gwf Wasser/Abwasser IT-Branchenlösungen für die Wasserwirtschaft (Vorschau)
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| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Energieeffizienter Betrieb<br />
von <strong>Abwasser</strong>fördersystemen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung, Energieeffizienz, <strong>Abwasser</strong>pumpen, Drehzahlregelung, Steuerung, Praxistest<br />
Anita Knubbe, Alexander Fricke, Hartmut Eckstädt, Klaus Neymeyr, Martin Schwarz und Jens Tränckner<br />
Die Drehzahlregelung von Pumpen ermöglicht eine<br />
Anpassung der Förderströme an aktuelle Gegebenheiten.<br />
Im Vergleich zur Steuerung der Pumpe ohne<br />
Drehzahlregelung in Abhängigkeit vom <strong>Wasser</strong>stand<br />
in der Pumpenvorlage kann eine beachtliche Energieeinsparung<br />
erreicht werden. In einem Forschungsprojekt<br />
mit Kooperationspartnern aus der Industrie<br />
wurden intelligente Strategien zur Steuerung von<br />
Pumpen mittels Drehzahlregelung entwickelt, durch<br />
<strong>die</strong> der Energieverbrauch erheblich gesenkt werden<br />
konnte. An einem Referenzabwasserpumpwerk auf<br />
der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst wurden theoretische<br />
Energieeinsparungen von über 20 % berechnet.<br />
Diese Einsparungen und <strong>die</strong> Auswirkungen der<br />
veränderten Betriebsweise auf das <strong>Abwasser</strong>fördersystem<br />
werden derzeit in einem Praxistest überprüft.<br />
Energy-Efficient Operation<br />
of Wastewater Pumping Systems<br />
Speed control of pumps can be used to adapt flow<br />
rates to varying operational conditions. In comparison<br />
to conventional two-level controllers depending<br />
on the water level in the pump sump considerable<br />
energy savings can be achieved. In a research project<br />
in cooperation with industrial partners, intelligent<br />
strategies for the operation of pumps by using speed<br />
control have been developed, leading a significant<br />
reduction of energy demand. In a reference sewage<br />
pumping station on the peninsular Fischland-Darß-<br />
Zingst theoretical energy savings of over 20 % were<br />
calculated. These savings and the impact of changes<br />
in operation of the wastewater conveyance system<br />
are currently being demonstrated in a practical test.<br />
1. Ausgangslage<br />
Die Europäische Union hat umfangreiche Gesetze erlassen,<br />
<strong>die</strong> eine Senkung des Energieverbrauches und<br />
damit eine Reduzierung des Ausstoßes des klimaschädlichen<br />
Treibhausgases CO 2 forcieren. Die Europäische<br />
Kommission veröffentlichte am 13.11.2008 eine<br />
Mitteilung zur Energieeffizienz und der Erreichung eines<br />
20 %-Ziels. Das Ziel besteht darin, den Primärenergieverbrauch<br />
um 20 % zu verringern, ohne dabei Wirtschaftstätigkeiten<br />
einzuschränken. Dies ist mithilfe der<br />
Verbesserung der Energieeffizienz zu bewältigen [1].<br />
Der gemeinsame Rahmen <strong>für</strong> Maßnahmen zur Förderung<br />
der Energieeffizienz in der Union und damit zur<br />
Erreichung des 20 %-Ziels wurde mit der Richtlinie<br />
2012/27/EG vom 25.10.2012 festgelegt [2]. Eine im<br />
Jahr 2009 in Kraft getretene Ökodesign-Richtlinie<br />
(2009/125/EG ersetzt 2005/32/EG) zielt speziell auf <strong>die</strong><br />
Energieeffizienz und allgemeine Umweltverträglichkeit<br />
von Elektrogeräten ab. Dabei umfasst <strong>die</strong> Richtlinie<br />
den gesamten Lebenszyklus eines Elektrogerätes<br />
[3]. Speziell bei <strong>Abwasser</strong>pumpen macht der Energieverbrauch<br />
den dominierenden Teil der Lebenszykluskosten<br />
aus [4]. Dieser kann durch eine intelligente<br />
Steuerung mittels Drehzahlregelung deutlich gesenkt<br />
werden.<br />
Häufig werden <strong>Abwasser</strong>pumpen in herkömmlicher<br />
Zweipunktsteuerung betrieben. Dabei wird <strong>die</strong> Pumpe<br />
bei einem definierten Maximalwasserstand im Pumpensumpf<br />
in Betrieb genommen und fördert so lange, bis<br />
der definierte Minimalwasserstand erreicht ist. Diese<br />
Betriebsweise ist zwar mit einem hohen Pumpenwirkungsgrad,<br />
jedoch auch mit hohen Reibungsverlusten<br />
und somit einem hohen Energieverbrauch verbunden.<br />
Wird eine Pumpe jedoch mittels Frequenzumrichter<br />
gesteuert, ergeben sich diverse Vorteile. Durch eine Verminderung<br />
der Drehzahl bzw. der Förderströme wird<br />
<strong>die</strong> Anzahl der Schaltvorgänge reduziert. Zudem wird<br />
<strong>die</strong> Pumpe sanfter gestartet und gestoppt, sodass <strong>die</strong><br />
Komponenten der Pumpe geschont werden.<br />
Neben <strong>die</strong>sen positiven Effekten kann eine erhebliche<br />
Energieeinsparung durch eine Reduzierung der Förderströme<br />
erzielt werden. Aufgrund der Affinitätsgesetze<br />
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kann <strong>die</strong> Leistungsaufnahme bei einer Verminderung der<br />
Drehzahl bzw. des Förderstroms um 30 % theoretisch bereits<br />
um ca. 65 % gesenkt werden. In der Praxis ist jedoch zu<br />
berücksichtigen, dass sich der Gesamtwirkungsgrad mit<br />
n 2<br />
3<br />
(1)<br />
Mai 2014<br />
640 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>