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Die archäologischen Funde und Befunde aus der - Universität ...

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Sinterung daher bereits bei relativ niedrigen Temperaturen erfolgt 117 . Daneben ergibt sich als<br />

Nebeneffekt eine mattglänzende Oberfläche von glatter, leicht zu reinigen<strong>der</strong> Struktur <strong>und</strong><br />

deutlich an<strong>der</strong>er Farbe als jene <strong>der</strong> Matrix. <strong>Die</strong> Engoben hatten also eine rein technische<br />

Funktion <strong>und</strong> sind entsprechend im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert weitgehend auf Typen des<br />

Schankgeschirrs <strong>aus</strong> Protosteinzeug <strong>und</strong> Faststeinzeug beschränkt; erst seit etwa 1400 werden<br />

sie in größerem Umfang bei Vorratsgefäßen <strong>aus</strong> vollentwickelten Steinzeug (wie<strong>der</strong>)<br />

verwendet 118 . <strong>Die</strong> Art des Auftrags – Tauchen, Begießen o<strong>der</strong> Bestreichen – war an unseren<br />

Fragmenten nicht zu ermitteln. <strong>Die</strong> Verwendung von Engoben ist seit dem mittleren 13.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert für mehrere Herstellungsorte im nördlichen Rheinland belegt. <strong>Die</strong> konkrete<br />

Datierung in Brunssum/Schinveld in das (späte) zweite Viertel des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts beruht<br />

auf dem guten Forschungsstand <strong>und</strong> ist keineswegs im Sinne einer Vorreiterrolle <strong>der</strong> Betriebe<br />

zu verstehen 119 . Auch in Pingsdorf, Brühl, Siegburg 120 , Speicher (Südwesteifel) <strong>und</strong> an<br />

mehreren mittelrheinischen Orten 121 wurde bereits im mittleren 13. Jahrh<strong>und</strong>ert umfassend<br />

mit Engoben gearbeitet, während ihre Verwendung in Langerwehe, Elmpt, Frechen, Köln,<br />

Raeren <strong>und</strong> am Mittelrhein bzw. im Westerwald 122 wohl erst im späteren Mittelalter<br />

aufgekommen ist. Entsprechende <strong>F<strong>und</strong>e</strong> des mittleren bzw. späten 13. Jahrh<strong>und</strong>erts stammen<br />

von H<strong>aus</strong> Rott bei Troisdorf <strong>und</strong> <strong>aus</strong> dem Grubenh<strong>aus</strong> C in Morken 123 .<br />

117 Salmang <strong>und</strong> Scholze 1982, S. 285 f.; Kerkhoff-Ha<strong>der</strong> 1980, S. 121. Der Begriff „Anguß“ sollte in diesem<br />

Zusammenhang bei mittelalterlicher Keramik vermieden werden. Er ist auf die oberflächliche Behandlung v. a.<br />

<strong>der</strong> neuzeitlichen roten Irdenware mittels einer feinkörnigen, hellen Tonsuspension zu beschränken, <strong>der</strong> eine<br />

glättende bzw. gr<strong>und</strong>ierende <strong>und</strong> eben nicht eine abdichtende Funktion zukommt.<br />

118 <strong>Die</strong> von Mämpel 1996, S. 287, vermutete Verwendung von Engoben als Ersatz für die in ihrer Giftigkeit<br />

erkannten Bleiglasuren trifft nicht zu, da Engoben bevorzugt auf <strong>der</strong> Außenseite von relativ dichtem<br />

Schankgeschirr angebracht <strong>und</strong> auch weiterhin innen bleiglasierte Kochgefäße hergestellt wurden.<br />

119 Bruijn 1962-63, S. 400/404; Brongers 1983, S. 383; Hähnel 1987b, S. 24; Heege 1995, S. 21, 26 <strong>und</strong> 86.<br />

Böckem 1963, S. 46, <strong>und</strong> Reineking von Bock 1986, S. 37, halten Engoben unrichtig nur b i s zum 13. bzw.<br />

14. Jahrh<strong>und</strong>ert für üblich.<br />

120 Hähnel 1987b, S. 24, konnte in Siegburg „an Krügen mit dreieckig verdicktem Rand o<strong>der</strong> <strong>aus</strong> Fast- o<strong>der</strong><br />

Frühsteinzeug“ in keinem Fall eine Engobe feststellen. Sowohl am Galgenberg als auch in <strong>der</strong> Aulgasse sind<br />

aber engobierte Krüge <strong>und</strong> geriefte Becher mit Sichelrand hergestellt worden; vgl. unsere Warenarten 39 <strong>und</strong> 42<br />

bis 44. Hierin äußert sich die schlechte Kenntnis <strong>der</strong> Aulgassenproduktion des mittleren 13. Jahrh<strong>und</strong>erts. Vgl.<br />

Roehmer 1998, S. 28 f. mit Anm. 100.<br />

121 Aulh<strong>aus</strong>en <strong>und</strong> Düppenh<strong>aus</strong>en bei Rüdesheim: J. Hähnel 1987, S. 106 f.<br />

122 An<strong>der</strong>nach, Bendorf-Sayn, Grenzau, Grenzh<strong>aus</strong>en, Höhr, Koblenz-Urbar <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>zeuzheim: Lehner<br />

1901, S. 208; BJb 107, 1901, S. 208; Koenen 1906; Baaden <strong>und</strong> Fries 1975, S. 4 f. <strong>und</strong> 15-20 mit Taf. II-III; H.<br />

Spiegel 1980, S. 6-9; J. Hähnel 1987, S. 109 f., 113 <strong>und</strong> 117; Walter Janssen 1983, S. 350 Abb. 6; Walter<br />

Janssen 1987, S. 104 f.; Berg <strong>und</strong> Wegner 1995b, S. 448-458.<br />

123 Untermann 1984b, S. 218, Taf. 34,42-45. – Hinz 1969a, S. 92. <strong>Die</strong> wenigen entsprechenden <strong>F<strong>und</strong>e</strong> von <strong>der</strong><br />

1233 zerstörten Burg Wilnsdorf bei Siegen lassen sich keinem konkreten Herstellungsort zuweisen. In Hannover<br />

erscheinen engobierte Gefäße (<strong>aus</strong> Südnie<strong>der</strong>sachsen?) im mittleren 13. Jahrh<strong>und</strong>ert (Büscher 1996, S. 109 f.),<br />

in Schleswig erst um 1280 (Lüdtke 1985, S. 68). In Bergen (Norwegen) tritt das engobierte Protosteinzeug in<br />

<strong>der</strong> Periode 3 <strong>und</strong> in <strong>der</strong> abschließenden Brandschicht 6 auf, die wohl kaum in das Jahr 1198 datiert werden<br />

kann: Lüdtke 1989a, S. 30-33 mit Fig. 8 <strong>und</strong> S. 94 Diagramm 19; zu beachten sind auch seine methodisch

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