung an oberster<br />
Stelle steht“ (SCHUMACHER, RESCHKE, 1994, S. 17). Abwehr wird dabei als eine<br />
minderwertige Form der Auseinandersetzung <strong>mit</strong> Belastungen aufgefasst.<br />
Andere Autoren, so vor allem LAZARUS & FOLKMAN (1984) subsumieren die Abwehr<br />
unter den Coping-Prozessen. Die Abwehrmechanismen sind bei den<br />
intrapsychischen Bewältigungsformen zu finden, die auf die Veränderung subjektiver<br />
Bewertungsprozesse gerichtet sind (vgl. 3.2.1.2) <strong>und</strong> weisen auf die Wirksamkeit<br />
realitätsverzerrender Bewältigungsformen für das emotionale Wohlbefinden<br />
hin.<br />
STEFFENS & KÄCHELE (1988) integrieren die Konzepte Abwehr <strong>und</strong> Coping. Die<br />
Autoren halten es für sinnvoll die beiden Konzepte nicht zu trennen <strong>und</strong> sie unter<br />
<strong>dem</strong> Oberbegriff „Adaptation“ zusammenzufassen. „Beide Vorgänge ergänzen<br />
sich, schließen sich keineswegs alternativ aus“ (STEFFENS, KÄCHELE, 1988, S.<br />
41). Die Verhaltensweisen, die der Bewältigung realer Anforderungen der Außenwelt<br />
dienen, klassifizieren sie als Bewältigungsverhalten <strong>und</strong> die Vorgänge,<br />
die „ein Aufflammen regressiver Ängste“ (ebd.) verhindern sollen, als Abwehrvorgänge,<br />
so dass das Ich vor einem traumatischen Verlust der basalen Sicherheit<br />
geschützt werden kann. Beide Vorgänge müssen gleichzeitig ablaufen, um eine<br />
optimale Anpassung zu sichern <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> die Integration traumatischer Erlebnis-