Sommerakademien der deutschen Stiftung - Studienstiftung.ch
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Arbeitsgruppe 8<br />
Romantik und Mo<strong>der</strong>ne<br />
Romantik gilt gemeinhin als eine Haltung, die si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne verweigert. Ein Romantiker<br />
flieht vor dem Alltag und <strong>der</strong> Normalität ins Rei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Poesie: „S<strong>ch</strong>läft ein Lied in allen<br />
Dingen, / Die da träumen fort und fort, / Und die Welt hebt an zu singen, / Triffst du nur<br />
das Zauberwort.“ – S<strong>ch</strong>on an diesem Vierzeiler Joseph von Ei<strong>ch</strong>endorffs zeigt si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong>,<br />
dass die Rede von Romantik als Flu<strong>ch</strong>t vor <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne auf die literaris<strong>ch</strong>en Texte dieser<br />
Epo<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>t passen will: Hier wird von einem ‘Zauberwort’ gespro<strong>ch</strong>en, das in <strong>der</strong><br />
Lage sein soll, Mens<strong>ch</strong>en und Dinge singend zu vereinigen. Was das aber für ein Wort<br />
ist, wird vers<strong>ch</strong>wiegen. Es ist dem Leser überlassen, diese Leerstelle mit individuellen Erfahrungen<br />
zu füllen. Genau eine sol<strong>ch</strong>e verweigerte Positivierung geglaubter Wahrheiten<br />
zei<strong>ch</strong>net romantis<strong>ch</strong>e Texte aus: Romantiker halten zwar an einer letztgültigen Wahrheit<br />
fest, versu<strong>ch</strong>en diese aber unter den Bedingungen einer zunehmenden Pluralisierung von<br />
Wahrheit zu formulieren.<br />
Diesen spezifis<strong>ch</strong>en Umgang mit den Herausfor<strong>der</strong>ungen einer wahrheitspluralistis<strong>ch</strong>en<br />
Mo<strong>der</strong>ne wollen wir in gemeinsamer Lektüre romantis<strong>ch</strong>er Fragmente, romantis<strong>ch</strong>er Prosa<br />
und Lyrik kennenlernen. Ziel ist die Erarbeitung eines tragfähigen Begriffs von Romantik<br />
und Mo<strong>der</strong>ne glei<strong>ch</strong>ermaßen sowie ein ges<strong>ch</strong>ärfter Blick für das Weiterwirken und die<br />
Transformation romantis<strong>ch</strong>er Weltdeutungsmuster, zum Beispiel in <strong>der</strong> Populärkultur<br />
<strong>der</strong> Gegenwart.<br />
Leitung<br />
Teilnehmer<br />
Literatur<br />
Dr. Matthias Löwe<br />
Institut für Germanistis<strong>ch</strong>e Literaturwissens<strong>ch</strong>aft, Universität Jena<br />
Prof. Dr. Ludwig Stockinger<br />
Institut für Germanistik, Universität Leipzig<br />
Studierende <strong>der</strong> Germanistik und an<strong>der</strong>er Philologien, <strong>der</strong> Philosophie,<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tswissens<strong>ch</strong>aft, Theologie, Religionswissens<strong>ch</strong>aft,<br />
Kulturwissens<strong>ch</strong>aft und angrenzen<strong>der</strong> Fä<strong>ch</strong>er<br />
Theorie <strong>der</strong> Romantik, hg. von H. Uerlings, Stuttgart 2005 (hier<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Einleitung S. 9-42).<br />
Akademie VII Görlitz 83