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Drei italienische Lustspiele aus der Zeit der Renaissance

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Kurz, ich kann nicht einmal überlegen, ob es gut o<strong>der</strong> nicht gut<br />

sei, von dieser Sache abzulassen. Denn eine Stimme in meinem<br />

Herzen sagt mir beständig, daß ich nie aufhören kann noch darf,<br />

die zu lieben, die so heiß mich wie<strong>der</strong> liebt.<br />

MARCANTONIO. Mein lieber Sohn, ich fühle großes Mitleid mit<br />

dir, denn auch ich habe erfahren, was es heißt, verliebt zu sein.<br />

Trotzdem würde ich meine väterliche Pflicht zu versäumen<br />

glauben, wenn ich dir nicht sagte, wie ich selbst hierüber denke<br />

und was die allgemeine Meinung ist. Denn niemanden gibt es,<br />

und sei er noch so lasterhaft, dem es nicht mißfällt, wenn Einer<br />

sich mit Nonnen einläßt. Die Religion ganz beiseite. Es scheint,<br />

die Männer tun's, weil sie mehr sein wollen als die an<strong>der</strong>en, und<br />

das verdrießt jeden. Denn nichts macht die Menschen verhaßter,<br />

als wenn sie sich durch irgend etwas Beson<strong>der</strong>es von den an<strong>der</strong>en<br />

zu unterscheiden suchen. Außerdem soll man doch vor<br />

<strong>der</strong> Religion nicht so geringe Achtung haben, daß man ihr<br />

keinen Respekt bezeigt, und nicht um deinetwillen, son<strong>der</strong>n<br />

wegen <strong>der</strong>er, die es sehen. Denn diejenigen, die von <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Meinung als gottlos betrachtet werden, sind verhaßt,<br />

so daß, wenn <strong>der</strong>gleichen auch keine an<strong>der</strong>e schlimme Wirkung<br />

hätte, als diesen Haß, die Menschen sich davor hüten müßten.<br />

Ich sage dir nicht, daß man die kränkt, die dort Schwestern o<strong>der</strong><br />

Töchter haben. T<strong>aus</strong>end Gefahren läuft man, wenn man Strickleitern<br />

ersteigt, Eisengitter durchsägt, Mauern erklettert, was<br />

man zu tun pflegt, um Ehre und Ruhm zu erlangen, nicht wegen<br />

einer so kurzen Lust, die eine so lange Buße nach sich zieht.<br />

Darum, lieber Sohn, vert<strong>aus</strong>che diese deine Liebe mit einer vernünftigeren,<br />

<strong>der</strong>en ersehntes Ziel du erhoffen kannst, denn gottlob!<br />

ist kein Mädchen in Lucca, die ihre Eltern dir nicht geben<br />

würden, wenn du sie zur Frau begehrst, und es ist nachgerade<br />

<strong>Zeit</strong> für dich, damit ich noch Enkelchen erleben kann. Die<br />

Mitgift ist mir nicht wichtig. Es genügt mir, daß das Mädchen<br />

dir gefalle und rechtschaffen sei. Und auf diese Weise wirst<br />

du dich und mich zugleich glücklich machen.<br />

ERMINIO. Glücklich werde ich nie sein, wenn ich meine Fiammetta<br />

nicht besitze. Ich gestehe, Eure Worte haben ein solches<br />

Gewicht, daß sie mich an das denken lassen, woran ich von<br />

Z43

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