Methoden der Manipulation
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wir wollen? Unser angeblich freier Wille ist großenteils fremdbestimmt. Man ißt nicht, weil man es will,<br />
son<strong>der</strong>n weil man Hunger hat o<strong>der</strong> seine Gier befriedigt. Doch Hunger und Gier haben nichts mit freiem Willen<br />
zu tun.<br />
In Werbung wird oft versucht, uns so zu manipulieren, daß wir es für unseren freien Willen halten, wenn wir<br />
so handeln, wie <strong>der</strong> Manipulator es will, z.B. indem wir ein Produkt kaufen.<br />
6.3 Moralische Werte<br />
6.3.1 Der Unterschied zwischen moralischen Werten und Sitten<br />
Moralische Werte werden von den Menschen als gut, richtig o<strong>der</strong> gerecht empfunden. Sitten haben diesen<br />
Aspekt nicht, denn es gibt auch schlechte Sitten, z.B. ist Stierkampf absolute Tierquälerei. Stierkampf ist zwar<br />
eine Sitte, aber kein moralischer Wert. Sitten sind übliche Handlungen, moralische Werte sind Grundsätze für<br />
gutes, richtiges o<strong>der</strong> gerechtes Handeln. Natürlich folgen aus Grundsätzen oftmals Handlungen. Es ist ein<br />
Unterschied ob man handelt, weil es so üblich ist (Sitte) o<strong>der</strong> weil man es für richtig hält (moralischer Wert).<br />
6.3.2 Gibt es schlechte moralische Werte?<br />
Da die eigenen moralischen Werte aus <strong>der</strong> eigenen Sicht per Definition immer gut sind, kann man sich<br />
eigene schlechte moralische Werte kaum vorstellen, bestenfalls, daß man wenig moralische Werte hat.<br />
Selbstverständlich kann jemand mit den besten Absichten den größten Schaden anrichten. Diese moralischen<br />
Werte sind dann zwar schädlich o<strong>der</strong> gefährlich, mitunter sogar so schlimm, daß sie unter Strafe gestellt werden<br />
müssen, aber aus <strong>der</strong> Sicht des Handelnden bleiben es dennoch wichtige und richtige Werte.<br />
6.3.3 Eingeschränkte moralische Werte<br />
Abgesehen von völlig verrohten Menschen hat wohl je<strong>der</strong> moralische Werte. Häufig werden die zehn<br />
Gebote als moralische Grundlage genannt. Auch wenn unklar bleibt, wie an eigentlich einen Feiertag heiligt<br />
(scheinbar denkt darüber niemand nach), so stimmen die meisten darin überein, daß man nicht stehlen und töten<br />
soll. Doch schon diese minimalen moralischen Grundsätze sind äußerst problematisch, sobald man sie auf<br />
unsere Mitgeschöpfe anwendet. Ist es Mord, wenn man ein Tier schlachtet? Darf man ein Tier bestehlen? Die<br />
Eier sind schließlich Eigentum des Huhns. Aber auch zwischen Menschen sind diese minimale moralischen<br />
Grundsätze unklar. Für Militäreinsatz und Todesstrafe scheint <strong>der</strong> Grundsatz, daß man nicht töten soll, nicht zu<br />
gelten.<br />
Wenn schon bei so elementaren moralischen Grundsätzen Einschränkungen und Kompromisse gemacht<br />
werden, so gilt das erst recht für moralische Ziele, die darüber hinaus gehen. Unser Grundgesetz o<strong>der</strong> die<br />
Unabhängigkeitserklärung <strong>der</strong> USA enthält viele solcher moralischen Ziele, z.B. "Die Würde des Menschen ist<br />
unantastbar." Ist es mit <strong>der</strong> menschlichen Würde vereinbar, arbeitslos o<strong>der</strong> obdachlos zu sein? Man sieht sehr<br />
schnell, daß solche moralischen Ziele weit von <strong>der</strong> Realität abweichen.<br />
Noch schwieriger wird es, wenn man die Folgen des eigenen Handelns moralisch bewerten will, um sein<br />
Handeln danach auszurichten. Das scheitert schon daran, daß man die Folgen nicht eindeutig bestimmen kann.<br />
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Moral, was zur Folge hat, daß Menschen sehr oft über moralische<br />
Werte in Streit geraten, da sie die Werte des An<strong>der</strong>en für unmoralisch halten. Man kann Gesinnungsethik und<br />
Verantwortungsethik unterscheiden. Gesinnungsethik betrachtet die Gesinnung, aus <strong>der</strong> jemand handelt.<br />
Verantwortungsethik betrachtet hingegen die Folgen. Man kann zwar sehr hohe moralische Ziele haben, doch<br />
können die Folgen schlimm sein, wenn man scheitert. Manchmal kann man daher den Versuch, hohe moralische<br />
Ziele zu realisieren, nicht verantworten. Mitunter verhin<strong>der</strong>t aber auch jemand wichtige Dinge, weil er<br />
überängstlich ist und glaubt, das Risiko nicht eingehen zu können.<br />
6.3.4 Moralische Werte als Filter, <strong>der</strong> Handlungen ausschließt<br />
Es ist also offensichtlich, daß Handeln nach moralischen Werten eine äußerst komplizierte Angelegenheit<br />
ist. Die wenigsten Menschen haben daher allgemein gültige Richtlinien für moralisches Handeln, son<strong>der</strong>n die<br />
Mehrheit entscheiden von Fall zu Fall neu. Moralische Werte sind aber selten <strong>der</strong> Grund für das Handeln,<br />
son<strong>der</strong>n oft nur ein Filter, <strong>der</strong> Handlungen ausschließt, sofern sie gegen die moralischen Werte verstoßen.<br />
Ein Grund hierfür ist, daß moralische Werte oft negativ definiert sind, also "nicht töten" o<strong>der</strong> "nicht stehlen".<br />
Es ist in vielen Fällen zu anstrengend, positiv definierte moralische Werte zu befolgen, wie z.B. an<strong>der</strong>en zu<br />
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