Die archäologischen Funde und Befunde aus der - Universität ...
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Dreiecksrand (RF 33) sowie kugelige geriefte Urnenbecher mit Sichelrand (RF 23)<br />
darstellen 172 , <strong>und</strong> das zur Lagerung geeignete bzw. hitzebeständige Vorrats- <strong>und</strong><br />
Kochgeschirr <strong>aus</strong> grauer Irdenware ein (Kugeltöpfe, Schüsseln, Amphoren). Allerdings<br />
kommt es für längere Zeit zu Überlappungen <strong>der</strong> beiden Gruppen: Aus Pingsdorf <strong>und</strong><br />
Siegburg-Aulgasse sind Krüge <strong>und</strong> Grapengefäße des mittleren 13. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>aus</strong><br />
engobiertem Protosteinzeug bzw. Kugeltöpfe <strong>und</strong> Grapen des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>aus</strong><br />
engobiertem Steinzeug bekannt 173 . Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Keramik des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
spielt <strong>der</strong> „funktionale Aspekt in Verbindung mit <strong>der</strong> Intention zur Steinzeugherstellung“ eine<br />
wichtige Rolle, wie Ralph Röber hervorgehoben hat 174 .<br />
Aussagen über die gewollte Qualität keramischer Produkte dieser Zeitstellung sind<br />
problematisch: Wollte <strong>und</strong> konnte <strong>der</strong> Hersteller einen bestimmten Sinterungsgrad des<br />
Scherbens bei jedem Einzelstück erreichen, <strong>und</strong> war <strong>der</strong> Abnehmer <strong>und</strong> Benutzer <strong>der</strong><br />
Keramik in <strong>der</strong> Lage, die Beschaffenheit <strong>der</strong> Ware bei ihrem Erwerb <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Verwendung<br />
zu erkennen? Jedenfalls wurde die Hitzeführung im Ofen anfangs noch recht unvollkommen<br />
beherrscht, so daß häufig nur eine partielle Sinterung gelang. Der Erfolg war beim einzelnen<br />
Gefäß von seinem Standort im Brennofen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wandungsstärke abhängig. Zumindest <strong>der</strong><br />
Kern des Scherbens weist auch bei Produkten <strong>aus</strong> dem 14. <strong>und</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>ert, als längst die<br />
Herstellung von gesintertem Steinzeug beherrscht wurde, oftmals noch die Eigenschaften <strong>der</strong><br />
porösen Irdenware auf.<br />
Ein leidiger Problemkreis bei <strong>der</strong> Bearbeitung rheinischer wie überhaupt nordwestdeutscher<br />
Keramik des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts betrifft die Definition <strong>der</strong> Steinzeugvorläufer. Wegen ihrer<br />
weiten Verbreitung in Nordwest- <strong>und</strong> Nordeuropa kann diese keramische Gruppe – gegenüber<br />
den in aller Regel nur in kleineren Regionen verbreiteten Irdenwaren – eine erhöhte<br />
Aufmerksamkeit beanspruchen. Das vollentwickelte Steinzeug ist durch einen gesinterten<br />
Scherben definiert, <strong>der</strong> – bis auf ganz seltene, bewußt hervorgerufene Ausnahmen – keine<br />
Magerungsbestandteile enthält <strong>und</strong> einen glatten bis muscheligen Bruch aufweist. Der Weg<br />
zum Steinzeug ist durch zahlreiche Übergangsformen von den sehr hart gebrannten<br />
Irdenwaren über die Protosteinzeuge bis zu den Faststeinzeugen geprägt. <strong>Die</strong> technologischen<br />
Aspekte <strong>der</strong> rheinischen Keramik des 13. <strong>und</strong> frühen 14. Jahrh<strong>und</strong>erts haben in <strong>der</strong> Forschung<br />
172 Auch in Lübeck sind unter den Gefäßen <strong>aus</strong> Protosteinzeug (dort „Faststeinzeug“) <strong>aus</strong>chließlich Formen des<br />
Schankgeschirrs vertreten: Müller 1996a, S. 64.<br />
173 Beckmann 1975, Taf. 2,10; 3,4; 4,4; 5,1.4; 6,4.<br />
174 Röber 1990, S. 3. Vgl. auch Heiner 1994, S. 44 f.