gwf Wasser/Abwasser IT-Branchenlösungen für die Wasserwirtschaft (Vorschau)
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<strong>Abwasser</strong>behandlung | FACHBERICHTE |<br />
<strong>die</strong>ses Vorhabens war, <strong>die</strong> Reinigungsleistungen und<br />
realistische Standzeiten sowie deren zeitliche Veränderungen<br />
<strong>für</strong> dezentrale Niederschlagswasserbehandlungsanlagen<br />
<strong>für</strong> Verkehrsflächenabflüsse durch eine reproduzierbare<br />
Testmethode zu ermitteln.<br />
Grundsätzlich können bei der Bestimmung der<br />
Standzeit zwei Effekte zum Tragen kommen, welche bei<br />
der Entwicklung einer Methodik <strong>für</strong> <strong>die</strong> Standzeitermittlung<br />
bei Verkehrsflächenabflüssen untersucht werden<br />
müssen:<br />
a) Die Standzeit ist limitiert durch das hydraulische Betriebsversagen<br />
der Anlagen. Häufig wird hierbei eine<br />
Kolmation beobachtet, welche meist durch erhöhte<br />
Feststoffbelastung in Kombination mit kolmationsfördernden<br />
Randbedingungen der Örtlichkeit (z. B.<br />
mineralische Streustoffe, Baustaub oder organische<br />
Belastung aus Pollenflug, Blüten sowie Laub) ausgelöst<br />
wird.<br />
b) Die Standzeit ist limitiert durch das stoffliche Betriebsversagen<br />
der Anlagen bzw. eine signifikante Reduktion<br />
der stofflichen Rückhalteleistung. Hierbei ist<br />
im Regelfall <strong>die</strong> Rückhaltekapazität des Filtersubstrats<br />
hinsichtlich der Schwermetalle erreicht.<br />
Da eine Kolmation (Fall a) wesentlich und nicht vorhersehbar<br />
durch <strong>die</strong> Randbedingungen am Einbauort der<br />
Anlagen bestimmt wird (z. B. kurzzeitige und massive<br />
Fahrbahnverschmutzungen durch Baustellenverkehr),<br />
kann <strong>die</strong> Kolmation nur in umfassenden und vergleichenden<br />
Feldversuchen an verschiedenen Standorten<br />
festgestellt werden. Sollte es in der Realität zu einer<br />
Kolmation an einem vom DIBt zugelassenen System<br />
kommen, wird dem Betreiber der Handlungsbedarf<br />
sichtbar aufgezeigt. Da <strong>die</strong>se Anlagen keinen Notüberlauf<br />
besitzen dürfen, erfolgt ein Rückstau des Niederschlagswassers<br />
im Falle einer Kolmation auf <strong>die</strong> Straße,<br />
wodurch Handlungszwang besteht.<br />
Beim Überschreiten der Standzeit des Filtersubstrats<br />
(Fall b) hingegen (z. B. Filterdurchbruch oder reduzierte<br />
Fällwirkung) können unzulässig hohe Schadstoffkonzentrationen,<br />
z. B. Schwermetalle, unbemerkt in den<br />
Ablauf der Anlage und somit in das Boden-Grundwasser-<br />
System gelangen. Dieser Effekt lässt sich unter Laborbedingungen<br />
nachstellen und wurde im Rahmen <strong>die</strong>ses<br />
Vorhabens untersucht.<br />
Die am häufigsten bei <strong>die</strong>sen Behandlungsanlagen<br />
auftretenden Wirkungsweisen der Filtersubstrate in<br />
Bezug auf den Schadstoffrückhalt werden nachfolgend<br />
beschrieben, wobei <strong>die</strong> ersten beiden Mechanismen<br />
abhängig vom pH-Wert sind:<br />
1. Sorption: Der wichtigste Prozess zur Entfernung von<br />
gelösten Stoffen ist <strong>die</strong> Adsorption an festen Oberflächen<br />
(Bsp. Aktivkohle). Dabei unterscheidet man<br />
zwischen Physisorption und Chemisorption. Bei der<br />
Physisorption werden <strong>die</strong> Stoffe aufgrund von<br />
schwachen Van-der-Waals-Kräften an der Materialoberfläche<br />
zurückgehalten. Dahingegen resultiert <strong>die</strong><br />
Chemisorption aus elektrostatischen und kovalenten<br />
Wechselwirkungen. Das Prinzip <strong>die</strong>ser Bindung besteht<br />
in der Ausbildung sehr stabiler Einheiten der oberflächennahen,<br />
funktionellen Gruppen (z. B. Carboxyl-,<br />
Hydroxy- bzw. Phenolgruppen) des Filtersubstrats mit<br />
zahlreichen Stoffen im Niederschlagswasser. Ein Beispiel<br />
ist der Ionenaustauschprozess, <strong>für</strong> den auf den<br />
Ionenaustauschermaterialoberflächen (Bsp. Zeolith)<br />
geladene Ionen wie Natriumionen (Na + ) oder Calciumionen<br />
(Ca 2+ ) durch elektrostatische Kräfte an entgegengesetzt<br />
geladenen Oberflächenladungen gebunden<br />
sein müssen. Die so gebundenen Ionen sind<br />
leicht durch andere Ionen gleicher Ladung austauschbar.<br />
Beispielsweise werden <strong>die</strong> auf den Oberflächen<br />
befindlichen Na + und Ca 2+ während des<br />
Anlagenbetriebs durch Schwermetallkationen wie<br />
Zn 2+ (Zinkionen) oder Cu 2+ (Kupferionen) unter Berücksichtigung<br />
äquivalenter Ladungen unspezifisch<br />
ausgetauscht.<br />
2. Fällung: Durch eine Erhöhung des pH-Wertes kann<br />
es bei gelösten Schwermetallionen zu einer Ausfällung<br />
als entsprechende Hydroxid- oder Carbonatverbindung<br />
kommen; <strong>die</strong> Schwermetallionen werden<br />
somit in eine wasserunlösliche Form überführt (Bsp.<br />
Carbonatgestein).<br />
3. Filtration: Dabei handelt es sich um ein mechanischphysikalisches<br />
Verfahren, bei dem partikuläre Schadstoffe<br />
zurückgehalten werden, indem sie entweder<br />
größer als der Porenraum des Filtersubstrats oder<br />
kleiner als <strong>die</strong>ser sind und durch Partikelträgheit,<br />
Adhäsion oder Sperreffekte zurückgehalten werden.<br />
Im Folgenden wird das in <strong>die</strong>sem Vorhaben entwickelte<br />
Verfahren zur Bestimmung der Standzeiten und Reinigungsleistungen<br />
in Bezug auf gelöste Schwermetalle<br />
dargestellt und anhand der Untersuchung eines Substrats<br />
aus einer bereits durch das DIBt zugelassenen<br />
Anlage erläutert. Die Ergebnisse <strong>die</strong>ser standardisierten<br />
Testmethode können zukünftig Behörden, Planern und<br />
Betreibern einen objektiven Vergleich der auf dem<br />
Markt verfügbaren Anlagen ermöglichen, da derzeit z. B.<br />
der amtliche Sachverständige bei der wasserwirtschaftlichen<br />
Beurteilung <strong>die</strong>ser technischen Behandlungsanlagen<br />
im Hinblick auf Reinigungsleistungen und Standzeiten<br />
zumeist auf Herstellerangaben angewiesen ist.<br />
2. Auswahl der Untersuchungsparameter<br />
Als Vorgaben zur Bewertung der Leistungen von dezentralen<br />
Behandlungsanlagen werden derzeit <strong>die</strong> Prüfwerte<br />
der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung<br />
(BBodSchV) vom 12.07.1999 <strong>für</strong> den Wirkungspfad<br />
Boden-Grundwasser zugrunde gelegt [2]. Demnach sind<br />
im Ablauf der Behandlungsanlage bspw. Konzentrationen<br />
von 50 µg/L Kupfer (Cu) und 500 µg/L Zink (Zn) zu erreichen<br />
bzw. zu unterschreiten. Mit der Mantelverordnung<br />
Mai 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 631