Die archäologischen Funde und Befunde aus der - Universität ...
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II.3 <strong>Die</strong> Keramik<br />
II.3.1 Bemerkungen zur Klassifizierung<br />
<strong>Die</strong> Erforschung <strong>der</strong> mitteleuropäischen <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> nordrheinischen Keramik des<br />
Mittelalters hat seit dem Zweiten Weltkrieg zu einem recht sicheren chronologischen Gerüst,<br />
in mancherlei Hinsicht aber auch zu einer gewissen Begriffsverwirrung geführt. Nur klare<br />
Definitionen auf möglichst objektiver Gr<strong>und</strong>lage können hier Abhilfe schaffen. <strong>Die</strong>sem<br />
Zweck sollten verschiedene deskriptive Systeme dienen, die zunächst eine feste Nomenklatur<br />
bei <strong>der</strong> f o r m a l e n Ausgestaltung <strong>der</strong> Keramik konzipiert haben 95 . <strong>Die</strong> stofflichqualitative<br />
Charakterisierung <strong>der</strong> Keramik an sich, die „Machart“ 96 , wurde zunächst noch<br />
differenziert gehandhabt. Im Umfeld von Hans-Georg Stephan strebte man nach einer<br />
möglichst feinen Aufglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Warengruppen – Irdenwaren, Proto- <strong>und</strong> Faststeinzeuge,<br />
Steinzeuge – in Warenarten <strong>und</strong> ihre Varianten, die aber, in Form von dezimalen Zahlencodes<br />
verschlüsselt, nicht in allen Punkten nachvollziehbar sind 97 . In jüngerer Zeit wurden etwa<br />
gleichzeitig von mehreren Arbeitskreisen besser begründete Systematiken zur Beschreibung<br />
<strong>und</strong> Klassifizierung <strong>der</strong> t e c hnologischen Beschaffenheit von mittelalterlicher<br />
Gefäßkeramik in verständlicher skriptiver Form vorgelegt. Sie bemühen sich um eine<br />
einheitliche Benennung <strong>der</strong> Formtypen <strong>und</strong> gehen bei <strong>der</strong> Einteilung in Waren bzw.<br />
Warenarten sowohl von makroskopisch ermittelbaren Werten (Herstellungstechnik, Farbe <strong>und</strong><br />
Struktur des Scherbens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Oberfläche, Härte des Scherbens, Zusammensetzung <strong>und</strong><br />
relativer Anteil <strong>der</strong> Magerungsbestandteile in <strong>der</strong> Matrix) als auch von<br />
naturwissenschaftlichen Kriterien <strong>aus</strong> (mineralische Zusammensetzung <strong>der</strong> Magerung) 98 .<br />
Das „Begreifen“ von Keramik kann durch diese Ordnungsschemata gerade im Schrifttum<br />
besser vermittelt werden, eine Autopsie im konkreten Fall jedoch nicht ersetzen. Trotzdem<br />
sich mittlerweile eine gewisse Standardisierung o<strong>der</strong> zumindest die Erläuterung <strong>der</strong> jeweils<br />
verwendeten Bezeichnungen durchgesetzt hat, finden noch unterschiedliche Begriffsinhalte<br />
Anwendung. <strong>Die</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Keramik vom Kölner Dom beruht auf den nachstehend<br />
definierten Merkmalen, die in Anlehnung an das von Hans-Werner Peine, Ralph Röber <strong>und</strong><br />
95 Dexel 1963; Lehnemann 1980, S. 76-109. Vgl. auch Beckmann 1975, S. 12-15; Reineking von Bock 1986,<br />
S. 92-102; Csysz <strong>und</strong> Endres 1988, S. 25-27.<br />
96 Zur Technologie allgemein: Liebscher <strong>und</strong> Willert 1955; Salmang <strong>und</strong> Scholze 1982; Litzow 1984; Mämpel<br />
1985. Der Begriff „Scherben“ ist im keramiktechnologischen Sinn als die Masse eines Gefäßes zu verstehen <strong>und</strong><br />
bezeichnet n i c h t dessen Bruchstück(e).<br />
97 Etwa Stephan 1978/79, S. 56-91; Stephan 1979, S. 180-195; Stephan 1981a, S. 72-90; Heine 1986, S. 202 f.;<br />
Ring 1990; Büscher 1996, S. 69-111. Vgl. hierzu Lobbedey 1968, S. 6 f.; Erdmann et al. 1984, S. 423; Atzbach<br />
1996, S. 1.<br />
98 Erdmann et al. 1984a; Bauer et al. 1986; Kunow et al. 1986.