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Methoden der Manipulation

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<strong>der</strong> unteren Hirarchiestufen zeigen.<br />

4.4 Das Chaos-Prinzip<br />

Die Chaos-Theorie behandelt Probleme nicht-berechenbarer Abläufe. Ein Ablauf gilt als nicht berechenbar,<br />

wenn minimal an<strong>der</strong>e Anfangsbedingungen zu einem vollkommen an<strong>der</strong>en Ergebnis führen. Wenn man einen<br />

Gummiball auf den Boden fallen läßt, kann man bestimmen, wie hoch er hüpfen wird. Wenn man diesen<br />

Versuch beliebig oft wie<strong>der</strong>holt, kommt immer das gleiche Ergebnis mit nur minimalen Unterschieden. Läßt<br />

man hingegen den Gummiball eine Treppe hinunterkullern, so ist die Bahn des Gummiballs nicht mehr<br />

bestimmbar, denn minimale Unterschiede bei <strong>der</strong> Startgeschwindigkeit führen zu einem völlig an<strong>der</strong>en Ergebnis<br />

bezüglich <strong>der</strong> Bahnkurve des Gummiballs. Chaos-Theoretiker versuchen in chaotischen Abläufen Strukturen zu<br />

erkennen.<br />

Auch Menschen in Ihrer Gesamtheit verhalten sich nicht berechenbar und somit chaotisch. Es mag zwar<br />

durchaus interessant sein, hinter dem Verhalten von Menschen Strukturen zu suchen, für den Manipulator zählt<br />

hingegen eine an<strong>der</strong>e Fragestellungen:<br />

w Wie beeinflußt man chaotische Vorgänge?<br />

w Wie kann man chaotische Vorgänge für eigene Ziele nutzen?<br />

These 1: Chaotische Systeme lassen sich ausrichten.<br />

Ein einfaches chaotisches System ist ein vibrierendes Tablett mit Erbsen. Die Erbsen tanzen darauf wild<br />

umher und ihre Bahn ist unbestimmbar. Wenn man das Tablett nur minimal schräg stellt und weiterhin vibrieren<br />

läßt, werden zwar die Erbsen weiterhin wild umherhüpfen und die Bahn einer Erbse wird weiterhin<br />

unbestimmbar sein, aber die Summe aller Bewegungen aller Erbsen wird eindeutig auf das Gefälle hinzeigen.<br />

Die Bewegung <strong>der</strong> Erbsen in Richtung des Gefälles würde geringer, sofern man die Vibration o<strong>der</strong> die Neigung<br />

verringert. Das heißt jedoch nicht, daß durch eine beliebige Erhöhung <strong>der</strong> Vibration die Bewegung sich beliebig<br />

steigern läßt. Ab einem bestimmten Wert würden die Erbsen vom Tablett hüpfen.<br />

These 2: Chaotische System lassen sich steuern<br />

Chaotische Systeme lassen sich möglicherweise sogar sehr gut steuern. Die Summengeschwindigkeit aller<br />

Erbsen steht im Zusammenhang mit Frequenz und Amplitude <strong>der</strong> Vibration und <strong>der</strong> Neigung des Tabletts,<br />

sofern sich alle Werte in einem begrenzten Wertebereich befinden. Die Variation eines Wertes erzeugt eine<br />

bestimmbare Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Geschwindigkeit.<br />

Was hat nun <strong>der</strong> Manipulator von beiden Thesen? Er will Menschen zu einer Handlung bewegen. Würde er<br />

nun versuchen, Menschen zu beeinflussen, die feste Ansichten und Ziele haben, so wäre dieser Versuch<br />

bestimmt nicht erfolgreich. Die Beeinflußbarkeit ist um so höher, je mehr Verwirrung gestiftet wurde. Das<br />

Chaos im menschlichen Verhalten nutzt also dem Manipulator, sofern es sich in gewissen Grenzen abspielt.<br />

Das Experiment mit dem Tablett und den Erbsen zeigt uns noch etwas sehr wichtiges: Bereits eine sehr leichte<br />

Neigung des Tabletts reicht aus, um eine eindeutige Bewegung zu erzeugen. Für den Manipulator bedeutet das:<br />

Wenn das Chaos den optimalen Punkt erreicht hat, kann minimale Beeinflussung bereits zum Erfolg<br />

führen. Die Methode "Chaos mit geringer Beeinflussung" hat enorme Vorteile gegenüber <strong>der</strong> Methode "starke<br />

Beeinflussung ohne Chaos":<br />

w Der Manipulator und sein Ziel sind schlechter erkennbar.<br />

w Durch das Chaos fällt es gar nicht auf, daß ein klares Ziel überhaupt existiert. Die Handlungen wirken<br />

unkoordiniert.<br />

w Das Prinzip ist fehlertolerant. Komplexe Planungen können an einem einzigen schwachen Punkt scheitern.<br />

Das Chaos-Prinzip nutzt die Fehler und Abweichungen zur Verschleierung des Ziels.<br />

w Auch wenn viele einzelne Handlung das Ziel zu wi<strong>der</strong>legen scheinen, so wird es doch erreicht.<br />

w Wo kein Ziel erkennbar is t, gibt es keine Gegner, die das Ziel behin<strong>der</strong>n können.<br />

Eine Variante des Chaos-Prinzips sind chaos-frei Gebiete im chaotischen Umfeld. In unserem Beispiel<br />

würde das bedeuten, daß wir aus dem Tablett ein Stück rausschneiden und fest anbringen, so daß dieses Stück<br />

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