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AGS 15: Beitrag Stadtbüro (Expertise für MBV NRW (2007))

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Innerhalb der Eigentümergemeinschaften können jeweils alle der vorher beschriebenen Eigentümertypen<br />

vorhanden sein. Aus den oben beschriebenen Gründen können ganze Eigentümergemeinschaften nur<br />

selten als Aktivisten agieren. Bei überwiegend ablehnender oder abwartender Haltung der Eigentümer<br />

sollte die Mobilisierungsarbeit nicht zu sehr auf Eigentümergemeinschaften konzentriert werden, um<br />

die eigenen begrenzten Ressourcen nicht zu verschwenden.. Aufgrund der beschriebenen Hemmnisse<br />

können hier keine schnellen positiven Ergebnisse erwartet werden. Es sollte zu einem späteren Zeitpunkt<br />

mit WEG umgegangen werden, um dann auch die „Abwartenden“ und „Ablehnenden“ innerhalb der<br />

Gemeinschaft argumentativ bedienen zu können. Bei einer zentralen Bedeutung der Immobilie einer<br />

Eigentümergemeinschaft für den Stadterneuerungsprozess kann das Vor-Ort-Personal den internen Diskussionsprozess<br />

begleiten und moderieren. Oder es können Lösungswege erarbeitet werden, wie nicht<br />

handlungsbereite Eigentümer ausgekauft werden können (ggf. mit Zwangsversteigerung).<br />

Sondergruppe Eigentümer mit Schlüsselimmobilien<br />

Für den gesamten Stadterneuerungsprozess spielen die so genannten „Schlüsselimmobilien“ eine besondere<br />

Rolle. Dies sind städtebaulich herausragende Gebäude, Immobilien an Eingangs- oder besonderen<br />

Platzsituationen oder besonders hervorstechende notleidende Immobilien. Sie prägen das Stadtbild und<br />

Image des Stadtteils in einer ganz besonderen Weise. Die Eigentümer dieser Immobilien können jedem<br />

der vorher beschriebenen Gruppen und Typen angehören. Wenn die Eigentümer nicht zur Gruppe der<br />

investitionsbereiten Aktivisten zählen, ist eine persönliche Ansprache dieser Eigentümer sinnvoll. Dabei<br />

sollte im Sinne der „Eins-zu-Eins-Kommunikation“ versucht werden, die besonderen Problemlagen dieser<br />

Eigentümer zu erkennen und soweit möglich spezielle Hilfs- und Unterstützungsangebote zu entwickeln.<br />

Der geeignete Zeitpunkt scheint zu Beginn der Umsetzungsphase zu liegen, wenn bereits erste gute Beispiele<br />

realisiert wurden und die Beratungsangebote etabliert sind.<br />

Sondergruppe Eigentümer mit Migrationshintergrund<br />

Eigentümer mit Migrationshintergrund bilden heute in vielen Stadterneuerungsgebieten einen hohen<br />

und zukünftig weiter steigenden Anteil der Eigentümer. Dabei unterscheiden sich im Allgemeinen die<br />

Motivationslagen bei der Bewirtschaftung von Gebäuden und die Bedürfnisse nicht wesentlich von denen<br />

der deutschen Eigentümer. Eigentümer mit Migrationshintergrund können bezüglich ihrer Motivation,<br />

Bewirtschaftungsstrategie, Finanzsituation etc. jedem der vorher beschriebenen Gruppen und Typen<br />

angehören. Tendenziell ist jedoch eine eher familienbezogene Vermietung und Bestandserhaltung festzustellen.<br />

Vor-Ort wird jedoch zum Teil kritisch gesehen, dass im Hinblick auf die Gestaltung der Immobilien<br />

Unterschiede bestehen, die teilweise kulturell oder durch anderen Anspruch begründet sind. Modernisierungs-<br />

und Instandhaltungsmaßnahmen werden oftmals in Eigenleistung oder innerhalb des Familien-<br />

oder Freundeskreises erbracht. Dies kann zu geringeren Standards führen. Die unterschiedlichen<br />

Gestaltungsansprüche führen mitunter auch zu einem Verdrängungseffekt in Bezug auf andere Bevölkerungsgruppen.<br />

Andererseits stellen Eigentümer mit Migrationshintergrund ein großes Potenzial für viele<br />

Stadterneuerungsgebiete dar. Sie verfügen häufig noch über ausreichend Kapital und investieren in vernachlässigte<br />

Gebäude. Durch andere Vermarktungkanäle – häufig Familienbezogen – bekommen sie ihre<br />

Gebäude vermietet. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass das Ziel in der Stadterneuerung nicht nur<br />

die Vermeidung von Leerständen ist, sonder vielmehr die Stabilisierung und Aufwertung der Quartiere.<br />

Die benötigte Ansprache von Eigentümern mit Migrationshintergrund unterscheidet sich wesentlich. Eine<br />

Ansprache in der Muttersprache kann sinnvoll sein zur Öffnung der Personen und zur Vertrauensbildung.<br />

Darüber hinaus können auch muttersprachliche Medien genutzt werden (auf türkisch beispielsweise Hürriyet,<br />

Milliet mit regionalen Ausgaben). Es sollte keine reine Übersetzung statt finden, sondern auch eine<br />

Vermittlung der Sanierungsziele. Gegebenenfalls kann eine spezielle Beratung angeboten werden. Eine<br />

wesentliche Rolle in der Kommunikation vieler Personen mit Migrationshintergrund spielt eine mündliche<br />

Weitergabe der Informationen. Dieses Prinzip sollte durch gezielte Ansprache und Überzeugung wichtiger<br />

Multiplikatoren genutzt werden.<br />

Insgesamt sollte der Gruppe der Eigentümer mit Migrationshintergrund im Mobilisierungsprozess besondere<br />

Aufmerksamkeit geschenkt werden, um die möglichen Potenziale nutzen zu können.

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