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Leben mit dem Tourette Syndrom - InteressenVerband Tic und ...

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2 Das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> 20<br />

ein solches <strong>Syndrom</strong> zeigten. Die dafür verantwortlichen Gene wurden bis jetzt<br />

aber noch nicht lokalisiert. Außer<strong>dem</strong> sind Männer weitaus häufiger von der Erkrankung<br />

betroffen als Frauen, obwohl bei den weiblichen Patienten ein höheres<br />

Risiko besteht, dass <strong>Syndrom</strong> auf ihre Kinder zu übertragen (ROTHENBERGER,<br />

1991).<br />

Als Risikofaktoren sind aber auch nichtgenetische Faktoren zu nennen. So treten<br />

<strong>Tic</strong>s vereinzelt nach Kopfverletzungen auf oder „nach Hals- <strong>und</strong> Mittelohrentzündungen<br />

durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A“ (ROTHENBER-<br />

GER, 2003, S. 553).<br />

In Bezug auf den neurobiologischen Hintergr<strong>und</strong> der Pathogenese des <strong>Tourette</strong>-<br />

<strong>Syndrom</strong>s vermuten Forscher eine Fehlfunktion zwischen den Basalganglien 1 <strong>und</strong><br />

anderen Hirnarealelen. Es liegen Auffälligkeiten in tieferen Hirnregionen vor,<br />

<strong>dem</strong> Nucleus caudatus <strong>und</strong> <strong>dem</strong> Putamen 2 . Verändert ist bei <strong>Tourette</strong>-Patienten<br />

außer<strong>dem</strong> die Balkenstruktur, über die der Informationsaustausch zwischen den<br />

beiden Gehirnhälften läuft (ebd.). Außer<strong>dem</strong> wurde festgestellt, dass eine verminderte<br />

Blutflussrate im Bereich der Basalganglien <strong>und</strong> im Thalamus 3 erfolgt <strong>und</strong><br />

dass die Bremskraft der für die Bewegung zuständigen Hirnrinde bei <strong>dem</strong> <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

geringer ist.<br />

Bei <strong>dem</strong> <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> gelingt die automatische Kontrolle von Bewegungen<br />

im motorischen Regelkreis nicht, so dass Nervenimpulse unkontrolliert aktiviert<br />

werden <strong>und</strong> eingeübte Bewegungsmuster in Form von <strong>Tic</strong>s nach außen gelangen<br />

(ebd.)<br />

Sicher ist, dass bei Menschen <strong>mit</strong> einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> ein gestörter Stoffwechsel<br />

im Gehirn von mindesten einer chemischen Substanz, <strong>dem</strong> Dopamin,<br />

vorliegt. Es wird eine Überaktivität im Bereich der Basalganglien vermutet (RO-<br />

1 Teil des Gehirns, der in Abhängigkeit von <strong>dem</strong> momentanen Aktivitätsmuster der Hirnrinde den<br />

Fluss der Erregung von Thalamus zur Hirnrinde <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> u. a. motorische Bewegungen reguliert<br />

(SCHOLZ, ROTHENBERGER, 2001).<br />

2 Gehirnstrukturen, aus denen die Basalganglien bestehen. Zusammen bilden sie das Corpus striatum.<br />

3 Gehirnstruktur, durch die eine Vielzahl von Gefühlen <strong>und</strong> Empfindungen auf die Hirnrinde übertragen<br />

wird (SCHOLZ, ROTHENBERGER, 2001).

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