Sommerakademien der deutschen Stiftung - Studienstiftung.ch
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Arbeitsgruppe 7<br />
Welt <strong>der</strong> Information. Konversationslexika in<br />
wissensvermittlung und Ideologiebildung<br />
Mit dem „Grand dictionnaire historique [...]“ beginnt 1674 die lange Reihe biographis<strong>ch</strong><br />
und geographis<strong>ch</strong> orientierter Universallexika, die si<strong>ch</strong> erstmals au<strong>ch</strong> an ein ni<strong>ch</strong>t-gelehrtes<br />
Laienpublikum ri<strong>ch</strong>ten. Diese Werke markieren den We<strong>ch</strong>sel von enzyklopädis<strong>ch</strong>en<br />
Systemkonzepten zum Pragmatismus alphabetis<strong>ch</strong>er Präsentation des Wissens. Das kritis<strong>ch</strong>e<br />
Potential <strong>der</strong> Aufklärung wird in <strong>der</strong> Lexikographie früh wirksam, zum ersten Mal im<br />
„Dictionnaire historique et critique“ des Protestanten Pierre Bayle (dt. Übersetzung von<br />
Johann Christoph Gotts<strong>ch</strong>ed 1741-44). Zuglei<strong>ch</strong> Zusammenfassung vieler Speziallexika<br />
und Konkurrent kleinerer Werke wurde das „Große vollständige Universallexikon“ (1732-<br />
50) des Leipziger Verlegers Johann Heinri<strong>ch</strong> Zedler. Aus dem Plan, das englis<strong>ch</strong>e Werk<br />
„Cyclopedia, or an Universal Dictionary of Arts and Sciences“ ins Französis<strong>ch</strong>e zu übersetzen,<br />
wurde die große „Encyclopédie“ von Di<strong>der</strong>ot und d’Alembert. Das große, no<strong>ch</strong> immer<br />
enzyklopädis<strong>ch</strong>e Konzept lösen im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t die sogenannten Konversationslexika<br />
ab, die – weil das bürgerli<strong>ch</strong>e Publikum ihnen blindlings vertraut – tiefgehenden Einfluss<br />
auf die Mentalitätsbildung gewinnen, wie si<strong>ch</strong> beispielhaft an <strong>der</strong> Verbreitung des Antisemitismus<br />
in den Lexika zeigen lässt.<br />
Ziel <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ist es, die Bedeutung <strong>der</strong> Lexika als Instrumente <strong>der</strong> Wissensvermittlung,<br />
<strong>der</strong> nationalen Identitätsbildung und <strong>der</strong> Ausbildung von Stereotypen und Klis<strong>ch</strong>ees<br />
zu zeigen. Hieraus ergibt si<strong>ch</strong> eine Reihe von Fragen, die wir, na<strong>ch</strong> Bedarf und Interesse,<br />
untersu<strong>ch</strong>en werden: Wel<strong>ch</strong>e Rolle spielt <strong>der</strong> Verzi<strong>ch</strong>t auf eine universale, enzyklopädis<strong>ch</strong>e<br />
Systematik? Wodur<strong>ch</strong> werden Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Disposition bedingt, die den jeweiligen Lexika<br />
zugrunde liegt? Was folgt daraus für die Vermittlung und Rezeption von Wissen? Wir<br />
bes<strong>ch</strong>ränken uns dabei ni<strong>ch</strong>t auf ältere Lexika, son<strong>der</strong>n beziehen au<strong>ch</strong> das Konzept <strong>der</strong> offenen<br />
Online-Enzyklopädie (Wikipedia) ein.<br />
Leitung<br />
Teilnehmer<br />
Literatur<br />
52<br />
Prof. Dr. Hans-Albre<strong>ch</strong>t Ko<strong>ch</strong><br />
Fa<strong>ch</strong>berei<strong>ch</strong> Literaturwissens<strong>ch</strong>aft, Universität Bremen<br />
Institut für Bibliotheks- und Informationswissens<strong>ch</strong>aft,<br />
Humboldt-Universität zu Berlin<br />
Prof. Dr. Gabriella Rovagnati<br />
Dipartimento di Lingue e Letterature straniere, Università degli<br />
Studi di Milano<br />
Studierende aller Fä<strong>ch</strong>er<br />
Ältere Konversationslexika und Fa<strong>ch</strong>enzyklopädien, hg. von H.-A.<br />
Ko<strong>ch</strong> und G. Rovagnati, Frankfurt/M. u.a. 2013.<br />
Ko<strong>ch</strong>, H.-A., Lexikon, in: Reallexikon <strong>der</strong> <strong>deuts<strong>ch</strong>en</strong> Literaturwissens<strong>ch</strong>aft<br />
2, hg. von H. Fricke et. al., Berlin-New York 2000, S. 413ff.<br />
Akademie IV Greifswald