AGS 15: Beitrag Stadtbüro (Expertise für MBV NRW (2007))
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Neben den zwei bereits beschriebenen Gruppen gibt es in allen Veränderungsprozessen auch Personen,<br />
die dem Prozess ablehnend gegenüber stehen und schwer oder gar nicht zu überzeugen sind. Die Gruppe<br />
der „Ablehnenden“ (circa 10 bis 20 % der Eigentümer) lehnt eine Investition im Kern ab (Überkritsche<br />
Einstellung). Daher sind sie auch den positiv auf die Investition gerichteten Argumenten gegenüber kaum<br />
aufgeschlossen und schwer zu überzeugen. Entsprechend sind die „Ablehnenden“ nur schwer oder auch<br />
trotz aller Bemühungen nicht für eine Investition zu gewinnen. Wichtig ist, dies frühzeitig zu erkennen,<br />
um die eigenen Ressourcen nicht zu verschwenden. Erkennbar sind die „Ablehnenden“ zumeist an kompletter<br />
Inaktivität in Bezug auf den Stadterneuerungsprozess, zum Teil resultierend durch Unwissenheit<br />
und Desinteresse. Einige der „Ablehnenden“ treten im Prozess jedoch auch als „Gegenaktivisten“ auf, die<br />
versuchen den Prozess mit negativen Argumenten zu stören. Je nach Multiplikatorfunktion dieses Gegenaktivisten<br />
muss hier seitens der Prozesssteuerung zügig gegengesteuert werden. Gegebenfalls kann<br />
es gelingen, einen „Ablehnenden“ durch vertiefte Argumentation zu einem „Abwartenden“ zu machen.<br />
Wenn Eigentümer auftreten, die unter keinen Umständen zu einer Investition zu mobilisieren sind, sollte<br />
versucht werden, ihnen den Ausstieg zu ermöglichen, d.h. die Immobilie an einen investitionsbereiten<br />
Eigentümer zu verkaufen (siehe Kapitel 5).<br />
Die an dieser Stelle vorgenommene Definition bezieht sich lediglich auf die Einstellung gegenüber der<br />
Stadterneuerung. Das Kriterium, ob ein Eigentümer beispielsweise finanziell zu Investitionen in der Lage<br />
ist, spielt dabei keine Rolle. Auf weitere Kriterien, die neben der Motivation für die Mobilisierung eine<br />
zentrale Bedeutung haben, wird im Folgenden eingegangen.<br />
Mobilisierungsrelevante Eigenschaften der Eigentümer<br />
Ein zentrales Kriterium, das bei der Mobilisierung eine Rolle spielt, ist die ökonomische Verwertung der<br />
Immobilie. Einige Eigentümer orientieren sich vor allem an den erwirtschafteten Mietüberschüssen. Sie<br />
verzichten auf kostenintensive Investitionen und Veränderungen, um ihre Überschüsse nicht zu reduzieren.<br />
Im Rahmen der Mobilisierung sind für diese Eigentümer Maßnahmen besonders relevant, die Kosten<br />
reduzieren oder langfristig Mieteinnahmen sichern.<br />
Für eine große Gruppe von Eigentümern liegt das wesentliche Bewirtschaftungsziel in der Entschuldung.<br />
Die Immobilie dient häufig als Altersvorsorge. Die Mieteinnahmen werden zur Abzahlung von Krediten<br />
genutzt, daher bleibt häufig kein großer Spielraum für Investitionen. Die Eigentümer gehen davon aus,<br />
dass der Werterhalt der Immobilie (auch bei geringen Investitionen) gesichert ist. Das Ziel einer Wertsteigerung<br />
ist untergeordnet. Die Eigentümer engagieren sich häufig für den Standort.<br />
Eine weitere eher klein einzuschätzende Gruppe von Eigentümern betrachtet die Wertentwicklung ihrer<br />
Immobilie als Einkommensquelle. Diese Eigentümer zu gewinnen, ist aufgrund ihrer langfristigen und<br />
strategischen Orientierung besonders wichtig für den Stadterneuerungsprozess.<br />
Ein weiteres ebenfalls essentielles Kriterium im Rahmen der Mobilisierung ist die Zahlungsfä<br />
higkeit der<br />
Eigentümer. So gibt es Eigentümer, die von ihrer Motivation her als „Aktivisten“ einzuordnen sind, jedoch<br />
aufgrund ihrer finanziellen Situation handlungsunfä<br />
hig sind. Andere Eigentümer können investieren,<br />
wollen aber nicht... Es ist entscheidend, zu differenzieren ob die fehlende Investitionsbereitschaft aus der<br />
Finanzlage oder der Motivation oder Bewirtschaftungsstrategie entsteht, um angepasste Hilfsangebote<br />
bzw. Argumente zu liefern. In Stadterneuerungsgebieten stellt die fehlende finanzielle Handlungsfä<br />
higkeit<br />
der Eigentümer oftmals ein großes Problem dar. Hier sind angepasste Lösungen zu entwickeln, wie<br />
z.B. die Förderung von Investitionen durch Haus- und Hofflächenprogramme, die Zusammenarbeit mit<br />
Kreditinstituten, um Zugänge zu Krediten zu ermöglichen. In einigen Fällen kann es jedoch auch notwen-<br />
dig sein, komplett zahlungsunfä<br />
hige Eigentümer durch einen Verkauf ihrer Immobilie zu unterstützen<br />
(Optionen Wohnrecht oder Aufteilung in Eigentumswohnungen prüfen).<br />
Eine wichtige Rolle spielt zudem auch der Wohnort der Eigentümer. Hierbei lässt sich unterscheiden nach<br />
Eigentümern, die in ihrer eigenen Immobilie leben, Eigentümern, die in der gleichen Stadt leben, Eigentümern,<br />
die in der Region leben und Eigentümern, die außerhalb der Region, d.h. weit entfernt leben. Es ist<br />
davon auszugehen, dass Eigentümer, die in ihrer Immobilie leben, die höchste Bindung an den Standort<br />
und ihre Immobilie haben. Eigentümer, die weit entfernt leben, haben die Immobilie dagegen häufig<br />
geerbt oder als Kapitalanlage gekauft. Sie kennen die lokalen Gegebenheiten wenig und haben teilweise<br />
nur ein geringes Interesse an der Immobilie. Zusätzlich ergeben sich durch den Wohnort der Eigentümer