STRASSENBAHN MAGAZIN Stuttgarts 300er im Porträt (Vorschau)
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Betriebe<br />
Am S-Bahnhof in<br />
Dortmund-Wickede<br />
endet die U43 – und<br />
wir haben die 300-<br />
Kilometer-Marke<br />
tatsächlich geknackt!<br />
Scheinbar<br />
hat schon vorher jemand<br />
ohne uns gefeiert<br />
– und uns zumindest<br />
eine leere<br />
Sektflasche auf dem<br />
Mülle<strong>im</strong>er hinterlassen<br />
...<br />
Stadtbahn seit Bad Honnef! Wir müssen noch<br />
mindestens 41,2 Kilometer schaffen. So weit<br />
ist es bis Wickede nicht mehr. Rund 24 Kilometer<br />
kommen jetzt bis nach Heven, Dorf<br />
dazu. Diese Strecke ist aus verschiedenen Beiträgen<br />
<strong>im</strong> <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />
zum Thema „Tramreise durchs Ruhrgebiet“<br />
bekannt: Sie führt mit den MGT6D der 302<br />
über Wattenscheid bis Bochum, Wattenschei -<br />
der Straße. Dort sammelt uns auf der legendären<br />
Linie 310 ein M-Wagen aus den<br />
1970er-Jahren auf. Der kleine M6 tuckert<br />
durch den Tunnel mit seinen überd<strong>im</strong>ensionierten<br />
Stationen unter der Bochumer City<br />
hindurch und wird ab Langendreer zur<br />
Ruhrpott-Kultlinie: Eingleisige Abschnitte in<br />
Seitenlage oder Straßenmitte, teilweise mit<br />
Kopfsteinpflaster, Ausweichen, Fahrten<br />
durch Felder, die Wittener Fußgängerzone<br />
und hinter Gärten. Zumindest der Abschnitt<br />
zwischen Bochum, Unterstraße und Crengeldanz<br />
wird in einigen Jahren stillgelegt –<br />
dann bekommt die 310 eine neue Trasse<br />
durch das Zentrum von Langendreer. Die<br />
Arbeiten laufen – die Strecke wird die 310<br />
erheblich aufwerten. Aber auch etwas „entidyllisieren“.<br />
Von Heven, Dorf bringen uns<br />
Bus und S-Bahn nach Dortmund-Marten.<br />
Aus der Linie 404 ist hier mit Eröffnung des<br />
Ost-West-Tunnels die U44 geworden.<br />
300 Kilometer? Es wird knapp!<br />
Von Dortmund sind die N8C längst nach<br />
Danzig abgewandert und Flexity-Niederflurwagen<br />
von Bombardier gewichen. Sonst<br />
hat sich nicht viel verändert. Teilweise eingleisig<br />
in Straßenmitte wurschtelt sich die<br />
U44 Richtung City vor. Sowas nennt sich<br />
„U“44 ... Diese Linie mit all ihren Skurrilitäten<br />
stellen wir Ihnen lieber in einer der<br />
künftigen Ausgaben ausführlich vor.<br />
Kurz vor der Innenstadt taucht die U44 in<br />
den Tunnel. Am Westentor steigen wir aus.<br />
Hastig verabschiedet sich die U44 in Richtung<br />
Westfalenhütte. Jetzt heißt es, etwas zu<br />
warten. Oben hätten wir vor sechs Jahren<br />
noch einen Blick auf die Reste der Dortmunder<br />
Kult-Brauerei „Union“ werfen<br />
können. Stattdessen: Der Blick durch die<br />
nicht gerade überfüllte Tunnelstation. Hier<br />
lohnt sich <strong>im</strong> Gegensatz zu Bochum wenigstens<br />
die Länge. Auf der U43 nach Wickede<br />
fahren die NGT8 auch in Doppeltraktion.<br />
Die bieten zwar viel Platz, aber<br />
relativ wenig Komfort. Immer wieder hört<br />
man Fahrgäste über die unbequemen Sitze<br />
meckern. Dagegen waren die N8C hervorragend<br />
gepolstert und das Fahrverhalten<br />
deutlich angenehmer. Die N8C fahren in<br />
Danzig übrigens <strong>im</strong> modernisierten Zustand<br />
mit Niederflurmittelteil. Dortmund hat sich<br />
für die Wegwerf-Variante entschieden …<br />
So – nun können wir auf den letzten Kilometern<br />
bis Wickede noch einmal Platz nehmen.<br />
Nach dem Ostentor verlässt die Linie<br />
U43 den Tunnel und fährt bis Brackel größtenteils<br />
als klassische Straßenbahn. Danach<br />
wechselt der lange Doppelzug in Straßen-Seitenlage<br />
und rauscht eingleisig Richtung Asseln.<br />
Bis Wickede ist ein Großteil der Strecke<br />
eingleisig – die Haltestellen allerdings oft modernisiert<br />
und die eigentlich beschaulichen<br />
Ortschaften mit Oberleitungsmasten und<br />
Hochkettenfahrleitung völlig verschandelt.<br />
Letzte Meter in Dortmund<br />
Da stellt man sich wiederum die Frage:<br />
Muss das wirklich sein? Sei es drum – diese<br />
Oberleitung bringt uns wenigstens unserem<br />
Ziel näher: Wickede S-Bahnhof! Er ist<br />
in Sicht … die U43 hält in einer Stumpfendstelle<br />
neben der Straße und den S-Bahn-<br />
Gleisen … Aber was sagt der Blick auf den<br />
Kilometerstand? Wir haben die 300 Kilometer<br />
tatsächlich geknackt! Ganz knapp:<br />
300,4 Kilometer von Bad Honnef bis Wickede,<br />
ohne einen Haltepunkt doppelt zu<br />
berühren und mit ganz viel Geschick bei der<br />
Planung. Jeder Meter hat also am Ende gezählt!<br />
Jetzt ist der Popo durch, der Rücken<br />
platt. Und bis zum 400. <strong>STRASSENBAHN</strong><br />
<strong>MAGAZIN</strong> <strong>im</strong> Jahr 2022 müssen die Verkehrsplaner<br />
in NRW viele neue Strecken<br />
bauen. Sehr wahrscheinlich müssen wir uns<br />
für Heft 400 aber einfach etwas Anderes<br />
ausdenken … CHRISTIAN LÜCKER<br />
Tipps für Nachmacher<br />
Wer den 300-Kilometer-„Tramathon“ selbst einmal<br />
abfahren möchte: Am besten geeignet ist dafür<br />
das SchönerTagTicket NRW. Es kostet 28,50<br />
Euro und gilt auf der gesamten Strecke ab 9 Uhr<br />
bis 3 Uhr des Folgetages. Theoretisch ist die Gesamtstrecke<br />
an einem Tag schaffbar, praktisch<br />
muss dabei aber jeder Anschluss st<strong>im</strong>men und<br />
Zeit für größere Aufenthalte bleibt auch nicht.<br />
28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014