11.10.2014 Aufrufe

STRASSENBAHN MAGAZIN Stuttgarts 300er im Porträt (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bremen<br />

Die neue Vorfluter-Brücke am Rande der<br />

Wümme-Wiesen dient nur der Tram sowie<br />

dem Fußgänger- und Fahrradverkehr.<br />

GT8N-1 Nr. 3138 hat gerade die Wümme<br />

überquert und ist nach seinem Niedersachsen-Ausflug<br />

wieder auf Bremischen Boden<br />

Die Zielanzeige verrät es – diese Aufnahme vom Eröffnungstag entstand in Niedersachsen. Der<br />

Tw 3140 – einer der beiden von Niedersachsen für die Verlängerung beschafften GT8N-1 – lässt<br />

an der Haltestelle Kutscher Behrens den Tw 3134 passieren, der vom eingleisigen Teil kommt<br />

Falkenberger Kreuz in Anwesenheit sowohl<br />

des Bremer Bürgermeisters Böhrnsen<br />

als auch seines Lilienthaler Amtskollegen<br />

Hollatz und der beidseitig verantwortlichen<br />

Ressortchefs sowie Prominenz von<br />

Landes- und Bundesebene startete der<br />

GT8N-1 Nr. 3141, von Fahrerin Sabine<br />

Falkenberg gesteuert, zur offiziellen Eröffnungsfahrt<br />

nach Bremen-Borgfeld. Bei diesem<br />

Fahrzeug handelt es sich um einen<br />

von zwei zu 75 Prozent von der Landesnahverkehrsgesellschaft<br />

Niedersachsen<br />

und zu 25 Prozent von der BSAG vorfinanzierten<br />

Triebwagen. Unmittelbar nach<br />

dessen Eintreffen in Borgfeld begann der<br />

Linienbetrieb.<br />

Am darauffolgenden Sonntag, dem 3. August,<br />

feierte Lilienthal ein großes Fest mit allerlei<br />

ortsbezogenen Unterhaltungs- und<br />

Kulturaktivitäten. Ungezählte Bremerinnen<br />

und Bremer ergriffen die Gelegenheit, die<br />

neue Strecke zu „erfahren“. Die BSAG bewies<br />

Gespür und gestattete an diesem Tag<br />

auf der gesamten Linie 4 kostenlose Nutzung.<br />

Selbst eine eigens eingerichtete Zusatzlinie<br />

„6E“ vermochte es nicht, die interessierten<br />

Massen zu bewältigen. Immer<br />

wieder blieben Fahrgäste an den Haltestellen<br />

zurück und mussten auf den folgenden<br />

Wagen warten.<br />

Die Freunde der Bremer Straßenbahn<br />

setzten zwischen der Neustadt und Falkenberg<br />

den Hansa-Museumszug 446/1458<br />

ein. Diese Fahrzeuggattung hat zur Linie 4<br />

eine besondere Beziehung. Kurzzeitig verkehrte<br />

sie auf der alten Linie 4 <strong>im</strong> Frühjahr<br />

1967, bevor diese zur reinen Berufsverkehrs-Linie<br />

zwischen Domshof und Horn<br />

degradiert und fünf Jahre später ganz eingestellt<br />

wurde.<br />

Änderungen <strong>im</strong> Liniennetz<br />

Die Inbetriebnahme des neuen Streckenabschnitts<br />

hat Auswirkungen auf die Linie 4<br />

insgesamt. So erfolgten eine Ausweitung des<br />

Schnellverkehrs der „Schnellen 4“ (4S) zur<br />

Hauptverkehrszeit sowie eine Taktverdichtung<br />

auf dem Streckenabschnitt von und bis<br />

Borgfeld. Die bisher ausschließlich zur<br />

Kommentar: Eine echte neue Straßenbahn!<br />

Die Bürger <strong>im</strong> niedersächsischen Lilienthal freuen<br />

sich, seit 1. August endlich mit der Straßenbahn<br />

auf Schienen rasch und bequem ins benachbarte<br />

Bremen fahren zu können. Den Jubel über die erfolgte<br />

Eröffnung der grenzüberschreitenden Verkehrsverbindung<br />

empfinde ich als völlig berechtigt.<br />

Mit der Verlängerung der Linie 4 ist etwas Gutes<br />

endlich Realität geworden, wenngleich es bei aller<br />

Achtung vor dem deutschen Föderalismus <strong>im</strong> vereinten<br />

Deutschland zum Alltag gehören sollte, dass<br />

öffentliche Verkehrsmittel bestehende Verwaltungsgrenzen<br />

überqueren. Aber bei vielen anderen<br />

Straßenbahnbetrieben und Eisenbahnen ist glücklicherweise<br />

genau das sowohl in der Vergangenheit<br />

als auch Gegenwart alltäglich.<br />

Damit habe ich zwei Aspekte angesprochen, die<br />

mir persönlich bei der Bewertung der Verlängerung<br />

von Bremens Linie 4 in der Presse bisher zu kurz<br />

gekommen sind. So sind Lilienthal und das 1937<br />

eingemeindete Falkenberg keinesfalls erstmalig per<br />

Schiene mit Bremen verbunden! Vielmehr gab es<br />

von 1900 bis 1954 bzw. 1956 schon die meterspurig<br />

ausgeführte Kleinbahn Bremen–Tarmstedt, die<br />

<strong>im</strong> Volksmund den Namen ihres größten Verfechters,<br />

„Jan Reiners“ trug. Auch unsere Altvorderen<br />

waren also einst schon „in der Spur“ …<br />

Hauptverkehrszeit zwischen Horner Mühle<br />

und Arsten verkehrende Linie 5 entfiel dadurch.<br />

In Lilienthal selbst gehört der Busverkehr<br />

der Linie 30 mit Eröffnung der Tram der<br />

Vergangenheit an. Die Regionalbuslinien<br />

Richtung Worpswede und Zeven fahren jedoch<br />

mit Anbindung des Ortskerns weiterhin,<br />

allerdings nicht über den von der Tram<br />

genutzten Hauptstraßenzug. Auf dem Verlängerungsabschnitt<br />

zwischen Bremen-<br />

Borgfeld und Falkenberg fährt die Linie 4<br />

zur Hauptverkehrszeit alle 15 Minuten, ansonsten<br />

20-minütig. ANDREAS MAUSOLF<br />

Der andere Aspekt betrifft die Trassierung der Linie<br />

4 innerhalb Lilienthals: In den vergangenen<br />

Jahren entstand hier eine richtige Straßenbahn.<br />

Was daran so ungewöhnlich ist? Ganz einfach –<br />

es handelt sich um einen der wenigen neu geplanten<br />

und neu gebauten längeren Straßenbahnstreckenabschnitte<br />

in ganz Deutschland, den<br />

PKW/LKW und Trams gemeinsam nutzen.<br />

Während Verkehrsplaner und Stadträte anderswo<br />

auf Biegen und Brechen nur noch den Straßenverkehr<br />

geringfügig tangierende Stadtbahnen<br />

in Betracht ziehen, so dass sich ja kein<br />

privater Fahrzeuglenker in seiner Handlungsfreiheit<br />

auf der Straße beeinträchtigt sieht, führt<br />

die Linie 4 auf der Falkenberger Landstraße<br />

mitten auf den Fahrspuren der Pkw und Lkw<br />

entlang. Demnach ist eine solche Neutrassierung<br />

in Deutschland doch nicht verboten, wie<br />

anderswo behauptet wird?<br />

Wer in Zukunft auf das Beispiel Lilienthal verweist,<br />

möge aber auch einen letzten Punkt nicht<br />

vergessen: Die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr<br />

sinken in der niedersächsischen Stadt<br />

durch die Straßenbahn um jährlich 80.000 Euro.<br />

Das sind doch wirklich alles Gründe zum Jubeln!<br />

ANDRÉ MARKS<br />

<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 10 | 2014<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!