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Die archäologischen Funde und Befunde aus der - Universität ...

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166<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts hat man vielerorts den eigentlichen Gefäßkörpers mit <strong>der</strong> freien Hand, d. h. ohne<br />

Verwendung <strong>der</strong> Töpferscheibe, zum Aufbau des Gefäßes durch Wülsten o<strong>der</strong> Austreiben<br />

hergestellt. Anschließend erfolgte eine Nachbearbeitung des Hals-Rand-Bereiches durch<br />

Nachformen bzw. Abdrehen mit einem Formholz, die eine regelmäßigere Randgestaltung<br />

erbrachte 421 . Kleinere Kugeltöpfe mit unverdicktem Rand <strong>und</strong> r<strong>und</strong>lich endendem Abschluß<br />

bzw. mit dreieckig verdicktem Rand <strong>aus</strong> Irdenware wurden in Siegburg-Aulgasse <strong>und</strong> in<br />

Pingsdorf aber noch im (frühen) 13. Jahrh<strong>und</strong>ert mit <strong>der</strong> Hand, auf <strong>der</strong> Scheibe gedrehte<br />

Exemplare dann im fortgeschrittenen 13. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>aus</strong> Irdenware o<strong>der</strong> Protosteinzeug <strong>und</strong><br />

schließlich im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>aus</strong> engobiertem Steinzeug hergestellt 422 . Bei kugeligen<br />

Gefäßen mit regelmäßig gerieftem Hals/Schulterbereich schmücken durchschnittlich fünf bis<br />

neun Riefen das scheibengedrehte Gefäßoberteil, <strong>der</strong> Gefäßkörper ist jedoch durch<br />

„Ausklopfen“ mit <strong>der</strong> Hand geformt 423 .<br />

Mit <strong>der</strong> Ausbreitung <strong>der</strong> schnell rotierenden Fußtöpferscheibe, im nördlichen Rheinland also<br />

bereits im hohen Mittelalter, wurden die Kugeltöpfe durch das Austreiben <strong>und</strong> Nachschneiden<br />

<strong>der</strong> Bodenunterseite eines auf <strong>der</strong> Scheibe gezogenen Gefäßkörpers hergestellt.<br />

Scheibengedrehte Kugeltöpfe mit dreieckig verdickten Rän<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> Irdenware <strong>und</strong> (selten)<br />

engobiertem Steinzeug wurden in Siegburg-Aulgasse im mittleren 13. bzw. im 14.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert hergestellt 424 . Unter unseren <strong>F<strong>und</strong>e</strong>n weisen mehrere Fragmente von Kugelböden<br />

breite Drehriefen auf <strong>der</strong> Innenseite auf. Kleine Kugeltöpfe wird man aber noch in dieser<br />

späten Zeit frei mit <strong>der</strong> Hand <strong>aus</strong>geformt haben. Bezüglich <strong>der</strong> Ausgestaltung des Randes<br />

müssen jedoch gerade bei den kleineren Gefäßen auch die begrenzten Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Notwendigkeiten des Töpfers berücksichtigt werden.<br />

<strong>Die</strong> Kugeltöpfe <strong>aus</strong> grauer Irdenware erscheinen im nordwestlichen Mitteleuropa während<br />

des 10. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> sind im 11. bis 13. Jahrh<strong>und</strong>ert in je<strong>der</strong> Siedlung dieses Gebietes zu<br />

finden 425 . Ihr Ende liegt vielleicht noch im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert 426 , doch könnte sich darin <strong>der</strong><br />

Forschungsstand <strong>aus</strong>drücken: Gefäße <strong>aus</strong> grauer Irdenware <strong>aus</strong> Duisburg stammen<br />

421 Lüdtke 1985, S. 149 Anm. 52.<br />

422 Böckem 1956, S. 11; Böckem 1957, S. 42 f. mit Taf. 3; Beckmann 1975, S. 22-24, Taf. 2,1-9. – Jürgens <strong>und</strong><br />

Jürgens 1982, S. 11.<br />

423 Insofern erscheint die strikte Trennung zwischen „schnell gedreht“, „handgeformt <strong>und</strong> schnell gedreht“ <strong>und</strong><br />

„nachgedreht“ bei Spitzner-von <strong>der</strong> Haar 1993, S. 24, problematisch.<br />

424 Beckmann 1975, S. 25-27 mit Anm. 72, Taf. 2,10; 3,1-4.<br />

425 Spitzner-von <strong>der</strong> Haar 1993, S. 154-159.<br />

426 Lung 1959, S. 57 f. In dem 1928-1932 geborgenen, umfangreichen F<strong>und</strong>material <strong>der</strong> von 1241/42 bis 1288<br />

bestehenden Isenburg in Essen-Rellingh<strong>aus</strong>en sind angeblich keine Kugeltöpfe <strong>aus</strong> grauer Irdenware vorhanden:<br />

Schumacher 1977, S. 174 f.; Seibt et al. 1990, S. 159; Roehmer 1998, S. 21 (nach Mitteilung A. Zeischka). Ihr

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