Die archäologischen Funde und Befunde aus der - Universität ...
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II.3.4.2 Gefäßformen<br />
Das keramische F<strong>und</strong>material vom Kölner Dom umfaßt nur relativ wenige Gr<strong>und</strong>typen. Sie<br />
wurden nach ihrem hauptsächlichen Verwendungszweck in Schank- <strong>und</strong> Kochgeschirr<br />
eingeteilt 418 , selbst wenn dies Gefahren hinsichtlich potentieller o<strong>der</strong> tatsächlicher<br />
Multifunktionalität beson<strong>der</strong>s des „Topfes“ <strong>und</strong> des „Kruges“ in sich birgt. <strong>Die</strong><br />
Differenzierung <strong>der</strong> Gefäße des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>aus</strong> Irdenwaren <strong>und</strong> den Steinzeugvorläufern<br />
äußert sich jedoch relativ konkret in <strong>der</strong> Machart <strong>und</strong> erlaubt daher eine <strong>der</strong>artige Glie<strong>der</strong>ung.<br />
Eine Übertragung auf Gebiete ohne Steinzeugproduktion ist nur mit Einschränkungen<br />
möglich 419 . Innerhalb <strong>der</strong> beiden Gruppen erfolgt die weitere Unterteilung nach formalen<br />
Kriterien, wobei neben dem Gefäßumriß die Proportionen <strong>und</strong> die absoluten Maße zur<br />
Definition herangezogen werden.<br />
Töpfe<br />
Mehr o<strong>der</strong> weniger bauchige Gefäße mit einziehendem Rand, Standboden o<strong>der</strong> Wellenfuß<br />
<strong>und</strong> einem o<strong>der</strong> zwei, selten auch keinem Henkel. Das Verhältnis <strong>der</strong> größten Bauchweite zur<br />
Höhe beträgt etwa 1:2 bis 1:4, doch kann die Höhe auch etwas kleiner als <strong>der</strong> Durchmesser<br />
sein; entsprechende Formen stehen am Übergang zur Schüssel. <strong>Die</strong> Weite <strong>der</strong> oberen Öffnung<br />
entspricht etwa dem Bodendurchmesser <strong>und</strong> liegt in <strong>der</strong> Regel unter <strong>der</strong> größten Bauchweite.<br />
Hohe schlanke Formen mit Wellenfuß <strong>und</strong> Henkel nähern sich dem Krug.<br />
Kugeltöpfe<br />
Gefäße mit r<strong>und</strong>em o<strong>der</strong> abger<strong>und</strong>etem bzw. linsenartig abgeflachtem Boden (BF 1), <strong>der</strong> ohne<br />
Absatz in die Wandung übergeht. Der Kugeltopf konnte mit seinem Boden unmittelbar in die<br />
Glut des Herdfeuers o<strong>der</strong> in einen eisernen Dreibeinring gestellt werden. <strong>Die</strong><br />
Herstellungstechnik(en) waren lange umstritten 420 . Beson<strong>der</strong>s während des 10. bis 12.<br />
418 Dem entspricht die von an<strong>der</strong>en Autoren gewählte, nicht unumstrittene Einteilung in „geschlossene“ bzw.<br />
Hochformen (Topf, Krug, Becher) auf <strong>der</strong> einen <strong>und</strong> „offene“ bzw. Breitformen (Schale, Schüssel) auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite; vgl. Erdmann et al. 1984a, S. 425, 430 f. Tab. 3 links <strong>und</strong> S. 433 Tab. 5; Kunow et al. 1986, S. 6<br />
f., sowie Röber 1990, S. 7.<br />
419 Spitzner-von <strong>der</strong> Haar 1993, S. 151, 205 <strong>und</strong> 221, hat auf diese Weise anhand <strong>der</strong> Randprofile <strong>der</strong><br />
importierten (?) Grapen mit Bandhenkeln seiner Warenart 8 (steinzeugartig hart gebrannte, graue Irdenware mit<br />
irisierend glänzen<strong>der</strong> Oberfläche), in denen er Schankgefäße als Nachahmungen von Metallgefäßen vermutet,<br />
her<strong>aus</strong>gestellt, daß bei „rheinischer Keramik <strong>und</strong> [...] den Randformen“ <strong>der</strong> Funktionstyp bei den grauen<br />
Irdenwaren nicht gr<strong>und</strong>sätzlich über das Material bestimmt werden kann. In einigen Fällen ist diese Zuordnung<br />
aber möglich.<br />
420 Zur Herstellung: Faßhauer 1954, S. 224-232; Bauer 1954/55; Stoll 1980a; Lüdtke 1985, S. 92-104; Bauche<br />
1997, S. 16. Auch Reineking von Bock 1986, S. 34, erwähnt „vom Boden her aufgedrehte Kugeltöpfe“. <strong>Die</strong> von<br />
Lüdtke 1985, S. 101 f. <strong>und</strong> Taf. 46, vorgetragene Theorie <strong>der</strong> „Montage“ eines scheibengedrehten Hals/Rand-<br />
Teiles auf einen handgefertigten Gefäßkörper konnte bisher nirgends schlüssig nachgewiesen werden; vgl. Stoll<br />
1980a, S. 61 f., <strong>und</strong> Spitzner-von <strong>der</strong> Haar 1993, S. 154.