Methoden der Manipulation
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w Es wird argumentiert, daß durch Rationalisierung die Produkte billiger werden und man sich somit mehr<br />
leisten kann. Aber wenn ein Produkt billiger wird, so ist es möglicherweise weniger haltbar. Wann hat man<br />
denn den höheren Lebensstandard? Wenn man sich alle 5 Jahre eine neue Brotschneidemaschine für 200<br />
DM (=40 DM pro Jahr) kauft o<strong>der</strong> alle 2 Jahre eine für 100 DM (= 50 DM pro Jahr)? Wenn ein Produkt<br />
billiger herzustellen ist, so ist es möglicherweise nicht so einfach zu reparieren. Beispiele hierfür sind<br />
verschweißte Plastikteile, wo Schrauben eingespart wurden. Diese Art <strong>der</strong> Rationalisierung hat zur Folge,<br />
daß zwar die Produkte an sich günstiger werden, <strong>der</strong> Kunde aber auf Dauer mehr für das Produkt<br />
bzw. das Ersatzprodukt bezahlt.<br />
w Zentralisierung ist für einen Betrieb manchmal günstiger als das Betreiben kleinerer Filialen, schon allein<br />
deshalb, weil die Wege zwischen den Abteilungen kürzer sind. Doch für den Angestellten wäre <strong>der</strong> Weg zur<br />
Arbeit kürzer und billiger, wenn er in einem kleinen Betrieb in seiner Nähe arbeiten könnte, als täglich zu<br />
den Industriegebieten fahren zu müssen, wo die großen Firmen stehen. Die Produkte werden zwar billiger,<br />
aber <strong>der</strong> Weg zur Arbeit teurer. Doch dieser Weg zur Arbeit wird bei <strong>der</strong> Rationalisierung nicht<br />
berücksichtigt.<br />
w Umweltschäden werden ebenfalls nicht bei Rationalisierungen berücksichtigt, da diese Kosten innerhalb<br />
des Betriebes nicht anfallen. Die Gemeinschaft hat aber diese Kosten zu tragen.<br />
Da nur die Kosten minimiert werden, die im Betrieb auftreten und die Kosten außerhalb des Betriebes nicht<br />
berücksichtigt werden, führt Rationalisierung langfristig zu einer Kostensteigerung außerhalb des Betriebs .<br />
Diese Kosten tragen die Steuerzahler, die Konsumenten, die Zulieferer, die Arbeitslosenversicherung und<br />
die Angestellten privat. Wie lange können wir uns so eine unvernünftige Rationalisierung noch leisten?<br />
Als Ford die Fließbandproduktion von Autos begann, wurden Autos so günstig, daß sich die Meisten eines<br />
leisten konnten. Das Auto war somit eine Bereicherung. Man konnte sich vor allem frei dafür entscheiden, ob<br />
man sich ein Auto anschafft bzw. ob man sich eines leisten kann. Heute müssen wir uns ein Auto leisten, um<br />
zur Arbeit, zum Einkaufszentrum und zum Erholungsgebiet zu gelangen. Somit stellt das Auto heute eine<br />
finanzielle Belastung dar. Die Rationalisierung <strong>der</strong> Autoproduktion führte somit zu einer Erhöhung <strong>der</strong><br />
Lebenshaltungskosten.<br />
9.8.6 Die Mangelnde Entkopplung <strong>der</strong> Weltwirtschaft<br />
Was würde eigentlich passieren, wenn ein Erdbeben Tokio zerstört? Natürlich würden die Japaner es<br />
wie<strong>der</strong> aufbauen, doch dafür würde Kapital benötigt. Da das Kapital im eigenen Land durch das Erdbeben<br />
zerstört wäre, müßte das Kapital zurückgeholt werden, das im Ausland investiert ist, also in Europa und<br />
Amerika. Das wäre natürlich für die Firmen mit japanischer Beteiligung tragisch, wenn sie zu Geld gemacht<br />
würden, also liquidiert. Durch die Verringerung des Kapitals würden natürlich auch die Zinsen steigen. Ein<br />
großes Erdbeben in Japan hätte also eine Weltwirtschaftskrise zur Folge. Auch an<strong>der</strong>e lokale Katastrophen o<strong>der</strong><br />
Kriege können die Weltwirtschaft schwer treffen.<br />
Kriegsschiffe werden fast unsinkbar gemacht, indem einzelne Segmente des Schiffs abgeschottet werden<br />
können, sobald durch ein Leck dort Wasser eindringt. Durch Abschottung werden die Folgen eines<br />
Wassereinbruchs begrenzt. Wären die Segmente nicht entkoppelt, so würde beim kleinsten Leck das gesamte<br />
Schiff voller Wasser laufen und somit sinken.<br />
Würde eine Gemeinde völlig autark leben und wirtschaften, so wäre sie unabhängig von Weltwirtschaft,<br />
Billiglohnlän<strong>der</strong>n, Konjunktur, internationalen Krisen und ausländischer Konkurrenz.<br />
9.8.7 Der Welthandel schafft auch bei uns Armut<br />
Der Welthandel ist verführerisch. Er gibt die Illusion, man könne ins Ausland exportieren, somit mehr<br />
verkaufen und mehr verdienen. Kurzfristig stimmt das auch, aber durch den Welthandel wird auch importiert,<br />
somit sinkt die interne Nachfrage nach heimischen Gütern. Solange mehr exportiert wird als importiert, nutzt<br />
einem <strong>der</strong> Welthandel. Doch eine Welt, in <strong>der</strong> alle nur exportieren, kann es nicht geben. Also for<strong>der</strong>n alle<br />
Regierungen lautstark den freien Welthandel und schaffen Handelshemmnisse über Sicherheits- o<strong>der</strong><br />
Gesundheitsstandards, die von ausländischen Produkten nicht erfüllt werden o<strong>der</strong> über bürokratische<br />
Erschwerungen bei Genehmigungen.<br />
Nun könnte man sagen, daß Deutschland mehr exportiert und somit vom Welthandel profitiert. Doch da gibt<br />
es noch einen an<strong>der</strong>en Effekt: Durch den Welthandel importieren wir mit den Produkten die Armut <strong>der</strong><br />
Billiglohnlän<strong>der</strong>. Denn diese billigen Produkte konkurrieren bei uns mit den einheimischen, die mit höheren<br />
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