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Drei italienische Lustspiele aus der Zeit der Renaissance

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Ihm aber sei sie von einem Diener verkauft worden im Alter<br />

von sechs Jahren. Seit jener <strong>Zeit</strong> habe er sie immer im Kloster<br />

gehalten, bis Tiberio eine solche Leidenschaft für sie gefaßt,<br />

daß er sie ihm für fünfzig Dukaten habe lassen müssen. Und<br />

auch heute ist ein Diener gekommen, <strong>der</strong> gesagt hat, Messer<br />

Alfonso (<strong>der</strong>, den sie für ihren Vater halten) sei ihr auf <strong>der</strong><br />

Spur. Und vielleicht wird er heute abend o<strong>der</strong> morgen hier sein<br />

und entschlossen, wenn es seine Tochter ist, wie er annimmt<br />

nach den Anzeichen, die er darüber hat, sie zurückzukaufen zu<br />

jedem noch so hohen Preise und sie in sein H<strong>aus</strong> zurückzuführen,<br />

so daß <strong>der</strong>, <strong>der</strong> sie zuerst hatte, sich in die Hände beißt,<br />

da ihm scheinen will, als habe er, wegen kurzer <strong>Zeit</strong>, eine große<br />

Glücks<strong>aus</strong>sicht verloren.<br />

MARCANTONIO. Wie ? Hat er sie Tiberio so wohlfeil überlassen,<br />

obwohl er diese Hoffnung besaß ?<br />

ERMINIO. Seit zwei Monaten bekam er von Tortona keine Nachrichten<br />

mehr, trotzdem er dreimal hingeschickt hatte, so daß er<br />

glaubte, sie hätten an<strong>der</strong>e Anhaltspunkte gefunden, o<strong>der</strong> wo<br />

sie sei, so daß sie überzeugt wären, diese hier sei es nicht. Der<br />

aber, <strong>der</strong> kam, hat alle Zeichen angegeben, so daß es unmöglich<br />

ist,<br />

daß sie es nicht sein kann.<br />

MARCANTONIO. Man hätte doch noch einen Tag länger warten<br />

können, damit ihr Vater die Freude gehabt hätte, sie wie<strong>der</strong>zubekommen,<br />

wie er sie verloren hatte. Doch auch so hat er<br />

ein großes Glück gehabt, wenn es wahr ist.<br />

Fast scheint mir's<br />

freilich unmöglich, denn <strong>der</strong>gleichen Fälle ereignen sich selten.<br />

ERMINIO. Es kann jedoch sein, und die Zeichen stimmen.<br />

MARCANTONIO. Ich will auf die Piazza. Es ist eben die Stunde.<br />

ERMINIO. Soll ich Euch begleiten?<br />

MARCANTONIO. Bleibe nur nach Belieben und denke daran,<br />

zu tun, was ich dir gesagt habe, wenn dir daran liegt, mich<br />

zufriedenzustellen. {Geht ab)<br />

ERMINIO {allein). Da hat mein Vater mir einen schönen Floh<br />

ins Ohr gesetzt. Wenn mir daran liegt, ihn zufriedenzustellen!<br />

Wie soll mir nicht daran liegen, da er immer bemüht war, mich<br />

zufriedenzustellen ? Er hat mich Geld <strong>aus</strong>geben, spielen, Liebschaften<br />

haben lassen, kurz, alles tun, was ich nur wünschen<br />

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