Methoden der Manipulation
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Gäbe es die indirekten Zinsen nicht, so würde man für seine Arbeit mehr Geld erhalten und könnte für sein<br />
Geld mehr kaufen. Lebensmittel würden die Hälfte kosten, Mieten würden nur noch 20 % betragen und fast<br />
je<strong>der</strong> könnte sich ein eigenes Haus leisten. Man könnte mit weniger Arbeitszeit seinen Lebensstandard halten,<br />
hätte also mehr Freizeit.<br />
Indirekte Zinsen haben für die Kapitalisten auch den Vorteil, daß auch <strong>der</strong> Zinsen zahlt, <strong>der</strong> selbst<br />
keine Schulden hat.<br />
9.8.3 Das Märchen vom Wachstum<br />
Stellen wir uns einmal einen kleinen Unternehmer vor, <strong>der</strong> am Jahresende feststellt, daß er in diesem Jahr<br />
1.000.000 DM Ausgaben hatte, aber nur 999.000 DM Einnahmen, also einen Verlust von 1000 DM, doch er hat<br />
noch einige Rechnungen zu bezahlen. Er nimmt also einen Kredit auf über diese 1000 DM auf für 10% Prozent<br />
Zinsen. Zu Beginn des nächsten Jahre hält er erst einmal einige Investitionen zurück und zahlt von den<br />
Einnahmen zuerst den Kredit zurück. Die notwendigen Investitionen werden nachgeholt, nachdem die Schulden<br />
und Zinsen bezahlt sind. In diesem Jahr hätte er ohne Kredit eigentlich 1.100.000 DM Ausgaben und 1.099.000<br />
DM gehabt also wie<strong>der</strong> 1000 DM Verlust. Doch er mußte noch seinen Kredit inkl. Zinsen zurückzahlen (1100<br />
DM). Damit ist <strong>der</strong> Verlust 2100 DM. Unser Unternehmer verwendet nun diese Methode jedes Jahr. Er würde<br />
einen Verlust machen von 1000 DM, zusätzlich noch Kredit und Zinsen. Der Kredit für jedes Jahr wäre die<br />
Höhe des Kredites vom Vorjahres + 10% Zinsen + 1000 DM. Selbstverständlich würde er jedes Jahr den Kredit<br />
vom Vorjahr zurückzahlen. Weiterhin würde <strong>der</strong> Umsatz jedes Jahr um 10 % steigen. Wie sieht nun die<br />
Rechnung aus?<br />
Jahr Umsatz neuer Kredit Kreditsteigerung in %<br />
1 1.000.000 1.000 kein Wert für Jahr 0<br />
2 1.100.000 2.100 110<br />
3 1.210.000 3.310 58<br />
4 1.331.000 4.641 40<br />
5 1.464.100 6.105 32<br />
6 1.610.510 7.716 26<br />
7 1.771.561 9.487 22<br />
8 1.948.717 11.436 20<br />
An dieser Tabelle sieht man ganz deutlich, daß die jährliche, prozentuale Steigerung <strong>der</strong> neuen Kredite<br />
deutlich sinkt. Würde man diese Rechnung beliebig fortsetzten so würde er irgendwann 10 % unterschreiten.<br />
Das bedeutet: Irgendwann kommt ein Zeitpunkt, wo die Umsatzsteigerung (hier konstant 10 %) größer ist als<br />
die Kreditsteigerung. Unser Unternehmer kann also beliebig lange so wirtschaften. Obwohl er eigentlich jedes<br />
Jahr einen Verlust hat von 1000 DM weil er falsch wirtschaftet o<strong>der</strong> zuviel für private Zwecke abzweigt, so<br />
wäre er dennoch ein guter Kunde für die Bank. Schließlich zahlt er jedes Jahr seinen Kredit vom Vorjahr<br />
zurück. Jede Bank würde so einem Kunden einen Kredit geben. Eigentlich könnte diese Methode ewig so weiter<br />
gehen. Das ganze hat nur einen Haken: Die Kredite als absolute Zahlen wachsen unaufhörlich von Jahr zu Jahr.<br />
Solange <strong>der</strong> Umsatz wächst, fällt es dem Unternehmer leicht, die Kredite zurückzuzahlen. Doch was macht er,<br />
wenn <strong>der</strong> Umsatz nicht steigt? Es wird ihm schwerer fallen, seine Kredite zurückzubezahlen. Er muß seine<br />
Investitionen länger zurückhalten, evtl. völlig ausfallen lassen. Es dauert länger, bis die Kredite zurückgezahlt<br />
sind. Dadurch steigen die Zinsen und somit <strong>der</strong> Gesamtverlust, dadurch braucht er höhere Kredite. Wenn <strong>der</strong><br />
Unternehmer nicht ganz schnell dieses Problem löst, ist er pleite. Doch die Bank hat die ganze Zeit mit ihm<br />
Geschäfte gemacht und Gewinne. Die Bank merkt aber irgendwann, daß <strong>der</strong> Unternehmer finanzielle<br />
Schwierigkeiten hat. Wenn sie glaubt, daß die Rückzahlung <strong>der</strong> Kredite nicht mehr sicher ist, wird sie keine<br />
neuen Kredite mehr an ihn vergeben, son<strong>der</strong>n auf die Rückzahlung <strong>der</strong> alten bestehen.<br />
Was haben wir an diesem Beispiel alles gelernt?<br />
w Man kann Verluste durch wirtschaftliches Wachstum scheinbar kompensieren.<br />
w Für dieses Prinzip macht es keinen Unterschied, ob man Verluste macht o<strong>der</strong> Geld für private Zwecke<br />
abzweigt o<strong>der</strong> Gesellschaftern einen überhöhten Gewinn auszahlt.<br />
w Das System bricht ohne weiteres Wachstum zusammen.<br />
w Die Banken verdienen immer, sofern sie rechtzeitig aussteigen.<br />
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