Leben mit dem Tourette Syndrom - InteressenVerband Tic und ...
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H.: Zwänge hab ich, z.B. bevor ich die Wohnung verlasse, muss ich immer gucken,<br />
ob der Herd ausgeschaltet ist, Zeremonien, die dann schon 10 bis 15 Minuten<br />
dauern können. Es gibt allerdings Leute, bei denen ist das erheblich viel länger.<br />
Ich guck dann auch, ob die Stereoanlage aus ist, der Computer, sind alle Lichter<br />
aus, sind die Heizungen alle auf Null gedreht. Das sind so Sachen, die haben<br />
sich Jahre nach <strong>dem</strong> <strong>Tourette</strong>-Beginn eingeschliffen <strong>und</strong> ich hab sie aber auch<br />
schon etwas zurückdrängen können. Es ist also nicht so, dass ich da immer so das<br />
Opfer bin, der hier furchtbar lang kontrollieren muss. Es ist jetzt auf einem erträglichen<br />
Maß <strong>und</strong> das haben ja viele Ges<strong>und</strong>e auch, dass sie immer mal gucken<br />
müssen, ist das abgeschlossen, ist der Wasserschlauch von der Waschmaschine<br />
abgedreht, bevor sie aus der Wohnung gehen. Es ist halt schon vieles passiert <strong>und</strong><br />
die Leute sind ängstlich, dass ihnen die Wohnung abbrennt <strong>und</strong> das ist also verbreitet.<br />
Bei mir ist es dann schon mehr als diese normale Befürchtung. Es ist also<br />
schon was tourettisches, also eine komorbide Erkrankung, zusätzlich zum <strong>Tourette</strong>,<br />
was aber nicht alle haben, aber was schon häufig auftritt.<br />
I.: Ja, O.K.<br />
H.: Ansonsten, die Leitsymptomatik sind ja motorische <strong>und</strong> vokale <strong>Tic</strong>s. Also<br />
man muss ja mindestens zwei motorische <strong>Tic</strong>s <strong>und</strong> einen vokalen <strong>Tic</strong> haben <strong>und</strong><br />
das muss über ein Jahr bestehen <strong>und</strong> vor <strong>dem</strong> 18., manche sagen vor <strong>dem</strong> 21. <strong>Leben</strong>sjahr,<br />
aufgetreten sein. Erst dann hat man ein <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Ansonsten<br />
hab ich noch diese autoaggressiven Handlungen, hab ich ja grad schon erzählt <strong>und</strong><br />
sonst fällt mir so spontan an sich nichts mehr ein. Ja, Ängste, so ängstlich bin ich<br />
auch sehr, ich mach mir sehr schnell über irgendwas Gedanken <strong>und</strong> ängstige mich<br />
sehr leicht, mach mir sehr schnell Sorgen.<br />
I.: Die Diagnose wurde bei dir ja erst im Alter von 30 Jahren gestellt. Was hat<br />
sich da besonders für dich verändert, als du dann die Diagnose <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
hattest? War es vielleicht Erleichterung?<br />
H.: Also erstmal als ich dieses lange Wort gelesen habe „Gilles de la <strong>Tourette</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>“, da hab ich erstmal Angst gekriegt, das wäre irgendwas Bedrohliches<br />
oder <strong>Leben</strong>sbedrohliches oder <strong>Leben</strong>sgefährliches. Ich hatte das also erstmal <strong>mit</strong><br />
sehr großer Angst gelesen. Ich hab dann meinen Neurologen gefragt: „Was steht<br />
denn da für ein langes Wort? Was ist das denn?“ Er sagte dann: „Ja, das ist ihre<br />
Erkrankung.“ Dann hat er mir das so ein bisschen erklärt <strong>und</strong> ich bin dann auch