Methoden der Manipulation
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ewogen haben. Wenn man darüber nachdenkt, sucht und findet man bestenfalls neue Argumente aber nicht die<br />
ursprünglichen Motive.<br />
Ein Fertigmenü kann durchaus einfacher zuzubereiten sein als ein Halbfertigprodukt, bei dem die Hausfrau<br />
noch die Komponenten mischen muß o<strong>der</strong> würzen soll. Aber kann eine Hausfrau ein Fertigmenü genauso stolz<br />
präsentieren wie etwas, was sie selbst gekocht hat und sei es auch nur wenig gewesen, was sie machen mußte.<br />
Die Hausfrau wird eine unterschiedliche Erfahrung machen, wenn sie ein Fertigmenü präsentiert o<strong>der</strong> ein selbst<br />
gekochtes Mittagessen aus Halbfertigprodukten. Beim nächsten Kauf wird sie sich entsprechend entscheiden.<br />
Sie wird die Halbfertigprodukte kaufen, aber nicht das Fertigmenü. Würde man sie nach dem Grund fragen, so<br />
wäre die Antwort, daß die Halbfertigprodukte ihrer Familie besser schmecken. Das ist auch natürlich so.<br />
Schließlich kann man von keinem Familienangehörigen verlangen, daß er sie wegen eines Fertigmenüs lobt.<br />
Wenn dieses Prinzip erst einmal vom Hersteller <strong>der</strong> Halbfertigprodukte bzw. <strong>der</strong> Werbeagentur erkannt ist,<br />
so wird dieses Vorurteil durch die Werbung unterstützt. Man zeigt, was die Hausfrau durch minimale Zutaten<br />
alles aus dem Produkt machen kann und wie sie dafür gelobt wird. Der oberflächliche Betrachter mag das<br />
vielleicht für die Anpreisung des Produktes halten, die zeigt, wie vielfältig das Produkt nutzbar ist, aber er sieht<br />
nicht, daß die eigentliche Kernaussage lautet: Mit diesem Produkt hast du selber gekocht hast und somit gilt das<br />
ganze Lob <strong>der</strong> Familie dir.<br />
Wie wir an diesem Beispiel sehen, geht es gar nicht um den Geschmack, son<strong>der</strong>n um Anerkennung und Lob.<br />
Eigentlich wollen fast alle Menschen immaterielle Güter wie: Lob, Anerkennung, Liebe, Zärtlichkeit, Freiheit,<br />
Würde, Gerechtigkeit, Ruhe, Frieden, Erkenntnis, Macht und Abenteuer. Das tückische an diesen immateriellen<br />
Gütern ist: Man sehnt sich nach ihnen, kann sie aber nicht kaufen. Diese Sehnsucht ist fast immer unbefriedigt,<br />
gleichzeitig aber sehr intensiv. Sie ist daher ein guter Kö<strong>der</strong> für die Werbung, <strong>der</strong>en Ziel es ist, zwischen den<br />
immateriellen Gütern und konkreten Produkten einen Zusammenhang herzustellen.<br />
w Willst du gelobt werden? Dann koche dieses Produkt.<br />
w Suchst du Zärtlichkeit? Schau her, wie zart diese Seife zu deiner Haut ist.<br />
w Bist du einsam? In einer Kneipe mit einem XYZ-Bier kommt man sich gleich viel näher.<br />
w Fühlst du dich unfrei? Mit einem Geländewagen kannst du <strong>der</strong> Zivilisation entfliehen.<br />
w Bist du unruhig? Mit einem Weinbrand kannst du dich entspannen?<br />
w Bist du ein Morgenmuffel? Mit dem richtigen Kaffee kann ein Frühstück herrlich sein.<br />
Die meiste Werbung ist nach diesem Prinzip aufgebaut. Die Kunst <strong>der</strong> Werbeagentur ist es, diese Botschaft<br />
glaubhaft den Kunden einzuhämmern. Der Manipulator muß überlegen, welche Elemente in einem Werbespot<br />
zu sehen sein müssen, damit das Gesamtbild stimmt. Was braucht man zum Beispiel für Ruhe und<br />
Gemütlichkeit? Weiche Farben, ruhige Musik, Holzmöbel, Pendeluhren, Zierschrift (Schreibschrift o<strong>der</strong><br />
Fraktur), ein räkeln<strong>der</strong> Hund, bloß keine Technik, Pflanzen (alte Bäume). Die Kunst ist es, diese Liste so lang<br />
wie nur möglich zu kriegen und möglichst viel davon möglichst unauffällig in den Werbespot einzubauen.<br />
Zweitens muß klar gemacht werden, daß das Produkt zu diesem Gesamtbild zwingend hinzugehört.<br />
4.10 Sprachliche Tricks<br />
w Der Gebrauch eines bekannten Begriffes für etwas Neues erweckt die Illusion als ob es sich um etwas<br />
Bekanntes bzw. Vertrautes handelt. Schönhuber nutzte diese Methode bei <strong>der</strong> Wahl des Namens "Die<br />
Republikaner", <strong>der</strong> aus den USA schon vertraut ist.<br />
w Der Gebrauch eines neuen Begriffes für etwas Altes soll bewirken, daß es als etwas Neues o<strong>der</strong><br />
Beson<strong>der</strong>es empfunden wird. Im Buch Dianetik wird dieser Trick pausenlos angewendet, indem<br />
psychologische Banalitäten in neue Begriffe verpackt wird (z.B.: Engramme), wodurch die Illusion<br />
entstehen soll, als habe man etwas neues zu bieten.<br />
w Englisch klingt mo<strong>der</strong>n, beson<strong>der</strong>s bei technischen Dingen. Selbst ein Begriff wie "Kassettenrecor<strong>der</strong>"<br />
klingt nicht mehr mo<strong>der</strong>n genug und muß in "Tape-Deck" umgetauft werden. Was spricht eigentlich gegen<br />
den Begriff "Kompaktbandgerät"? (Ich möchte betonen, daß Deutschtümelei nicht in meinem Interesse<br />
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