Cicero 10 Jahre (Vorschau)

und EU-Kommission behauptet. Wie
er verhandelt und gestaltet, außenpolitisch,
finanz- und wirtschaftspolitisch,
wo seine Vorgänger nur gegrüßt und gegrinst
haben.
Es ist, als gäbe es Schulz – und
Schulz. „Das ist bei ihm, als würden
mehrere Softwareprogramme nebeneinander
laufen“, sagt ein Wegbegleiter.
Als hätte Schulz verschiedene Gänge,
zwischen denen er mühelos hin und her
schalten kann. Wer beobachtet, wie er
vom Deutschen ins Französische wechselt,
kann sich das ungefähr vorstellen.
Es wirkt dann, als würde Schulz mit der
Sprache auch seine Persönlichkeit justieren.
Mit einem Mal überzieht ein betrübtes
Amüsement sein Gesicht, in der
Stimme schwingt ein genießerisches Timbre,
als hätte Schulz einen Hebel umgelegt,
von Deutscher auf Franzose.
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DEN EUROPÄISCHEN VISIONÄR und den
rheinischen Proll, den brüllenden Berserker
und den strategischen Denker, den
ehemaligen Alkoholabhängigen und den
harten Chef, den wilden Redner und den
methodischen Verhandler – Schulz hält
alle diese Typen offenbar mit schierer
Willensstärke beisammen und unter Kontrolle.
Vieles spricht dafür, dass er sich
diese Kraft in jahrzehntelanger, täglicher
Selbstdisziplinierung abgetrotzt hat.
Von Angela Merkel hört man, dass
sie sich im Notfall gut mit einem Kommissionschef
Schulz arrangieren könnte.
Vielleicht liegt das nicht nur daran, dass
Schulz Deutscher ist und die Kanzlerin
ohnehin mit der SPD regiert. Möglicherweise
hat Merkel in Schulz auch Qualitäten
erkannt, die ihr selbst und der Spitze
der EU fehlen.
Angela Merkel pflegt mit ihren Händen
eine perfekt symmetrische, reglose
Raute zu formen. Wenn Martin Schulz
herumsteht, legt er alle zehn Finger zusammen,
wie zu einem Brustkorb, und
lässt sie dann wild pumpen, wie einen
schlagenden Herzmuskel.
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CONSTANTIN MAGNIS ist Ressortleiter
Reportagen bei Cicero und hat Schulz im
In- und Ausland begleitet. In Frankreich
kam er sich manchmal recht bescheuert
vor: Er hat Schulz auf lauter Terminen
begleitet und nichts verstanden, weil er
kein Französisch spricht
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