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Drei italienische Lustspiele aus der Zeit der Renaissance

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MARCANTONIO. Sicher ist's,<br />

ERSTER AKT<br />

I. SZENE<br />

Marcantonio und Mona Lucrezia<br />

wie ich dir gesagt habe, daß die<br />

Sitten <strong>der</strong> jungen Leute, die guten wie die bösen, größtenteils<br />

von ihren Vätern und Müttern herrühren, o<strong>der</strong> von denen, die<br />

an Stelle von Vater und Mutter sie bewachen.<br />

LUCREZIA. Es ist wahr, daß Väter, Vormün<strong>der</strong> und Lehrer<br />

daran schuld sein können, aber die Mütter nicht. Denn diese,<br />

da sie Frauen sind, haben hieran, wie an allen an<strong>der</strong>n Dingen<br />

<strong>der</strong> Welt, nur sehr wenig Anteil.<br />

MARCANTONIO. Und doch hat man zuweilen Beispiele vom<br />

Gegenteil gesehen, daß die Mütter nämlich mehr über ihre Söhne<br />

vermocht haben, als die Väter, und nicht allein über die Söhne,<br />

son<strong>der</strong>n auch über die Gatten. Um nicht weiter zu suchen,<br />

brauchst du dich nur zu erinnern, wie mein Bru<strong>der</strong> Aridosio<br />

und ich auf dieselbe Weise und von denselben Eltern erzogen<br />

worden sind und zu <strong>der</strong>selben <strong>Zeit</strong> uns verheiratet haben. Er<br />

hat von seiner Frau Tiberio, Erminio und Cassandra gehabt, und<br />

wir haben noch kein Kind. Von <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> an begann er geizig zu<br />

werden und we<strong>der</strong> ein Vergnügen noch die Ehre so hoch zu<br />

schätzen wie das Geldsammeln, so daß er elend geworden ist, wie<br />

du ihn jetzt siehst. Ich, Gott sei Dank, habe die Lebensweise<br />

beibehalten, die mir von meinem Vater überkommen war. Und<br />

für diese seine Umwandlung kann man keine an<strong>der</strong>en Ursachen<br />

anführen, und man muß sich auch keine andre denken, als<br />

die Frau ; wie kleinlich, boshaft und untüchtig sie war, weißt<br />

du ja selbst. Nie hatte Aridosio ein größeres Glück, als da sie<br />

MARCANTONIO. Und was, glaubst du, könnte sonst die<br />

starb, obwohl er es für den größten Verlust hielt, da er sich<br />

schon an ihren Charakter gewöhnt hatte.<br />

LUCREZIA. O unglückliche Frauen, die, wenn man euch hört,<br />

an allem Übel schuld sind, und das H<strong>aus</strong> nur dann glücklich<br />

und gesegnet machen, wenn sie unerwartet sterben!<br />

Ursache<br />

seiner so großen Verän<strong>der</strong>ung gewesen sein, so daß er<br />

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